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Ausgabe 10/2025
Unternehmen
Inklusion

Helden mit Handicaps

Inklusion ist ein großes Wort. Doch viele Unternehmen tun sich schwer damit, Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung zu schaffen. Dabei gibt es genügend positive Beispiele im Südwesten.

Geliebte Inklusion Jobs für Menschen mit Handicap sind rar – umso glücklicher ist Markus Falk über seine Arbeit in einer Restaurant-Küche.

Markus Falk lächelt. In der Küche der Linde in Hofstetten wartet eine Rotte Karotten darauf, geschält zu werden. Rasch hat er sich sein Werkzeug besorgt, legt konzentriert los – und lächelt weiter. Zweimal in der Woche kommt der 46-Jährige in die Linde und unterstützt Küchenchef Reinhard Kaspar. Sein Arbeitgeber ist aber nicht das Restaurant, sondern die Lebenshilfe im Kinzig- und Elztal. Denn Markus Falk ist einer von vielen Werkstattmitarbeitern, die im Hintergrund ihren Job erledigen – mit Freude und viel Engagement.
Nicht anders ist es bei Diana Kiefer* in Heiligenbronn. Sie muss nicht sehen, was sie tut – sie spürt es. Sie kennt jeden Handgriff, ihre Taumelnietmaschine und alle Abläufe genau. Mit der linken Hand greift sie die Einzelteile, positioniert sie unter dem Nietkopf und startet die Maschine. Das Ergebnis: präzise montierte Laufrollen für die Schwarzwälder Kugel- und Rollentechnik (SKT) in Tennenbronn.
Diana Kiefer ist eine von 140 Menschen mit Sinnesbehinderung, die in der Werkstatt der Stiftung St. Franziskus tätig sind. Viele von ihnen haben zusätzlich eine körperliche oder geistige Beeinträchtigung und leben in einer der Wohneinheiten der Stiftung in Heiligenbronn. „Damit sie anspruchsvolle Arbeiten erledigen können, werden sie von 45 Mitarbeitern unterstützt“, sagt Gernot Pfau. Mit ihm arbeiten hier Arbeitserzieher, Heilerziehungspfleger, Sozial- und Sonderpädagoginnen in einer Blindenwerkstatt, dem Förder- und Betreuungsbereich im Haus St. Johann und in einer ausgelagerten Arbeitsgruppe für die Landwirtschaft.

* Name von der Redaktion geändert

Setzen auf Inklusion: Bereichsleiter Bertold Schätzle von der Lebenshilfe im Kinzig- und Elztal, Mitarbeiterin Rebecca Siegmund, Linde-Küchenchef Reinhard Kaspar, Küchenhelfer Markus Falk und Frank Weinmann, Pädagogischer Leiter der Lebenshilfe in Haslach (von oben nach unten)

Von der Produktion bis zum Verpacken
Der Arbeitsbereich der WfbM ist mit einem modernen Maschinenpark ausgestattet – inklusive Spezialapparaten, die individuell erweitert wurden. Sie erleichtern Tätigkeiten wie Montieren, Sortieren, Verpacken und Kommissionieren. Für den Kugellagerspezialisten SKT werden Module und Bauteile gefertigt, auch Verpackungs- und Kommissionierungsaufgaben gehören zum Leistungsspektrum.
SKT-Geschäftsführer Andreas Schwarzwälder besucht die Werkstatt regelmäßig. „Dieser Kontakt ist für mich wichtig“, sagt er. Das sehen auch Gernot Pfau und das Team der WfbM so. „Der Austausch und die Rücksprache bilden eine wichtige Säule unserer Zusammenarbeit“, ergänzt Mario Kunz. Er leitet die Montage-Arbeitsgruppen, ist Taubblindenbeauftragter und kommuniziert bei Bedarf über das sogenannte Lormen – eine taktile Kommunikationsform für Menschen mit Taubblindheit. Dabei werden bestimmte Punkte auf der Handfläche des Gegenübers gedrückt, die Buchstaben entsprechen.

Inklusion ist ein großes Wort. Doch viele Unternehmen tun sich schwer damit, Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung zu schaffen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts liegt die Erwerbsquote bei Menschen mit Behinderung bei lediglich 51,4 Prozent – im Vergleich zu 77 Prozent bei Menschen ohne Beeinträchtigung. Dabei können Menschen mit Handicap einen echten Beitrag zum wirtschaftlichen Erfolg leisten oder überhaupt spezielle Einrichtungen zurück ins Leben finden – wie in der WfbM der Seewerke in Konstanz, einem von drei Werkstatt-Standorten des Caritasverbands. Beschäftigt sind hier vor allem Menschen, die aufgrund von psychischen Erkrankungen wie Persönlichkeitsstörungen, Burnout oder Depression eine maßgebliche Behinderung entwickelt haben.
Im ersten Stock betreiben die Seewerke eine Wäscherei, im zweiten ist die eigentliche Werkstätte mit verschiedenen Arbeitsbereichen. Hier werden Versandkartons für Stoßwellen-Therapiesysteme der MTS Medical AG gefaltet und beklebt. Das Medizintechnikunternehmen hat seinen Sitz gleich gegenüber. Diese Nähe habe dazu geführt, dass man sich kennengelernt habe, erinnert sich MTS-Vorstand Benjamin Schullcke und lächelt. „Daraus entstand ein Auftrag.“

