IHK-Hauptgeschäftsführer Claudius Marx und IHK-Präsident Thomas Conrady finden klare Worte zum russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. Beide rechnen mit enormen wirtschaftlichen Folgen für die regionalen Unternehmen.
Fassungslos, entsetzt, ungläubig, betroffen – so verfolgen wir den brutalen, jedwedes Völkerrecht missachtenden Überfall auf die Ukraine. Wir denken an die Ukrainerinnen und Ukrainer, die sich mit aller Kraft gegen die russische Invasion stemmen und für ihre Demokratie, ihre Freiheit und staatliche Souveränität kämpfen. Der von Putin ohne jeden Anlass begonnene Krieg ist eine Katastrophe für die Menschen in der Ukraine, er bedroht den Frieden in Europa und fordert die Weltgemeinschaft heraus. Er bereitet einer langen Phase friedlicher Koexistenz der Nationen Europas ein jähes Ende“, sagen Thomas Conrady, IHK-Präsident und IHK-Hauptgeschäftsführer Claudius Marx.
Prognose: Massive wirtschaftliche Auswirkungen
Für die IHK und ihre Mitgliedsunternehmen steht in dieser Situation die politische und die humanitäre Dimension uneingeschränkt im Vordergrund. „Es ist jetzt nicht der Moment, steigende Energiepreise zu beklagen. Es gilt, den Menschen in der Ukraine beizustehen und zu helfen, wo immer wir das können, und alles zu unterstützen, was dazu beitragen kann, einen menschenverachtenden und völkerrechtswidrigen Angriffskrieg zu stoppen. Alles andere kommt danach“, sagt Claudius Marx.
Das schließe freilich einen nüchternen Blick auf die wirtschaftlichen Folgen nicht aus. Er sei im Gegenteil geboten, im Interesse der betroffenen Mitgliedsunternehmen, vor allem aber, weil ein Einfluss auf Russland und die geopolitische Situation diesseits eines Kriegseintritts der NATO, der zurecht ausgeschlossen werden müsse, nur aus einer Position der wirtschaftlichen Stärke ausgeübt werden könne. „Mittel- und langfristig müssen wir deshalb die politische Diskussion führen, wie wir – neben den ökologischen Zielen – mit den Themen Sicherheit und Wettbewerbsfähigkeit im Bereich der Energieversorgung umgehen. Die hohen Energiepreise und eine defizitäre Versorgungssicherheit könnten für viele Unternehmen zu einem sehr ernsthaften Problem werden.“
Die IHK erwartet für ihre Mitgliedsunternehmen schon jetzt weitreichende Folgen. Deren Ausmaß ist zwar aktuell noch nicht zuverlässig abzuschätzen, zu viel hängt von der Eskalationsdynamik – sowohl der kriegerischen Auseinandersetzungen, als auch der gegen Russland und Belarus verhängten Sanktionen und der erwartbaren Gegensanktionen – ab. Sie werden aber in jedem Fall gravierend sein, schon, weil Sanktionen immer und notwendig negative wirtschaftliche Auswirkungen in beide Richtungen haben, auf der sanktionierten Seite – wo sie gewollt sind – ebenso wie auf der sanktionierenden, wo sie als negativer Rückschlag hingenommen und wirtschaftlich verkraftet werden müssen. Die Palette der Betroffenheit der Unternehmen reicht von eigenen Produktionsstätten mit eigenen Mitarbeitenden in Russland und/oder in der Ukraine über Im- und Exportbeziehungen in diese Länder bis zur mittelbaren Betroffenheit durch steigende Energiekosten, verteuerte Rohstoffe wie Metall und Holz oder unterbrochene Lieferketten, etwa bei den Automobilzulieferern. Einige spüren die Auswirkungen bereits jetzt massiv, andere sehen einer bedrohlichen Entwicklung entgegen.
Regionale Wirtschaft reagiert schnell
„Viele bleiben indessen nicht passiv. Sie kümmern sich ad-hoc um die Sicherheit ihrer Mitarbeitenden, sie sind bereit, an der Aufnahme von Flüchtenden mitzuwirken und sie melden uns, dass sie ihre Geschäftsbeziehungen in Russland nun überdenken oder komplett einstellen werden“, sagt Thomas Conrady. „Es werden Spenden gesammelt, Transporte organisiert, Unterkünfte gesucht. Viele Unternehmen haben Mitarbeiter ukrainischer Herkunft, die jetzt mit ihren privaten Verbindungen und ihrer Sprachkenntnis helfen können. Die negativen Auswirkungen der Sanktionen auf die eigene Geschäftstätigkeit werden vielfach explizit akzeptiert, ja, Sanktionen werden sogar ausdrücklich unterstützt und gefordert. Die Haltung, die in all dem zum Ausdruck kommt, freut mich ungemein. Wir alle wissen, dass jenseits der wirtschaftlichen Betroffenheit nicht weniger als der Frieden in Europa auf dem Spiel steht – die Wirtschaft ist sich ihrer Verantwortung in dieser Situation bewusst.“
Text:red
Bild: IHK Hochrhein-Bodensee
Bild: Mit der ukrainischen Flagge vor dem Gebäude bezieht die IHK auch optisch Stellung.
(Stand des Beitrags: 21. März 2021)
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