Der südliche Oberrhein hat seit Mai ein Welcome Center für Fachkräfte aus dem Ausland – ein Service vor allem für kleine und mittlere Unternehmen.
Jüngste Berechnungen der Industrie- und Handelskammern haben ergeben, dass der Wirtschaft in Baden-Württemberg zwischen 2022 und 2035 durchschnittlich pro Jahr mehr als 397.000 Fachkräfte fehlen werden. Eine Möglichkeit, diese Lücke zu schließen, ist die Zuwanderung von Fachkräften aus sogenannten Drittstaaten. Damit diese Integration aus dem Ausland gelingt, gibt es für kleine und mittlere Unternehmen sowie für internationale Arbeitssuchende Hilfe von den Welcome Centern in Baden-Württemberg. Der Kammerbezirk der IHK Südlicher Oberrhein hat seit 1. Mai nun auch eine solche Anlaufstelle.
Das Welcome Center Südlicher Oberrhein ist ein Gemeinschaftsprojekt von IHK Südlicher Oberrhein und Handwerkskammer Freiburg, gefördert vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg. Entsprechend gemeinsam funktioniert auch die Infrastruktur: Die Räumlichkeiten für die drei Teammitglieder Petra Kilimann, Sophie Figueredo-Hardy und Olga Kuchendaeva stellt die Handwerkskammer in ihrem Sitz in der Bismarckallee in der Freiburger Innenstadt. Alles, was IT und Digitales betrifft, kommt von der Industrie- und Handelskammer ein paar Häuser weiter. „Das funktioniert reibungslos“, sagt Christiane Möller, die das Team Fachkräftesicherung der IHK Südlicher Oberrhein leitet, zu dem das Welcome Center auf Seiten der IHK gehört.
Und so unkompliziert soll auch die Hilfe sein, die die Mitarbeiterinnen des Welcome Centers den IHK- und HWK-Mitgliedsbetrieben sowie den an Arbeit in der Region interessierten Fachkräften in Form von Beratungen und Veranstaltungen bieten. Möller: „Das Angebot ist kostenfrei, die Anzahl der Unterstützungsstunden ist nicht limitiert.“ Anders sei es auch nicht möglich, ergänzt Olga Kuchendaeva: „Bis eine Fachkraft dann wirklich einreist, kann es Monate dauern. Hinzu kommt die spätere Integration der Familien, die dann im besten Fall nachkommen.“ Dabei ist das Welcome Center eine Verweisberatungsstelle, sozusagen die Schnittstelle zwischen denen, die einstellen oder arbeiten wollen und den Stolpersteinen, die dazwischenstehen. „Die Verfahren sind eben sehr bürokratisch, da unterstützen wir ganz stark“, sagt Petra Kilimann, die sich als Volljuristin bestens mit Paragrafen auskennt. Bei den Unternehmen liegt die Hauptzielgruppe bei kleinen und mittelständischen Betrieben, erklärt Sophie Figueredo-Hardy: „Diese Firmen haben meist nur eine sehr kleine Personalabteilung, die haben gar nicht die Kapazitäten, sich mit den komplizierten Regeln der Einwanderung vertieft auseinanderzusetzen.“
Figueredo-Hardy spricht aus Erfahrung. Der Ehemann der gebürtigen Engländerin und promovierten Sprachwissenschaftlerin ist aus Kuba eingereist. „Ich weiß, wie die Menschen sich fühlen.“ Kuchendaeva hat die Einwanderung selbst durchlebt. „Ich bin in Russland geboren und nach dem Studium nach Deutschland gekommen. Ich fand das Prozedere selbst sehr schwierig, das war schon ein steiniger Weg.“ Beide begrüßen, dass bei der Beratung des Welcome Centers auch soziale Aspekte eine Rolle spielen. So gehört zu den Aufgaben der drei Beraterinnen eben auch die Unterstützung der Familien der Fachkräfte. „Es ist wichtig, dass die Familie ebenfalls einreist“, sagt Kuchendaeva. „Ohne Familie ist man nie ganz angekommen.“ Figueredo-Hardy nickt. „Menschen, die hier aufgewachsen sind, unterschätzen die Bedeutung der sozialen Integration.“ Auch deshalb wird es Informationsveranstaltungen nicht nur mit Blick auf die Formalitäten geben. Kilimann: „Es ist eben auch eine Frage der Unternehmenskultur, ob eine Fachkraft aus dem Ausland wirklich ankommt und bleibt oder eben nicht.“
Wie das Welcome Center in einem Jahr aussehen soll und welche Erfolge es dann bereits gefeiert hat, wissen Petra Kilimann, Sophie Figueredo-Hardy und Olga Kuchendaeva ganz genau. „Ich hoffe, dass wir dann schon jede Menge Informationsveranstaltungen und Beratungen gemacht haben“, sagt Kilimann. „Und dass einige Fachkräfte schon eingereist sind“, ergänzt Kuchendaeva. „Und dass sie superglücklich sind“, beschließt Figueredo-Hardy den Blick in die Zukunft.
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Bild: Sophie Figueredo-Hardy, Petra Kilimann und Olga Kuchendaeva (v.l.) sind Zentrum und Seele des neuen Welcome Centers in Freiburg.
Kontakt zum neuen Welcome Center über www.welcomecenter-blackforest.de (Seite im Aufbau) sowie direkt bei
Leiterin Petra Kilimann
Telefon: 0761 3858 199
Mail: petra.kilimann@freiburg.ihk.de
Sophie Figueredo-Hardy
Telefon: 0761 3858 198
sophie.figueredo-hardy@freiburg.ihk.de
Olga Kuchendaeva
Telefon: 0761 3858 197
Mail: olga.kuchendaeva@freiburg.ihk.de