
Freiburg. Rüdiger Wörnle ist Überzeugungstäter. Das jüngste Baby des Geschäftsführers der BCW Hotels & Resorts GmbH – ein weiteres modernes Gesundheitsresort auf der Luisenhöhe in Horben – wurde gerade eröffnet. Das habe ihn sein Hobby, der Radsport, gelehrt: Durchhalten lohnt sich. Und wird belohnt: Im Frühjahr kürt das Land Baden-Württemberg den 56-Jährigen zum Tourismushelden und kürzlich der Trebing-Lecost-Verlag zum Hotelmanager des Jahres.
In der Mooswaldklinik, die zum Gesundheitsresort Freiburg gehört, von dem er heute einer von zwei Geschäftsführern ist, fing Rüdiger Wörnle vor 31 Jahren als Physiotherapeut an. Der Grund für den Umzug von Heidelberg nach Freiburg war damals allerdings privat, hier wohnte seine heutige Frau. Wörnle stammt aus einer schwäbischen Industriefamilie. Zur Enttäuschung seiner Eltern weiß er früh, dass er nicht nachfolgen würde: Den begeisterten Sportler fasziniert die Medizin. Um die Wartezeit für einen Studienplatz nach dem Zivildienst im Rettungsdienst zu nutzen, lässt er sich an der Heidelberger Uniklinik zum Physiotherapeuten ausbilden. Früh erkennt er die Potenziale in diesem Sektor, engagiert sich neben seinen leitenden Funktionen im Weiterbildungssektor des Berufsstandes, entwickelt Behandlungsstandards und Produkte weiter, betreut Mannschaften. Das Medizinstudium ist bald vergessen, der Studienplatz wird nicht angetreten. Nach seiner Zeit in der BG Unfallklinik in Ludwigshafen widmet sich Wörnle seit 1992 im Freiburger Mooswald der Rehabilitation und zunehmend der Prävention. Die Einführung des betrieblichen Gesundheitsmanagements und neuer Präventionskonzepte mit standardisierten Checkverfahren sind die Geschäftsfelder, die die Mooswaldklinik und das Thermenhotel verbinden und unter einem Dach dann auch konzeptionell enger zusammenfinden.
Als er 1998 auf Betreiben Joachim Buhrs in die Geschäftsleitung einsteigt, profitieren beide: Buhr verfügt über das betriebswirtschaftliche Know-how, Wörnle liefert das medizinische Wissen. „Wir haben jahrelang um Akzeptanz gekämpft“, erinnert sich Wörnle. „Ihr seid die mit dem Hotel und der Klinik“, hätten er und Buhr oft hören müssen. „Die Konstellation machte uns zum Exoten und Nischenplayer.“ – Eine Chance, wie sich herausstellen soll.
Klinik, da denken viele an Krankheit, schlechtes Essen, weiße Flure mit Linoleumboden. Ganz anders das Thema Hotel: Hier assoziiert man angenehme Atmosphäre, Wohlfühlen und Verwöhntwerden.“ Darauf ist Rüdiger Wörnle auch heute noch stolz: Dass er sich nicht hat beirren lassen, sein Ziel weiter verfolgte. In Hotel und Klinik sieht er damals „zwei Rohdiamanten“, sie zu schleifen macht er sich zur Lebensaufgabe: Entgegen allen Widerständen will er beide Einrichtungen so entwickeln, dass sie harmonieren, sich ergänzen und stärken. Nicht ohne Genugtuung stellt Wörnle fest: „Heute sind Medizin und Gesundheitstourismus ein Megatrend in der Hotellerie.“ Ein wichtiger Schritt folgt 2006, als er mit Buhr den Hotelbetrieb übernimmt und die zwei Gesellschaften unter der Dachmarke Gesundheitsresort Freiburg mit einem Management und Team zusammenführt.
Wörnle engagiert sich für den Medizin- und Gesundheitstourismus-Standort Baden-Württemberg und Südbaden, er ist Mitglied im Tourismusausschuss der IHK Südlicher Oberrhein und der DIHK.„Man kann nicht nur fordern und kritisieren, sondern muss aktiv mitgestalten und umsetzen.“ Dass sich der Gesundheitssektor zum stabilen Standbein des Freiburg-Tourismus entwickelt hat, ist auch Wörnle zu verdanken: Er ist Initiator und Gründungsmitglied der „HealthRegion Freiburg“, einer Cluster-Initiative, die die Innovationsstärke und Wettbewerbsfähigkeit der komplementären Bereiche Gesundheitswirtschaft und Tourismus stärkt.
Doch damit nicht genug: Als sein Freund und Geschäftspartner Joachim Buhr ihn fragt, ob er im Boot sei, das alte, baufällige Hotel auf der Horbener Luisenhöhe durch ein modernes Gesundheitsresort zu ersetzen, ist Wörnle sofort Feuer und Flamme.
Doch auch dieses Projekt bereitet nicht nur süße Träume: Nicht alle Horbener lassen sich auf Anhieb von den Vorteilen überzeugen; mit der Zeit jedoch gelingt es, Vertrauen zu gewinnen. Dann aber sorgt die Pandemie für Bauverzögerungen. Noch dazu: Fachkräftemangel und steigende Energie- und Baustoffpreise. Dass sich das Gebäude mit 61 Zimmern und 22 Suiten architektonisch und funktionell harmonisch in die Landschaft einfügt, nimmt vielen Kritikern schließlich doch den Wind aus den Segeln. – Ende September fand die offizielle Eröffnung der „Luisenhöhe Gesundheitsresort Schwarzwald“ statt.
Dass er seit Kurzem „Hotelmanager des Jahres 2023“ ist, hat ihn sehr überrascht und sei ihm zunächst überhaupt nicht recht gewesen, sagt Wörnle. Schließlich sei er „nur ein Quereinsteiger“. In der Begründung des Verlags heißt es, Wörnle habe die Marke „Gesundheitsresort Freiburg“ immer weiter aufgewertet und dabei neu definiert. Er sei „eine charismatische Führungspersönlichkeit, der es gelingt, Menschen mit seiner eloquenten Art zu begeistern.“ Klingt, als brauche die Welt wohl mehr Quereinsteiger.
Nina Lipp