Die gute Nachricht vorweg: Die aktuellen Ausbildungszahlen von Ende August stimmen positiv. In diesem Jahr scheinen mehr Ausbildungsverträge abgeschlossen zu werden als im vergangenen Jahr. Dies gilt für die Region Schwarzwald-Baar-Heuberg und bundesweit.
Dennoch: Die Situation auf dem Ausbildungsmarkt bleibt für Unternehmen angespannt. Immer mehr Betriebe finden nicht genügend Auszubildende. Mit 47 Prozent sind knapp die Hälfte der Ausbildungsbetriebe im Bereich der IHKs betroffen. Besonders intensiv suchen Gastronomie, Industrie und Handel nach Auszubildenden. Das sind die Ergebnisse der bundesweiten Ausbildungsumfrage der IHK-Organisation, die auf den Erfahrungen des vergangenen Jahres fußen. Auch Ausbildungsbetriebe der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg haben an der Umfrage teilgenommen.
Hauptursache für den Mangel an Nachwuchskräften dürfte der demografische Wandel sein. Aktuell gibt es bundesweit rund 100.000 Schulabgängerinnen und Schulabgänger weniger als noch vor zehn Jahren. Zudem ist eine steigende Zahl von jungen Erwachsenen unschlüssig über die eigene berufliche Zukunft. Sie reisen, gehen jobben oder fangen ein Studium an. Das lässt sich am Eintrittsalter bei Ausbildungsbeginn ablesen, das in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen ist. Mit einer besseren Berufsorientierung wollen die Unternehmen diese Jugendlichen für sich gewinnen – acht von zehn Unternehmen in der Region gaben an, ihr Engagement auf diesem Gebiet intensivieren zu wollen.
Breites Engagement der Unternehmen
„Unsere Unternehmen engagieren sich schon jetzt vielfältig im Bereich Berufsorientierung. Zum Beispiel mit Betriebspraktika, mit Ausbildungsbotschaftern oder mit den Girls und Boys Days. Jetzt ist die Politik gefordert, das Engagement der Betriebe auch in den Lehrplänen umzusetzen“, sagt IHK-Vizepräsidentin Bettina Schuler-Kargoll. „Berufsorientierung muss in allen Schularten umfangreich stattfinden.“
„Als IHK bieten wir im Oktober eine Informationsveranstaltung für Lehrerinnen und Lehrer an, um sie in ihrer Arbeit zu unterstützen. Darüber hinaus können sich unsere Betriebe beim Projekt Ausbildungsbotschafter engagieren oder für die landesweite Praktikumswoche rund um die Herbstferien registrieren lassen“, ergänzt Miriam Kammerer, stellvertretende Geschäftsbereichsleiterin Bildung und Prüfung bei der IHK.
Die an der Umfrage teilnehmenden Unternehmen gaben zudem an, auf die Wünsche der Generation Z einzugehen. Arbeiten in flachen Hierarchien (54 Prozent) und mit moderner IT-Technik (49 Prozent) seien Maßnahmen, die die Ausbildung attraktiver machen sollen.
Veranstaltung am 11. Oktober
Am 11. Oktober bietet die IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg für Ausbilder, Geschäftsführer und Interessierte einen Impulsvortrag zur Zusammenarbeit mit der Generation Z an. Hierfür konnte die IHK den Experten Felix Behm gewinnen.
Die IHK-Ausbildungsbetriebe stellen sich immer mehr auf junge Menschen mit Startschwierigkeiten ein. 80 Prozent gaben an, sich hier stärker zu engagieren und setzen oft auf mehrere Maßnahmen gleichzeitig.
So haben 43 Prozent der teilnehmenden Unternehmen ein eigenes Nachhilfeangebot. Mehr als jeder dritte Betrieb (39 Prozent) nutzt zusätzlich die ausbildungsbegleitenden Hilfen (abH) der Bundesagentur für Arbeit. Um das Image der dualen Ausbildung zu fördern, haben die IHKs im Frühjahr die deutschlandweite Ausbildungs-Kampagne „Jetzt #könnenlernen – Ausbildung macht mehr aus uns“ gestartet.
Maßnahmen wie die gesetzliche Ausbildungsgarantie, die gerade beschlossen wurde, sehen die Unternehmen dagegen nach wie vor kritisch. „Es gibt viel mehr offene Stellen als Bewerberinnen und Bewerber“, sagt Bettina Schuler-Kargoll. In Zeiten, in denen mehr Ausbildungsbetriebe denn je vergeblich nach Auszubildenden suchen, dürfe eine außerbetriebliche Ausbildung nur die Ultima Ratio sein. Denn junge Menschen sollten auch jenseits der Betriebe nur Ausbildungen in Berufen beginnen, die grundsätzlich in der Wirtschaft benötigt werden.
Weitere Informationen zu den Veranstaltungen und Projekten des Geschäftsbereichs Bildung und Prüfung sind abrufbar unter www.ihk.de/sbh/ausbildung.
Text: MK
Bild: IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg
Bild: IHK-Vizepräsidentin Bettina Schuler-Kargoll sieht die gesetzliche Ausbildungsgarantie kritisch.
Miriam Kammerer, Fachbereich Berufliche Ausbildung
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