IHK stellt ihren Wirtschaftsbericht zum Jahreswechsel 2021/2022 vor. Fazit: Handel und Dienstleistungen leiden unter Einschränkungen, produzierendes Gewerbe ist gut ausgelastet, Corona-Pandemie, Fachkräftebedarf und gestiegene Energiepreise gelten als Konjunkturrisiko.
Die seit Herbst verschärften Corona-maßnahmen und die damit verbundenen Einschränkungen in Teilen der Wirtschaft zeigen sich in den Ergebnissen der Konjunkturumfrage der IHK zum Jahreswechsel, an der rund 150 Unternehmen teilgenommen haben. Die Erwartungen über den weiteren Verlauf der Konjunktur sind bei den Unternehmen im IHK-Bezirk im Vergleich zum Herbst zurückgegangen. Insbesondere der Handel und Teile der Dienstleistungsunternehmen leiden wieder oder immer noch unter den Auswirkungen der Coronaeinschränkungen. „Das produzierende Gewerbe ist momentan der konjunkturelle Lichtblick“, so Alexander Graf, bei der Kammer zuständig für die Konjunkturumfrage. „Zwar sind sämtliche Branchen von den globalen Lieferkettenproblemen, den gestiegenen Energiepreisen und dem Fachkräftebedarf betroffen, dennoch kommt das produzierende Gewerbe am Standort bisher am besten durch den Winter.“ Der von der IHK errechnete Index für das Konjunkturklima in der Region sinkt von 122 Punkten in der Herbstbefragung auf 120 Punkte zum Jahreswechsel. Damit liegt die Region weiter unter dem Landesschnitt von 134 Punkten.
Geschäftslage
Die Geschäftslage zeigt sich mit einem Wert von 124 Punkten gegenüber dem Herbst (127 Punkte) leicht rückläufig. Dabei entwickeln sich die Branchen weiter sehr unterschiedlich.
Lage in der Industrie positiv
Die Einschätzungen der Produktionsbetriebe haben sich gegenüber der Herbstbefragung verbessert. Mit einem von 138 auf 145 gestiegenen Indikatorwert für die Lage der Indus–trieunternehmen in der Region setzt sich die Erholung weiter fort. Mehr als die Hälfte der Unternehmen spricht dabei aktuell von einer guten Geschäftslage. Der Anteil der Unternehmen, die ihre Lage als schlecht bezeichnen, ist seit Herbst von zehn auf zwölf Prozent leicht gestiegen. Zugenommen hat dagegen der Auslastungsgrad der Kapazitäten. Mit rund 88 Prozent liegt er wieder deutlich über dem langjährigen Mittel. Diese Entwicklung deckt sich auch mit der derzeitigen Tendenz in den Auftragseingängen, die bei jedem zweiten Betrieb steigend und bei lediglich zwei Prozent fallend (Herbst: 16 Prozent) ist. Die regionalen Produktionsbetriebe kämpfen weiter mit den international anhaltend gestörten Lieferketten. Das hat teilweise auch Auswirkungen auf die Ertragslage. Diese bezeichnen aktuell 15 Prozent der Betriebe als schlecht: drei Prozentpunkte mehr als im vergangenen Herbst.
Regionaler Handel verschlechtert
Die Einschätzung der Geschäftslage im Handel fällt zum Jahreswechsel insgesamt negativer aus als noch im Herbst. Waren es damals 29 Prozent, die von einer guten Geschäftslage sprachen, so sind es aktuell noch 19 Prozent. Gleichzeitig hat sich der Anteil der Händler, die sich in einer schlechten Geschäftslage befinden, von 13 auf 22 Prozent erhöht. Weiter berichten 57 Prozent der Betriebe von gegenüber dem Vorjahresquartal gefallenen Umsätzen. Die Ertragslage wird von 35 Prozent der Händler als schlecht beurteilt, von 43 Prozent als befriedigend und von 22 Prozent als gut. Offensichtlich gelang es einem Teil, über Kundenbindung und Onlineverkäufe das Weihnachtsgeschäft einigermaßen zu retten. Momentan schätzen 72 Prozent das Kaufverhalten der Kunden als zurückhaltend ein.
Dienstleistungsbereich sehr unterschiedlich
Im Dienstleistungsbereich gehen die Beurteilungen der Lage weit auseinander, insgesamt nimmt die Zahl der negativen Antworten zu. Sprechen beachtliche 43 Prozent von einer guten Lage, so hat sich aber der Anteil derer, die ihre Lage als schlecht einschätzen, seit Herbst wieder von 11 auf 22 Prozent verdoppelt. Beim Umsatz verzeichnen 28 Prozent einen Rückgang gegenüber dem gleichen Vorjahresquartal. Das ist wenig verwunderlich, wenn Teilbereiche wie die Veranstaltungsbranche seit fast zwei Jahren mehr oder weniger im Lockdown sind und die Gastronomie gerade im wichtigen Vorweihnachtsgeschäft mit Ansteigen der „Omikron-Welle“ unter verschärften Auflagen zu leiden hatte. Erfreulicher zeigt sich aktuell die Nachfrageseite. Jeder zweite Dienstleister verzeichnet ein gleichbleibendes Auftragsvolumen; der Anteil derer mit steigendem Volumen beträgt rund 35 Prozent.
Erwartungen für die kommenden Monate
Die Geschäftserwartungen in der Region unterscheiden sich in Industrie, Handel und Dienstleistung zu Jahresbeginn deutlich. Im Produktionsbereich sind die Erwartungen eindeutig positiv. So gehen zwei Drittel der Betriebe von gleichbleibenden Geschäften in den nächsten zwölf Monaten aus, das weitere Drittel gar von Steigerungen. Im Handel nimmt die Zahl der Unternehmen, die eine Verbesserung voraussehen zwar auf rund ein Viertel zu, gleichzeitig sehen mit 30 Prozent aber auch deutlich mehr Händler als noch im Herbst schlechtere Geschäftsverläufe für die kommenden Monate voraus. Unter den Dienstleistern erwarten 37 Prozent eine Verbesserung, wohingegen 41 Prozent einen gleichbleibenden Verlauf und 22 einen Rückgang in den Geschäften sehen. Die Investitionsabsichten der Betriebe zeigen sich gegenüber dem Herbst wenig verändert. Neben der Ersatzbeschaffung wird im Produktionsbereich besonders in Umweltschutz- und Energiemaßnahmen (55 Prozent der Betriebe) investiert, während in Handel und Dienstleistung bei 63 Prozent der Betriebe gleichzeitig Investitionen in Digitalisierung anstehen.
Text: AG
Vollständiger Wirtschaftsbericht zum Jahreswechsel 2021/2022 und Erklärung zum Punktesystem unter www.ihk.konstanz.de – 5134484