1998 kauft Gerhard R. Daiger die „Dr. Walser Dental GmbH“ und macht sie zu einem global aktiven Unternehmen. Gut 75 Jahre nach der Gründung als „Dr. J. Walser Dentalfabrikation“ 1948 bedient Walser Dental Kunden in mehr als 125 Ländern mit Spezialprodukten.

Radolfzell. Es ist eine Anzeige in der Wirtschaft im Südwesten, die vor knapp 26 Jahren die Weichen des Herstellers für zahnärztliche Instrumente auf Erfolg stellt. 1998 steht das Unternehmen am Scheideweg: Der Gründer, Zahnarzt Julius Walser, ist bereits 1977 gestorben, sein Sohn und Nachfolger Gerhard Walser 13 Jahre danach. In der WiS sucht Ursula Walser per Chiffre einen Käufer – und Gerhard Daiger, in der Medizintechnik als Manager und Coach aktiv, ist interessiert, „obwohl ich nicht wusste, was die Firma genau machte“, erinnert er sich. Doch der Wille, Unternehmer zu werden, ist groß: „Seit meiner Jugend war es mein Wunsch, mich selbstständig zu machen.“
Doch das erste Gespräch über den Firmenkauf wurde von der Geschäftsleitung abgesagt, da alle Mitarbeiter gekündigt und die Schließung des Medizintechnikherstellers beschlossen war. Daiger kämpfte um Firma und Mitarbeiter. Es gelang ihm, die Unternehmensführung vom Verkauf zu überzeugen. Und doch fängt er fast bei null an. Die Konstruktionszeichnungen der Werkzeuge und andere Dokumente sind nicht mehr vorhanden. Alles muss neu erarbeitet werden. Gerhard Daiger zieht allein an den Bodensee, holt die Mitarbeiter ins Boot und baut das Unternehmen an einem neuen Standort im Industriegebiet Nord in Radolfzell auf.
Mit Erfindungen Trends setzen
Den Grundstein für das heute international aktive Unternehmen hatte 1948 der Zahnarzt und Entwickler Julius Walser gelegt. Er gründete die Dentalfabrikation, weil ihm die bestehenden Hilfsmittel für zahnmedizinische Behandlungen nicht optimal erschienen. Zu seinen Erfindungen zählen unter anderem eine Inlay- und Stiftpinzette, der Injecto-Löffel und die Walser Zahn-Matrize mit dazugehöriger Matrizenzange. Matrizen und Zange, die seitdem kontinuierlich weiterentwickelt wurden, bilden das Fundament des erfolgreichen Herstellers – damals wie heute.
Zum Einsatz kommt eine Matrize immer dann, wenn etwa eine Füllung gemacht werden muss, erklärt Daiger: „Eine Zahnmatrize umschließt den Zahn und hält das Füllmaterial an Ort und Stelle. Damit werden die benachbarten Zähne bei der Behandlung geschützt.“ Das Anlegen dieser „Schalung“ ist allerdings umständlich und oft für die Patienten schmerzhaft, weil die Matrize exakt mit Keilen eingepasst werden muss und das empfindliche Zahnfleisch in Mitleidenschaft gerät. Anders die Walser-Matrize, die sich mit Hilfe der Walser Matrizenzange mit nur einer Hand einsetzen und herausnehmen lässt. Da sie sterilisierbar und mehrfach verwendbar ist, schont sie die Umwelt. „Das macht sie einzigartig“, erklärt der Firmenchef. Zahnärzte in aller Welt setzen auf die Produkte aus Radolfzell, die ursprünglich alle patentiert wurden. Seit der Übernahme 1999 haben Gerhard Daiger und sein Team 431 Innovationen umgesetzt, neue Produkte auf den Weg gebracht und auf internationalen Dental-Messen vorgestellt. Auch die Marke Walser hat der Firmenchef weltweit angemeldet und schützen lassen.
Heute liefert die Dr. Walser Dental Matrizen und Co. in mehr als 125 Länder. Umsatz oder Gewinn werden nicht veröffentlicht. Wichtiger sind Daiger die „durchgehend hohe Produktqualität“, die seit 25 Jahren gegen Null gehende Reklamationsrate, der exzellente Ruf und das soziale Engagement seines Unternehmens. Allein in den vergangenen 18 Jahren hat man über 100 Auszeichnungen erhalten. 2023 wurde Walser Dental beim Mittelstandspreis für soziale Verantwortung zum 17. Mal in Folge ausgezeichnet, berichtet der 65-Jährige.
Patrick Merck
Bild: Gerhard R. und Beate Daiger mit Uwe Böhm von der IHK Hochrhein-Bodensee bei der Übergabe der Jubiläumsurkunde zum 75. (v.l.)