Wirtschaft im Südwesten
12 | 2017
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LEUTE
GRÜNDER
Wie kam es zu Ihrer Gründung?
Fuhrer:
Matthias Krieg, der heute Geschäftsführer unserer
Firma ist, und ich sind beide Diplom-Ingenieure Maschinenbau
und haben uns an der Hochschule Offenburg kennengelernt.
Wir hatten immer den Traum, uns irgendwann mit einem guten
Produkt selbstständig zu machen. Wir beide waren jahrelang
im Anlagenbau tätig. Ich habe für ein Unternehmen gearbeitet,
das auch Reifenrecyclinganlagen baut und in diesem Zusam-
menhang eine hochwertige Technologie bei einem damaligen
Kunden kennengelernt. Sie beruht auf einer speziellen Kom-
bination eines Schmelzklebers, der ursprünglich für die Tex-
tilindustrie entwickelt wurde, mit Gummipulver aus Altreifen.
Entscheidend ist die richtige Einstellung von Temperatur, Zeit
und Druck im Produktionsprozess, den wir innerhalb eines
Jahres optimiert haben.
Krieg:
Auch meinem Bruder Bernd, der die kaufmännische
Seite abdeckt, schien dies ein unter vielen Aspekten lohnens-
wertes Produkt.
Welche sind diese Aspekte?
Krieg:
Das ist einmal der ökologische Fußabdruck unseres
Produktes. Die Produktionsmethode ist umweltfreundlich,
die Gummiprodukte selbst sind 100 Prozent recycelbar, und
wir schonen die natürlichen Kautschukressourcen, weil wir
nur recycelte Gummiwerkstoffe in den Prozess einschleusen.
Daher kommt übrigens auch der Name: Matte und ecological,
zusammen also „matteco“. Zum zweiten sind die Produkte
überaus druck- und rutschfest, flexibel, dicht und weich, fast
wie Naturkautschuk.
Wo werden sie denn angewendet?
Fuhrer:
Beispielsweise im Hochbau für Treppenlager und Tritt-
schalldämmungen, in der Industrie als Entkopplungsplatten für
Maschinen und für die Schalldämmung oder im Transport für
die Auskleidung von Nutzfahrzeugen.
Sie sind auch schon vielfältig ausgezeichnet worden?
Krieg:
Ja, beispielsweise mit dem Umwelttechnikpreis 2017 Ba-
den-Württemberg, mit dem Energie- und Ressourceneffizienz
Step Award des FAZ-Verlags oder mit dem ersten Preis beim
Gründerpreis Baden-Württemberg des Sparkassenverbandes.
Was hat Ihre Gründung bislang an Investitionen erfordert?
Krieg:
Ungefähr eine Million Euro, die wir über ein Bankdarle-
hen, eine stille Beteiligung einer Chancenkapitalgesellschaft
sowie Ersparnisse aufgebracht haben. Der Großteil ging in eine
Produktionsanlage.
Und wie läuft es bis jetzt?
Fuhrer:
Relativ gut. Wir haben die Produktionsanlage in Kap-
pelrodeck in einer gemieteten, 400 Quadratmeter großen Halle
aufgebaut und verarbeiten derzeit schon 400 bis 500 Tonnen
Gummipulver im Jahr. Und nun ist uns ein entscheidender
Schritt gelungen, nämlich die Zulassung im Bereich Elasto-
merlager für den Hochbau. Die stammt vom Deutschen Institut
für Bautechnik in Berlin. Wir beschäftigen sieben Personen,
und wir exportieren auch schon ins nahe europäische Ausland.
Krieg:
Die Nachfrage ist relativ hoch und wir denken, dass
wir ab dem nächsten Jahr von unserem Unternehmen leben
können.
Interview: orn
„matteco GmbH“: Gummiprodukte aus Altreifenpulver
Fast wie
Kautschuk
„matteco GmbH“
Gründer:
Frank Fuhrer (47, Bild
rechts), Diplom-Ingenieur Maschi-
nenbau; Matthias Krieg (49, Mitte),
Diplom-Ingenieur Maschinenbau;
Bernd Krieg (47, links), Diplom-
Kaufmann
Ort:
Kappelrodeck
Gründungsjahr:
2015
Branche:
Industrie
Idee:
Umweltfreundliche Herstellung
von Gummiprodukten aus recycelten
Altreifen