Mitte Juli fand die erste Gäubahn-Konferenz statt. Worum es ging, was erreicht wurde und wie die teilnehmenden IHK-Hauptgeschäftsführer aus der Region Letzteres beurteilen.

Die Industrie- und Handelskammern zwischen Stuttgart und Konstanz bewerten die im Rahmen der ersten Gäubahn-Konferenz erzielten Ergebnisse insgesamt positiv. In dem Vorschlag, dass die Gäubahn im Zuge der Baumaßnahmen zu Stuttgart 21 nicht mehr wie geplant für mehrere Jahre in Stuttgart-Vaihingen enden soll, sondern an einem neuen Haltepunkt in der Nähe des Stuttgarter Nordbahnhofs, sehen die Anrainer-IHKs durchaus eine Verbesserung. Das Konzept löse aber noch nicht das Problem, dass es für die Menschen, die die Gäubahn nutzen, vorerst keine Direktanbindung an den Stuttgarter Hauptbahnhof geben werde.
Eine Gäubahn-Konferenz einzuführen, war eine zentrale Forderung des grenzüberschreitenden Wirtschaftsbündnisses, bestehend aus den Industrie- und Handelskammern entlang der Gäubahn und weiteren Wirtschaftsverbänden aus Baden-Württemberg und der Schweiz. Zusammen begrüßen sie daher die Bereitschaft des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr sowie der Deutschen Bahn AG, die Gäubahn-Konferenz regelmäßig auszurichten. In den kommenden Konferenzen müsse es darum gehen, alle Optionen zu prüfen, eine Direktanbindung an den Hauptbahnhof zu realisieren.
Das übergeordnete Ziel bleibe eine leistungsfähige Schienenachse zwischen Stuttgart und Zürich für den Personen- und Güterverkehr. Dafür müsse aber auch der südliche Abschnitt zwischen Böblingen und Singen rechtzeitig ausgebaut werden. Die Kammern fordern nach wie vor die Einbindung der Gäubahn in den sogenannten Deutschlandtakt und begrüßen deshalb die Anbindung an den Hauptbahnhof Stuttgart über den Flughafen. Hierzu müssten allerdings noch einige zentrale Fragen beantwortet werden.
Das sagen die regionalen IHK-Hauptgeschäftsführer:
Die Zeit bis zur nächsten Gäubahn-Konferenz muss jetzt dazu genutzt werden, die Infrastrukturplanungen entlang der gesamten Strecke und die Ausarbeitung geeigneter Fahrplankonzepte voranzutreiben“, sagt Thomas Albiez, Hauptgeschäftsführer der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg. „Wir brauchen konkrete Ergebnisse und einen verbindlichen Zeitplan. Als Industrie- und Handelskammer in der Mitte der Schienenstrecke stellen wir uns gerne als Gastgeber für die Gäubahn-Konferenz im Jahr 2023 zur Verfügung.“
Alle Akteure im Südwesten sind sich einig, dass der Gäubahn-Ausbau keinen weiteren Aufschub mehr duldet, insofern begrüßen wir die positiven Signale“, so Claudius Marx, Hauptgeschäftsführer der IHK Hochrhein-Bodensee. „Auch die Anbindung an die Landeshauptstadt über den Flughafen, der dazu dienende Tunnel und die Integration in den Deutschlandtakt sind richtig und wichtig. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Deutschland seine staatsvertraglich fixierte Pflicht, eine leistungsfähige Infrastruktur für Waren- und Personenströme auf der Achse Zürich-Stuttgart bereitzustellen, seit Jahrzehnten massiv vernachlässigt, dass mit der Fertigstellung des Tunnels eher in zehn denn in sechs Jahren gerechnet werden kann und dass für diese „Interimszeit“ noch keine zufriedenstellende Lösung gefunden ist. Fazit: Die Sache ist auf dem Weg, aber noch nicht rund.“
Und Johannes Schmalzl, Hauptgeschäftsführer der IHK Region Stuttgart, ergänzt: „Unser Wunsch ist es, dass die Gäubahn dauerhaft als leistungsfähige Verbindung zwischen der Schweiz und dem Süden des Landes und via Böblingen mit der Landeshauptstadt gesichert wird. Das ist das große Ziel, das bei allen berechtigten Diskussionen im Detail nicht aus den Augen verloren werden darf. Die Gäubahn-Konferenzen können sich zu wichtigen Plattformen für die Beteiligten auf dem Weg zu diesem Ziel entwickeln.“
Text: red/hw
Bild: Adobe Stock – Tongsai Tongjan
Bild: Noch liegt die finale Streckenführung der Gäubahn in weiter Ferne. Weitere Gäubahn-Konferenzen sollen zur Kompromissfindung beitragen.