In Folge des seit Ende Februar herrschenden Krieges in der Ukraine verschlechtert sich das Konjunkturklima in der regionalen Wirtschaft. Besonders deutlich spürbare Preissteigerungen für Energie und Rohstoffe sowie Störungen in den Lieferketten werden für die Betriebe zunehmend zur Bedrohung.
Dabei überlagern sich Effekte des Krieges mit den Auswirkungen der noch nicht überstandenen Coronapandemie“, so Alexander Graf, zuständig für die Konjunkturumfrage der IHK. Entsprechend gehen die Erwartungen über den weiteren Verlauf der Konjunktur bei den Unternehmen im IHK-Bezirk zurück und der Konjunkturklimaindex in der Region sinkt von 120 Punkten zu Jahresbeginn auf aktuell 114 Punkte.
Geschäftslage
Dabei blieb die Einschätzung der Geschäftslage bei den Betrieben mit einem Wert von 124 Punkten gegenüber der Befragung zum Jahreswechsel (ebenfalls 124 Punkte) noch stabil.
Gebremste Entwicklung in der Industrie
Die derzeitige Tendenz in den Auftragseingängen aus dem In- und Ausland zeigt sich bei jedem zweiten Produktionsbetrieb in der Region gleichbleibend. Die Zahl derer, die einen fallenden Auftragseingang zu verzeichnen haben, steigt allerdings deutlich von 2 Prozent zu Jahresbeginn auf aktuell 13 Prozent. Der Auslastungsgrad der Kapazitäten im Produktionssektor sinkt leicht auf 87 Prozent. Regionale Produktionsbetriebe kämpfen mit weiter steigenden Produktionskosten. Dies hat auch Folgen für die Ertragslage. Diese bezeichnen rund 20 Prozent der Betriebe als schlecht. Der Indexwert der Lage für das produzierende Gewerbe im IHK-Bezirk sinkt von 138 auf 132 Punkte. Sie bleibt damit insgesamt positiv, zeigt aber erste Bremsspuren.
Zurückhaltende Kunden
Leicht positiver als vor Monaten zeigt sich die Einschätzung beim regionalen Handel. 23 Prozent der Befragten beurteilen ihre Lage aktuell als gut, der Großteil (61 Prozent) als befriedigend. Gleichzeitig berichtet jeder zweite Händler von gegenüber dem Vorjahresquartal gestiegenen Umsätzen. Der Lageindex im Handel zeigt sich damit verbessert und steigt auf 107 Punkte. Die Coronabeschränkungen im Handel sind für die Kunden gefallen, die Zurückhaltung beim Konsum im regionalen Einzelhandel aber noch nicht. Aktuell bezeichnen 56 Prozent der Händler das Kaufverhalten ihrer Kunden als zurückhaltend, rund ein Drittel als saisonüblich.
Dienstleistungsbereich sehr unterschiedlich
Der Lageindex im Dienstleistungsbereich zeigt sich seit Jahresbeginn stabil bei 122 Punkten. Dabei hat sich die Zahl der Dienstleister, die von einer schlechten Geschäftslage sprechen von 22 auf 18 Prozent verringert. Gleichzeitig ist aber auch der Anteil derer, die ihre Lage als gut einschätzen seit Jahresbeginn leicht gesunken. Gleiches gilt für den Umsatz, bei dem 21 Prozent einen Rückgang und 37 Prozent einen Anstieg gegenüber dem gleichen Vorjahresquartal verzeichnen. Zur zweiten Gruppe gehören auch diejenigen Dienstleistungsbetriebe, die durch die Coronaverordnungen sehr lange und sehr deutlich limitiert wurden und nun wieder mehr oder weniger uneingeschränkt ihrer Tätigkeit nachgehen dürfen. Im Auftragseingang zeichnet sich bei mehr als jedem zweiten Dienstleister momentan ein gleichbleibendes Auftragsvolumen ab; der Anteil derer mit tendenziell steigendem Volumen beträgt rund 20 Prozent, während ein Viertel von einem fallenden Auftragsvolumen berichtet.
Erwartungen für 2022
Die Geschäftserwartungen in der Region gehen zurück. Aktuell sieht jeder vierte Betrieb eine schlechtere Geschäftsentwicklung in den nächsten zwölf Monaten voraus. Damit hat sich dieser Anteil gegenüber der Befragung zu Jahresbeginn beinahe verdoppelt. Die Hälfte der Unternehmen erwarten einen gleichbleibenden Geschäftsverlauf. Unter den Produktionsbetrieben erhöht sich der Anteil der Unternehmen, die mit schlechteren Geschäften rechnen von null auf 16 Prozent. Auf der anderen Seite steigt aber auch der Anteil der produzierenden Unternehmen, die mit besseren Geschäften rechnen von 33 Prozent zu Jahresbeginn auf nun 39 Prozent. Im Handel nimmt die Zahl der pessimistischen Einschätzungen für die kommenden Monate von 30 auf 35 Prozent zu, die Zahl derer mit optimistischen Erwartungen geht von 26 auf 20 Prozent zurück. Unter den Dienstleistern im Kammerbezirk erwartet jeder Zweite gleichbleibende Geschäfte. Die Zahl der Optimisten, die bessere Geschäftsverläufe für die kommenden Monate prognostizieren, reduziert sich im Dienstleistungsbereich von 37 auf nunmehr 29 Prozent. Die Investitionsabsichten im Inland bleiben gegenüber Jahresbeginn stabil. Die Zahl der Unternehmen in der Region Hochrhein-Bodensee, die Investitionen in den kommenden zwölf Monaten planen, liegt mit 90 Prozent leicht über dem Wert zu Jahresbeginn, wenngleich jedes vierte Unternehmen mit einem Rückgang der Investitionssummen rechnet. Dabei weisen die Betriebe im Produktionsbereich tendenziell eine größere Investitionsbereitschaft auf als die Betriebe im Dienstleistungs- und Handelsbereich. Verwendet werden sollen die Mittel insbesondere zur Beschaffung von Ersatzbedarfen (74 Prozent), zur Digitalisierung (57 Prozent) sowie für den Ausbau von Energieeffizienz- und Umweltschutzmaßnahmen (44 Prozent). Bezüglich der Beschäftigtenzahlen geht der überwiegende Teil der Unternehmen in der Region – rund 69 Prozent – von konstanten Zahlen in den kommenden zwölf Monaten aus. Beinahe jedes fünfte Unternehmen rechnet mit einer tendenziell steigenden Belegschaft, aber auch rund 13 Prozent schätzen, dass die Beschäftigtenzahl vor Ort fallen wird.
Text: AG
Bilder: Adobe Stock – snowing12/IHK
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