Ein Anfang muss gemacht werden
Weil die Zusammenarbeit verlässlich und reibungslos funktioniert, kann sich Schullcke vorstellen, mehr Arbeiten an die WfbM abzugeben. „Das ist aufgrund der Komplexität unserer Produkte aber nicht so einfach“, sagt der Unternehmensleiter. Zusammen mit Standortleiter Ludger Ferber-Thiel aber fand man dann doch Tätigkeiten, die Schrumpfmontage zum Beispiel. MTS stellt dafür das passende Werkzeug, die Einarbeitung übernehmen die Arbeitserzieher der Seewerke wie Katharina Riester. In aller Ruhe erläutert sie etwa Roman Buguna-Hoffmann, wie die Schläuche gehalten und im Hitzefeld miteinander verbunden werden. Zeit und Geduld sind wesentliche Faktoren bei den WfbM. „Wir wollen nicht nur einen adäquaten Arbeitsplatz stellen, sondern auch ein sicherer Hafen sein“, sagt Kathrin Riester. Eine Einschätzung, die Berthold Schätzle teilt. Er ist Bereichsleiter Technik bei der Lebenshilfe im Kinzig- und Elztal mit drei Werkstatt-Standorten: „Hier sind unsere Mitarbeiter jemand. ‚Draußen‘ sehen sie sich oft ausgegrenzt und benachteiligt.“ Es geht den Verantwortlichen daher nicht allein um Arbeit, sondern um ein sinnvolles Beschäftigungsverhältnis.

Kritik am System der Werkstätten
Die Werkstätten haben den Auftrag, Menschen mit Behinderung für den ersten Arbeitsmarkt zu befähigen, ihre Eingliederung vorzubereiten. Dass sie als Unternehmen auftreten und weniger als den gesetzlichen Mindestlohn bezahlen, wird nicht überall geschätzt. Eine Kritik, die Ludger Ferber-Thiel kennt. „Wir Werkstätten sind in erster Linie Reha-Einrichtungen“, stellt er klar. Zumal werde bei kritischen Anmerkungen oft übersehen, dass die Beschäftigten „neben dem gesetzlich geregelten Arbeitsentgelt auch Anspruch auf umfangreiche Betreuungs-, Bildungs-, Förder- und Therapieleistungen haben. Zudem erhalten sie in der Regel Pflegeleistungen und Grundsicherung sowie staatliche Zuschüsse zur Miete.“

Fotos: Jigal Fichtner (4); SKT

So unterschiedlich die verschiedenen Leistungen der Werkstätten im Südwesten sind, so unterschiedlich ist auch ihre Spezialisierung. Während das Haus Teresa in Heiligenbronn auf Menschen mit Sinnesbeeinträchtigung fokussiert sind und die Seewerke in Konstanz auf Menschen mit psychischer Behinderung, sind es bei der Lebenshilfe im Kinzig- und Elztal vor allem Menschen mit geistigem Handicap. Nicht selten kommt eine körperliche Behinderung hinzu. So wie bei Rebecca Siegmund, die auf den Rollstuhl angewiesen ist.
Sie kümmert sich verantwortlich um einen Auftrag von Riha Plastic in Biederbach. Es geht um das Anbringen der Montagehilfe und das Einbauen eines Magnets im Montagesockel. „Da muss qualitativ alles stimmen“, sagt Berthold Schätzle. Die Werkstatt in Elzach verfügt – wie die der Seewerke oder die St. Franziskus – über die relevanten ISO-Zertifikate und Zulassungen. „Sonst könnten wir unsere Leistungen gar nicht anbieten.“
Seit mehr als 16 Jahren arbeitet die Riha Plastic mit der WfbM in Elzach zusammen. Deren Geschäftsführer Jürgen Rissler schätzt die gute Verbindung. Warum es nicht mehr Unternehmen ihm gleichtun, kann er nicht nachvollziehen. „Vielleicht kennen nicht alle heimischen Unternehmen die Leistungen der Lebenshilfe“, sagt er.

Neben den Arbeiten in ihren eigenen Räumlichkeiten begleiten die WfbM ihre Mitarbeiter auch in Firmen, wenn sie dort im Rahmen eines ausgelagerten Arbeitsplatzes eingesetzt werden. Wie eben Markus Falk in der Linde. Restaurantchef Reinhard Kaspar kennt den heute 46-Jährigen seit seiner eigenen Ausbildungszeit aus der Nachbarschaft. „Markus kam nachmittags oft zu uns und hat seine Hilfe angeboten“, erinnert er sich. Als das immer mehr wurde, wollte es der Gastronom offiziell machen, scheiterte aber anfangs an bürokratischen Hürden.
Mit Hilfe der Landespolitik gelang es dann doch: Markus Falk, der nur einen Katzensprung entfernt wohnt, darf seither an zwei Tagen in der Küche mithelfen. Das macht er immer noch, freut sich Reinhard Kaspar: „Mit großem Eifer, Hingabe und Freude an der Arbeit.“ Markus Falk schält und schnippelt Gemüse klein, spült Töpfe und Pfannen, kümmert sich um die Spülmaschine und achtet auf die Mülltrennung. „Da verstehe ich keinen Spaß“, sagt er ernst, doch dann zieht ein feines Lächeln über seine Lippen. „Ohne Markus würde in der Linde etwas fehlen“, bringt es Inhaber Reinhard Kaspar auf einen einfachen Nenner. Patrick Merck

Mehr Inklusion wagen?

Miriam Kammerer von der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg
hilft gern weiter: kammerer@vs.ihk.de
0 72 21/9 22-5 12

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