Wo steht der Einzelhandel derzeit? Um diese große Frage ging es in der IHK-ibi-Handelsstudie 2024. Neben Auswertungen für Deutschland und Baden-Württemberg wurde eine für das Kammergebiet der IHK Hochrhein-Bodensee angefertigt. Dabei gilt auch hier: „Zeitmangel durch Bürokratie ist und bleibt eine große Herausforderung für Händler“, sagt IHK-Handelsreferent Eckhart Fink.

Der Vergleich der beiden Auswertungen weist zwar keine großen Unterschiede auf, doch es gibt sie. Ein Beispiel dafür ist das Zukunftsthema Digitalisierung. Hier schätzen die heimischen Händler ihr Wissen auf einer Skala zwischen eins und zehn deutlich besser ein als die Kollegen in Baden-Württemberg. Der Landesschnitt liegt bei 5,9, im Bereich der IHK Hochrhein-Bodensee bei 6,4 Punkten und damit besser als im bundesdeutschen Mittel: Hier sind es 6,1 Punkte. Dazu passt, dass sich die Unternehmen im Kammergebiet auch besser auf die Herausforderungen der Digitalisierung vorbereitet fühlen. Während der Mittelwert in Deutschland bei 5,8 und im Land bei 5,7 liegt, beträgt er im Gebiet der IHK Hochrhein-Bodensee 6,1.
Die Befragung zur Studie, an der sich 53 IHKs direkt beteiligt haben – darunter die IHK Hochrhein-Bodensee sowie die benachbarten Kammern Südlicher Oberrhein und Bodensee-Oberschwaben – lief im dritten und vierten Quartal 2024. Koordiniert von der DIHK und wissenschaftlich begleitet wurde sie von ibi research an der Universität Regensburg. Deutschlandweit wurden 2096 Einzelhändler befragt. Die Studie für die Landkreise Lörrach, Waldshut und Konstanz basiert auf 65 Rückmeldungen. Für Eckhart Fink „eine gute und vor allem repräsentative Auswahl“. Der Vorgänger der IHK-ibi-Handelsstudie 2024 wurde 2020 veröffentlicht.
Hybride Vertriebsstrategien gefragt
Die Auswertung – sowohl für Deutschland, Baden-Württemberg als auch für die Region der IHK Hochrhein-Bodensee – machen die großen Herausforderungen für den Handel sichtbar. So sehe sich der Einzelhandel immer häufiger mit der Aufgabe konfrontiert, hybride Vertriebsstrategien zu entwickeln und digitale Innovationen sowie analoge Kundenerwartungen gleichermaßen zu integrieren. Die Unternehmen müssen dementsprechend auf verschiedenen Vertriebskanälen unterwegs sein, ohne ihre Lauf- und Stammkundschaft aus dem Blick zu verlieren. Keine leichte Aufgabe. Fachlich, da ist sich Eckhart Fink, Handelsreferent im Geschäftsfeld Existenzgründung und Unternehmensförderung der IHK Hochrhein-Bodensee sicher, sei das kein großes Problem. „Unseren Händlerinnen und Händlern fehlen einfach die zeitlichen Ressourcen.“ Und zwar nicht nur dafür. Auch gebe es wenig Luft, um Zukunftsstrategien für das eigene Geschäft zu entwickeln. Zumal der Faktor Bürokratie in vielen Fällen als Bremse fungiere. „Das wird in der Studie deutlich.“
Auf einer Skala von eins – für kaum – bis zehn – für sehr stark – sollten Händler benennen, wie sehr sie sich durch bürokratische Vorgänge eingeschränkt fühlen: Mehr als ein Viertel vergaben zehn Punkte, im Mittelwert waren es 7,8 Punkte. Größte bürokratische Belastung ist demnach die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO), gefolgt von den „Grundsätzen zur ordnungsmäßigen Führung und Aufbewahrung von Büchern, Aufzeichnungen und Unterlagen in elektronischer Form sowie zum Datenzugriff“ (GoBD).
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Zunehmende Regulierung
Einen negativen oder sehr negativen Einfluss auf das bisherige Geschäftsmodell habe zudem eine „zunehmende Regulierung“. Das sehen zumindest mehr als 80 Prozent der Befragten so. Auch die Marktmacht globaler Anbieter sorgt für Stirnrunzeln. Zwar bewerten 70 Prozent der Händler im Kammergebiet deren Aktivitäten als Herausforderung für den eigenen Erfolg. „Trotzdem gehen rund 80 Prozent von steigenden Umsätzen im Online-Geschäft aus“, zitiert Eckhart Fink aus der Studie. Damit einher gehen „spürbare Investitionen in die digitale Sichtbarkeit“. 91 Prozent der befragten Unternehmen im Kammergebiet sind stationäre Händler, 45 Prozent betreiben einen eigenen Online-Shop.
Ladendiebstähle nehmen zu
Für mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen mit stationärem Geschäft werden Ladendiebstähle zu einem immer größeren Problem. Zwar sprechen 40 Prozent von einer unveränderten Tendenz, 29 Prozent bemängeln allerdings eine Zunahme – zwölf sprechen sogar von einer starken Steigerung. Zehn Prozent können oder wollen die Frage, ob sie im vergangenen Jahr von Diebstählen betroffen waren, nicht beantworten. 55 Prozent berichten, dass sie Opfer von Diebstählen geworden sind.
Die derzeit größte Herausforderung für den stationären Handel sehen mehr als 55 Prozent der Befragten in den hohen Energiepreisen. Zudem verzeichnen 49 Prozent der Händler eine sinkende Passantenfrequenz. Deshalb sei die Arbeit der Innenstadtberaterin Victoria Arens von der IHK Hochrhein-Bodensee so wertvoll, sagt Eckhart Fink: Sie unterstützt Kommunen und lokale Handelsverbände, um mehr Leben in die Einkaufsstraßen und Innenstädte zu bringen. Patrick Merck
Kontakt
Eckhart Fink | Referent Handel
Geschäftsfeld Existenzgründung | Unternehmensförderung
07531 2860-130
eckhart.fink@konstanz.ihk.de
Victoria Arens | Innenstadtberaterin
Geschäftsfeld Existenzgründung | Unternehmensförderung
07531 2860-132
victoria.arens@konstanz.ihk.de