Ob Rückenschmerzen oder Stress – Bewegung hilft. Immer mehr Firmen setzen daher auf Fitnessangebote. Wie sich das für alle Beteiligten lohnt, erklären die Studiobetreiber Norbert und Robin Merz aus Rheinfelden

Gesund, motiviert und leistungsfähig – so wünschen sich Unternehmer ihre Mitarbeiter. Kein Wunder also, dass Firmenfitness-Angebote boomen. Was früher die Rückenschule nach Feierabend war, ist heute ein digital verbundenes bundesweites Netzwerk aus Fitnessstudios, Schwimmbädern, Yogakursen und Wellnessangeboten.
Sport hat eben Konjunktur. 2024 legte der deutsche Fitnessmarkt mit 11,7 Millionen Mitgliedern (+3,6 Prozent) in 9127 Anlagen (+0,2 Prozent) auf 5,82 Milliarden Euro Umsatz zu. Ein Plus von 7,0 Prozent – trotz Wirtschaftskrise und Konsumflaute. Die größten Gewinner im Markt sind die großen Anbieter. Die Top 10 der Branche – mit RSG, FitX und Clever fit an der Spitze – teilen sich 46 Prozent des Markts und wachsen schneller als die Mittelständler. Noch krasser ist die Entwicklung der Aggregatoren wie Urban, Hansefit, Egym Wellpass und Wellhub: deren Mitgliederzahl kletterte 2024 um 64 Prozent auf mehr als 1,2 Millionen Menschen. Für kleine Studiobetreiber ist das eine Herausforderung – denn die Erlöse mit einem Hansefit-Sportler unterscheiden sich von einer klassischen Mitgliedschaft auf Abo-Basis.
Parallel dazu wächst der Markt für betriebliche Gesundheitsförderung. Laut einer Deloitte-Studie investierten deutsche Unternehmen 2023 rund drei Milliarden Euro in die Gesundheit ihrer Mitarbeiter – auch weil Arbeitnehmer laut Statistischem Bundesamt an 15 Tagen im Jahr krankgeschrieben sind. Zu den häufigen Ursachen zählen Rückenschmerzen und Muskel-Skelett-Erkrankungen – aber auch psychische Belastungen nehmen zu. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) schätzt die jährlichen Produktionsausfälle durch Arbeitsunfähigkeit auf rund 130 Milliarden Euro – der Verlust an Bruttowertschöpfung liege sogar bei 221 Milliarden Euro. In Prävention zu investieren ist da naheliegend – und zwar gerade in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten. Genau da setzen Firmenfitness-Angebote an. Studien zeigen: Wer regelmäßig Sport treibt, ist seltener krank, leistungsfähiger und zufriedener im Job. Die Initiative Gesundheit und Arbeit (Iga) beziffert den Return on Investment (ROI) betrieblicher Gesundheitsmaßnahmen auf durchschnittlich 2,70 Euro pro investiertem Euro – vor allem durch weniger Fehlzeiten. Auch der AOK-Fehlzeitenreport zeigt: Unternehmen mit strukturiertem Gesundheitsmanagement verzeichnen rund 20 Prozent weniger Krankentage.

Flexibel und ortsunabhängig
Firmenfitness über Aggregatoren wie Hansefit oder Wellpass machen es einfach: Mitarbeiter erhalten über ihren Arbeitgeber Zugang zu zahlreichen Sport- und Freizeiteinrichtungen – flexibel, ortsunabhängig und ohne langfristige Vertragsbindung. Für Unternehmen sind die Angebote steuerlich attraktiv, für Beschäftigte bedeuten sie einen Mehrwert – gerade in Zeiten, in denen Fachkräfte genau hinschauen, welche Benefits ein Arbeitgeber bietet.
Schon seit vier beziehungsweise einem Jahr arbeitet Norbert Merz mit Wellpass und Hansefit und zusammen. Firmenfitness-Angebote hat er aber schon kurz nach der Eröffnung seines ersten Fitnessstudios in Rheinfelden vor 40 Jahren eingeführt. Heute sind er und sein Sohn Robin Geschäftsführer von Grendelmatt-Sport, die drei Studios in Rheinfelden betreibt. Diese gehören zur Maxx-Gruppe, die mit insgesamt elf Studios zwischen Laufenburg und Freiburg einen Jahresumsatz von sieben Millionen Euro erwirtschaftet.
Den Bereich Firmenfitness hat die Familie Merz über die Jahre konsequent ausgebaut. „Neben Wellpass und Hansefit haben wir mit 39 Unternehmen der Region eine individuelle Firmenvereinbarung“, sagt Norbert Merz. In allen Firmenfitnessverträgen sind Gerätetraining, Sauna, Wellness und Gruppenkurse enthalten, dazu ein Trainertermin alle drei Monate. Bei spezifischen Verträgen mit kleineren Unternehmen gehen die Fitnessspezialisten auf die individuellen Bedürfnisse ein, etwa bei berufstypischen Rückenleiden. Ein weiterer Vorteil einer direkten Kooperation: „Auf Wunsch können wir einen Gesundheitstag veranstalten und mit unseren Trainern in die Firma gehen“, erläutert Robin Merz. „Oder wir stehen beratend zur Seite, wenn sich Firmen eigene Fitnessgeräte für ihre Mitarbeiter anschaffen möchten.“

Was das Ganze die Unternehmen kostet? Pauschal lasse sich das nicht sagen. Die Modelle und Zuschüsse seien so unterschiedlich wie die Unternehmen selbst. „Aber genau dafür sind wir ja da“, sagt Robin Merz, der das jeweils passende Konzept mit den Betrieben entwickelt – und dafür sorgt, dass Firmenfitness auch wirklich funktioniert. Gerade bei größeren Unternehmen müsse das Angebot breit gefächert sein, bei kleineren ließe sich viel gezielter auf die Bedürfnisse der Beschäftigten eingehen. Auch beim Thema Kostenbeteiligung gibt Robin Merz klare Empfehlungen: „Was nie funktioniert: Wenn die Firma alles zahlt – oder gar nichts“, bringt er es auf den Punkt. Werden die Kosten komplett übernommen, fehle oft die Wertschätzung. Die Folge: Mitarbeiter melden sich zwar an, nutzen das Angebot aber nicht. Umgekehrt springt bei einer rein symbolischen Unterstützung – etwa fünf Euro im Monat – kaum jemand an. Bewährt hat sich hingegen das 50:50-Modell: Die Hälfte zahlt die Firma, die andere der Mitarbeiter selbst. „Dann ist der Eigenanteil groß genug, dass man das Angebot auch wirklich schätzt.“ Unternehmen können ihren Zuschuss übrigens unterhalb der Sachbezugsfreigrenze steuerfrei gewähren.
Und wie sieht die Zukunft der Firmenfitness aus? Für Norbert und Robin Merz ist die Antwort klar: „Jede Firma wird irgendetwas anbieten müssen – einfach, weil es von den Mitarbeitern erwartet wird.“ Daniela Santo
