
Herr Krügel, was ist das Besondere an Ihrer Geschäftsidee?
Matthias Krügel: Wir haben das System „Irrigation Cloud“ entwickelt, ein komplett autarkes Bewässerungssystem, das funkgesteuert nach Bedarf bewässert. Die Ventile und Sensoren sind batteriebetrieben und können bis zu 15 Jahren genutzt werden, bevor die Batterien getauscht werden müssen. Das Gateway, das die Kommunikation mit der Cloud bereitstellt, ist solarbetrieben und damit ebenfalls ohne stationären Stromanschluss verwendbar. Mit dieser Art intelligenter Bewässerung kann man gegenüber konventioneller Bewässerung über 80 Prozent Wasser sparen, weil zielgerichtet nach Bedarf bewässert wird. Gerade in Bereichen wie dem Weinbau, wo auf Grund mangelnden Stromanschlusses und der Schwierigkeit der Verkabelung des kompletten Weinbergs nur schwer möglich ist, ist das System perfekt einzusetzen.
Fluid Systems & Automation GmbH
Gründer: Matthias Krügel
Ort: Sasbach
Gründung: 2019
Branche: Automation
Idee: Intelligente Bewässerung
Webseiten: www.fsa-valve.com und https://irrigation.cloud#demo
Was haben Sie zuvor gemacht?
Ich bin gelernter Wirtschaftsingenieur und war nach dem Studium lange festangestellt als Vertriebsingenieur, später als Business Development Manager. Seit 2015 habe ich Kleinprojekte im Bereich Anlagenbau als eine Art Hobby neben dem Hauptberuf abgewickelt. Die GmbH habe ich 2019 gemeinsam mit meinem Vater gegründet, um das Ganze strukturierter anzugehen. Das lief ziemlich gut; schnell hatten wir dreieinhalb Angestellte. Aber ich hatte diese technische Vision: Batteriebetriebene Bewässerung für Offgrid-Bereiche. Damals hatten wir schon ein Bewässerungssystem und Motorkugelhähne eines amerikanischen Herstellers im Portfolio, die so wenig Strom benötigten, dass ich vermutete, auf dieser Basis könnte man das realisieren. Das war der Zeitpunkt, an dem ich entscheiden musste: Mache ich das ganz oder gar nicht? Gleichzeitig hatte ich ein Haus gebaut, Kinder – also finanzielle Verpflichtungen.
Wie haben Sie das gelöst?
Das Lahrer Beratungsunternehmen „PFIF“ hat uns darauf gebracht, dass man für solche Forschungs- und Entwicklungsprojekte eine Förderung über das Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) beantragen kann, über die ich sowohl einen Teil meines Gehalts als auch das zwei neuer Mitarbeiter decken konnte. Das war für mich Mitte 2021 der Startschuss zu sagen, jetzt stelle ich mich dem Risiko und mache das Vollzeit. Zudem haben wir einen Start-up-Mikrokredit der Mittelständischen Beteiligungsgesellschaft Baden-Württemberg GmbH (MGB) und der Bürgschaftsbank Baden-Württemberg in Anspruch genommen, um den Wareneinkauf finanzieren zu können.
Das heißt, Sie sind mit einer Neuentwicklung durchgestartet?
Genau, wir haben das von Null entwickelt. Das ist uns auch in einem sehr kurzen Zeitraum gelungen. Inzwischen lassen wir Elektronik und Gehäuse fertigen. Montage, Konfektionierung und Inbetriebnahme erfolgt bei uns am Standort. Insgesamt haben wir nun 14 Mitarbeiter. Die letzten zwei Jahre sind wir also kräftig gewachsen. Da kommt mir jetzt zugute, dass ich auch früher zwar keine Personalverantwortung hatte, aber schon sehr nah an der Geschäftsführung war. Diese organisatorischen Erfahrungen helfen mir sehr. Im letzten Winter haben wir einen Investor dazugeholt, weil das Wachstum finanziell nicht anders zu stemmen war.
Was sind nächste Schritte?
Wir haben Anfang April ein kleines Release-Event veranstaltet und das Produkt vorgestellt. Die ersten Installationen sind im Feld, beispielsweise bei einer Erdbeeranlage. Außerdem sind wir zweimal auf der Bundesgartenschau in Mannheim vertreten – nicht als Aussteller, sondern als Technik in der dort präsentierten Vertikalbegrünung. Für diesen Bereich ist unser System besonders geeignet, da hier jedes Element einzeln gezielt angesteuert werden muss und das mit klassischen kabelgebundenen Lösungen riesige Kabelstränge an der Außenwand bedeuten würde. Diese Möglichkeiten möchten wir bekannt machen, voll in den Vertrieb einsteigen und Umsätze generieren. Zielgruppen sind eher landwirtschaftliche Profianwender oder Hausverwaltungen, Kommunen und Freizeiteinrichtungen, wie beispielsweise Tennisanlagen, als der Privatkunde, aber wir sind da ganz offen.
Daniela Becker