Während die Welt immer digitaler wird, setzen Christian Schneider und Elmar Müller bewusst auf Papier, Druck und klassische Schreibgeräte – und sind damit ausgesprochen erfolgreich…
So rasant sich Technologie bei uns im technikaffinen Schwarzwald auch entwickeln mag – zwei Unternehmer zeigen, dass analog nicht Vergangenheit ist, sondern durchaus Zukunft hat. Christian Schneider und Elmar Müller stehen beide für Fortschritt und für Produkte, die wortwörtlich berühren. Und genau das ist für viele Kunden persönlich und unternehmerisch sehr wertvoll.
„Die analoge Welt kann beständiger sein als die digitale“, sagt Christian Schneider, seit 2010 Geschäftsführer von Schneider Schreibgeräte. Seine Zeit bei Ebay hat ihn geprägt. Denn die digitalen Vordenker im Silicon Valley ließen ihre Kinder mit der Hand schreiben. Für ihn ein klares Signal: Digitale Tools ersetzen analoges Arbeiten nicht.
Die Wissenschaft gibt ihm inzwischen recht: Handschrift verschaltet neuronale Netzwerke intensiver miteinander als Tippen, fördert das Gedächtnis, verbessert die Feinmotorik und bringt die Kreativität in Fluss. Jeder handgeschriebene Brief, jeder Tagebucheintrag stabilisiert zudem die Psyche. Kurzum: Schreiben formt Persönlichkeit. „Wer sich seiner selbst nicht bewusst ist, wird irgendwann zum Ja-Sager“, warnt er. Für ihn ist das auch ein guter Grund, Schulen in der Region zu unterstützen.
Gestalten und vernetzen
Schneiders Familienunternehmen aus Tennenbronn liefert heute erfolgreich in 150 Länder, hat sich unlängst erst vergrößert, produziert mit nachhaltigen Materialien und entwickelt eigene Tintenlösungen. In der Coronazeit erweiterte Christian Schneider das Sortiment um Malwerkzeuge. Die Sehnsucht nach gestalterischem Ausdruck löste einen Boom aus. Heute produziert Schneider auch für kreative Köpfe und Künstler. Was ihn reizt: eine digitale Plattform schaffen, die Hersteller und Kreative weltweit verbindet. Für ihn sind Produkte für Kalligrafie, Malen, Zeichnen oder Schreiben echte Wertschöpfer, wobei Texte, Skizzen und Bilder zum Dialog einladen: „Das Analoge wird immer wichtig bleiben, denn eine gute Zukunft braucht das volle menschliche Potenzial.“
Warum Intuition so wichtig ist
„Wer sich selbst oder andere führt, braucht Kraft“, sagt Claudia Serr, Beraterin und Coach aus Oberndorf, denn Intuition sei die stille, analoge Kraft starker Persönlichkeiten: „Je mehr KI das Denken übernimmt, desto wichtiger wird diese urmenschliche Ressource für Führung. Wer Menschen und Situationen erspürt, statt sie nur zu analysieren, trifft den Kern.“ Wer seinen inneren Impulsen folge, statt nur Prognosen zu vertrauen, sorge instinktiv gut für sich und sein Team. Wichtig dabei: Fachwissen und Intuition gehören zusammen. „Kluge Köpfe wissen das und kultivieren mehrere Aspekte, um im Team Veränderungen zu meistern: Unternehmer und Angestellte durchbrechen Routinen und lernen immer wieder Neues. Ein Wir-Gefühl trägt gemeinsame Erfolge und für alle ist klar, wer wofür zuständig ist und welche Ziele sie ansteuern.“
Guter Druck, guter Eindruck
„Die Technologie entwickelt sich rasant, doch hochwertiger Druck bleibt gefragt“, sagt auch Elmar Müller, Geschäftsführer von Müller Offset Druck in Villingen-Schwenningen. Gefragt seien Naturpapiere, Veredelungen und Prägungen, kombiniert mit schlichtem Design: „Marken vermitteln Persönlichkeit, wenn sie echt rüberkommen. In der Reduktion liegt die Kraft.“ Papier punkte mit Struktur, Duft, Haptik und spreche die Sinne an. Sehr gute Druckprodukte setzten klare, nachhaltige Akzente in einer Welt voller austauschbarer digitaler Botschaften. „Wir machen aus etwas, das früher Massenware war, wieder etwas Besonderes.“
Beschleunigen und entschleunigen
2007 stieg Müller mitten in der Finanzkrise ins Familienunternehmen ein. 2012 investierte er in LED-UV-Maschinen mit Fotopolymeren und verdoppelte das Druckvolumen. Dank dieser Technik aus Japan trocknet die Farbe sofort. „Rückblickend war das genau richtig“, erkennt er. Um seinen Fokus neu zu setzen, steigt er privat regelmäßig aus der digitalen Welt aus. Er liest Bücher und genießt es, nach Feierabend einen langen Spaziergang zu machen. Elmar Müller lebt bewusst. Das nehmen auch andere wahr. „Am liebsten lade ich Kunden oder Lieferanten in die Druckerei ein, anstatt eine E-Mail zu schicken“, berichtet er. Wenn er seinen Geschäftspartnern sein begehrtes Weihnachtsgeschenk überreicht, blickt er in leuchtende Augen: Ein Wandkalender zum Umblättern. Alle Jahre wieder. Susanne Kleiner
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