Die Folgen der Bundespolitik beschäftigt das Gastgewerbe nachhaltig. Einerseits diskutierte der IHK-Tourismusausschuss in seiner jüngsten Sitzung in der Alten Hofbibliothek in Donaueschingen die angekündigte Rücknahme des reduzierten Mehrwertsteuersatzes auf Speisen. Andererseits sammelte er auch Beispiele, wo Verwaltungsabläufe und Bürokratie den Unternehmen Zeit und Geld kosten.
Michael Steiger betonte als Ausschussvorsitzender und IHK-Vizepräsident: „Mit der Entscheidung zur Erhöhung der Mehrwertsteuer bei Speisen muss das Gastgewerbe komplett neu kalkulieren.“ Gerade jetzt, wo die Branche zum Jahresende mit einer guten Auslastung gerechnet habe, sei dies ein immenser Wermutstropfen. „Wir sind verärgert, weil wir die Preise ohne unser Zutun um zwölf Prozent anheben müssen. Und weil die Politik so tut, als ob diese Steuererhöhung alternativlos gewesen ist. Das war sie eben nicht“, kritisiert der IHK-Vizepräsident. „Planungssicherheit sieht anders aus.“
Im gemeinsamen Austausch diskutierten die Ausschussmitglieder weitere Lasten aus der Branche. Während das Hotelgewerbe berichtet, mit welch bürokratischen Hürden die dringend benötigte Anstellung von ausländischen Arbeitskräften verbunden ist, sehen die Brauereien sich mit wachsenden Auflagen bei Betriebserweiterungen konfrontiert.
Hubert Hepfer, Geschäftsführer der Hirsch Brauerei aus Wurmlingen, bekräftigte: „Dort, wo noch Spielraum für Investitionen ist, muss man Zeit und Nerven mitbringen. Die Genehmigungsverfahren ufern aus, der Papieraufwand nimmt unverhältnismäßig zu.“ Gerade jetzt, wo die Konsumfreude der Bevölkerung spürbar sinke, müsse der bürokratische Aufwand massiv reduziert werden.
Ingrid Hölderle, Mitglied der IHK-Vollversammlung und Inhaberin der Gaststätte „Im Kuhstall“ in Döggingen bekräftigte: „Gerade kleinen Betrieben fehlt die Luft zum Atmen. Wir müssen immer mehr prüfen, kontrollieren und dokumentieren statt kochen und servieren.“ Jetzt, wo immer mehr Gastgeber auf Nachfolgersuche seien, reduziere das die Lust, einen Betrieb zu übernehmen. Gerade in ländlichen Regionen, dort wo es keine oder nur wenige Franchise-Betriebe oder Großkonzerne gebe, werde das Fehlen eines Gasthauses auch spürbar Lebensqualität für die Bevölkerung kosten. Die Erhöhung der Mehrwertsteuer leiste somit ihren ganz eigenen Beitrag zu weiteren möglichen Betriebsschließungen in der Region, was dann auch wieder eine Ausdünnung des gastronomischen Angebots zur Folge hätte.
Markus Spettel, stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses und Geschäftsführer des Kur- und Bäderbetriebes in Bad Dürrheim, bekräftigte das Miteinander der Branche: „Die letzten Jahre waren geprägt von Krisen. Bei allen Belastungen hat das Gastgewerbe zusammengehalten und seine Daseinsvorsorge gewährleistet.“ Umso wichtiger sei jetzt, dass der Schulterschluss der Branche auch mit dem Einzelhandel, der Industrie und den Rathäusern weitergehe. „Am Ende sitzen wir bei der Zukunft unserer Innenstädte und unserer Gast-Region in einem Boot“, sagte Spettel. Die Landes- und Bundespolitik müsse jetzt aber für mehr Planbarkeit in ihrem eigenen politischen Kurs sorgen.
DH
Daniela Hermann | Fachbereich Standortpolitik
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