Wirtschaft im Südwesten
12 | 2017
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REGIO
REPORT
IHK Hochrhein-Bodensee
E
s gehört eine Portion Mut dazu, sich für
ein paar Wochen aus der vertrauten Um-
gebung zu verabschieden, um sich in einem
ausländischen Ausbildungsbetrieb zu bewei-
sen. Für die 129 Teilnehmer aus Österreich,
Italien, Deutschland, Liechtenstein und der
Schweiz am Lehrlingsaustausch XChange hat
sich diese Courage ausgezahlt, wie die Gäste
bei der offiziellen Zertifikatsverleihung An-
fang November in Vaduz erfuhren.
Liechtensteins Bildungsministerin Domi-
nique Gantenbein nannte den Austausch
eine einmalige Chance, um fachliche
Fähigkeiten und soziale Kompetenzen
zu verbessern. Daniel
Spadin, Kanzleidirektor
Graubünden, lobte die
Einsatzbereitschaft der
Lernenden: „Sie sind hier,
weil sie motiviert, talen-
tiert und leistungsbereit
sind.“ Adrian Hasler, Re-
gierungschef des Gast-
geberlandes Fürstentum
Liechtenstein, freute sich, dass bei XChange
zwei wichtige Elemente der Internationalen
Bodenseekonferenz (IBK) zum Tragen kom-
men: Jugend und grenzüberschreitender
Austausch. In Richtung Jugendliche sagte
er: „Jeder Traumjob entspricht bei Tageslicht
betrachtet nicht dem Ideal.“ Umso wichtiger
sei es, bei der Arbeit Höhepunkte zu erle-
ben, die einen in der Berufswahl eindrucks-
voll bestätigen. „Ich bin überzeugt, dass das
XChange-Programm so ein Höhepunkt ist.“
Raimund Kegel, stellvertretender Hauptge-
schäftsführer der Handwerkskammer Kon-
stanz und Vorsitzender der Arbeitsgruppe
Grenzüberschreitende Berufliche Bildung der
IBK, betonte den Wert und die Qualität der
dualen Ausbildung mit ihrem hohen Praxis-
anteil. Mit Blick auf die an XChange betei-
ligten, ökonomisch erfolgreichen Regionen
von Augsburg bis nach Südtirol sagte er: „Es
ist auch die wirtschaftliche Prosperität, die
diesen Austausch ermöglicht.“
Nach den Reden berichteten die Hauptper-
sonen in lockeren Minutengesprächen mit
Moderatorin Heike Montiperle dem Publikum
von ihren Erfahrungen während des drei- bis
vierwöchigen Auslandseinsatzes. Die meis-
ten Auszubildenden konnten die anfänglichen
dialektbedingten Verständigungsprobleme
schnell überwinden und von den kleinen
und großen Unterschieden im Arbeitsalltag
lernen. Luca Gstreinthaler und David Stöckl
aus Absam (Österreich) etwa tauschten mit
Giulia Lombardo in St. Gallen die Arbeit an
großen optischen Linsen gegen die Welt der
kleinen Industrielinsen. Eine ganz neue Er-
fahrung für alle drei Lernenden. Der ange-
hende Kfz-Mechatroniker Robin Funke aus
Singen stellte fest, dass man in anderen
Ländern mitunter auch anders arbeitet. Ihn
überraschte etwa, dass in seinem Dornbir-
ner Austauschbetrieb sogar der Ölwechsel
anders funktioniert. Doch auch die Ausbilder
profitieren von den neuen Impulsen durch die
Jugendlichen. Fachlich ohnehin, in einzelnen
Fällen bis hin zur Nachhilfe in Sachen aktu-
eller Musik aus Österreich.
Eine besonders schöne Auszeichnung gab es
für die beiden Hilti-Lehrlinge Richard Küng
und Manuel Lutz aus Thüringen (Österreich),
die im Maggi-Werk in Singen einen hervorra-
genden Eindruck hinterließen. „Die Ausbilder
dort wollten sie am liebsten behalten“, be-
richtete Ausbilder Werner Bernardi.
Welche spannenden Erfahrungen sie nach
Feierabend an ihren Einsatzorten im Ausland
gemacht hatten, konnte Heike Montiperle
zwar nur ansatzweise aus den Lernenden he-
rauskitzeln. Doch das an diesem Nachmittag
meistgehörte Fazit spricht für sich: „Es war
eine super Zeit.“
Holger Thissen
Petra Böttcher, Tel.: 07531 2860-154
petra.boettcher@konstanz.ihk.deViele zufriedene Gesichter: die Lernenden und ihre Ausbilder des XChange-
Lehrlingsaustauschs 2017 nach der Übergabe der Zertifikate in Vaduz (oben). 26
der 129 Teilnehmer kamen aus Baden-Württemberg. Links: Moderatorin Heike
Montiperle.
XChange-
Lehrlingsaustausch
Der XChange-Lehrlingsaustausch der In-
ternationalen Bodenseekonferenz (IBK)
und der Arbeitsgemeinschaft Alpenlän-
der (Arge Alp) wird seit 2001 durchge-
führt und bietet Lernenden sowie Unter-
nehmen die Möglichkeit, internationale
Erfahrungen zu sammeln. Die Europäi-
sche Union unterstützt das Projekt im
Rahmen des Programms Erasmus+, das
die grenzüberschreitende Zusammenar-
beit sowie die Mobilität und Qualifikati-
on junger Menschen fördert. Mehr Infos
zu XChange unter
www.xchange-info.netAbschlussfeier des Austauschprogramms XChange
Wenn der Ölwechsel anders funktioniert