
Mit den Plänen der Europäischen Zentralbank (EZB) für eine digitale Währung und mit der Kryptowährung Bitcoin beschäftigte sich der IHK-Außenwirtschaftsausschuss bei seiner Tagung im November. Einen besonderen Einblick in die Thematik gaben die beiden Ausschussmitglieder Stefan Bauknecht von der Deutschen Bank und Bernd Frei von der Sparkasse Hochrhein. Ihnen zufolge überlegt die EZB, den Euro auch als digitale Währung anzubieten. Diese könnte dann auch von Geschäftsbanken übernommen werden. Eine digitale Währung biete eine Menge Vorteile, so Bauknecht und Frei: allzeitige Verfügbarkeit, sofortige Transaktionsmöglichkeit, Kostenfreiheit und eine Gewährung der Anonymität bei Transaktionen. Es gebe allerdings auch Probleme: Themen wie Datenschutz, Schwarzgeld und Geldwäschegesetz sowie die Nichtexistenz eines regulatorischen Umfeldes bürgen Risiken, wobei der Bitcoin mit großem Abstand die höchste Marktkapitalisierung aufweise. Momentan liegt dessen Kurs bei über 56.000 Euro und hat eine enorme Steigerung erfahren. Im geschäftlichen Umfeld wird momentan nicht mit digitaler Währung gearbeitet, nur in manchen japanischen Onlineshops sind bereits Bitcoins als Zahlungsmittel akzeptiert. Einen großen Nachteil des Bitcoins sehen Bauknecht und Frei in der enormen Rechenleistung und den damit verbundenen hohen Stromkosten. Momentan verbraucht das Bitcoin-System geschätzt 120 Terawattstunden Strom pro Jahr. Zum Vergleich: Mit rund 56 Terawattstunden benötigt die gesamte Schweiz knapp die Hälfte.
Ein weiterer Schwerpunkt der Tagung war das Scheitern des institutionellen Rahmenabkommens zwischen der EU und der Schweiz, das vergangenen Mai für Verwirrung gesorgt hatte. Direkte Konsequenzen, beispielsweise durch die zukünftige Nichtanerkennung von technischen Zertifikaten, seien bisher nur bei den Medizinprodukten ein Thema, so Uwe Böhm, Leiter des Geschäftsfelds International bei der IHK Hochrhein-Bodensee. Die großen Verwerfungen würden erst in Zukunft auftauchen, da es sich hier um ein langsames Auseinanderdriften der technischen Normen handeln werde. Breite Anwendungen wie Maschinenbau oder Bauprodukte sowie der Datenschutz stünden erst noch bevor.
Interessante Einblicke aus Sicht eines Schweizers lieferte Stefan Forster. Er lebt in der Schweiz und ist Geschäftsführer der Hectronic GmbH mit Sitz in Bonndorf: Weil in der Schweiz alle Entscheidungen mit nationaler Tragweite sowohl vom Schweizer Volk als auch vom Ständerat getroffen werden müssen, habe der Bundesrat schlicht erkannt, dass die Vorlage keine Erfolgsaussichten mehr habe, das obligatorische Referendum zu schaffen und deshalb die Reißleine gezogen. Es bleibe nun zu hoffen, dass sich die Vertragspartner wieder an einen Tisch setzen und hier nach einer Lösung suchen.
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Die Mitglieder des Außenwirtschaftsausschusses vor der Sedus Stoll AG in Dogern.