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Ausgabe 11/2024
Unternehmen
Wo Regenwasser zu Energie wird

Weckermanns Wasserstoff

Das neue Werk des Schwarzwälder Diamantierspezialisten August Weckermann soll weitgehend energieautark arbeiten. Photovoltaik, Elektrolyseur und Brennstoffzelle bilden den Kern eines geförderten Pilotprojekts.

Produziert wird bereits im neuen Werk der August Weckermann KG in Oberbränd bei Eisenbach im Hochschwarzwald. Mit rund 150 Mitarbeitern verarbeitet Weckermann jährlich nach eigenen Angaben rund 4.000 Tonnen Material und erlöst rund 30 Millionen Euro. Der „Weltmarktführer im Diamantieren von Oberflächen“, wie Juniorchef David Duttlinger nicht ohne Stolz sagt, produziert hier für edle Badarmaturen von Grohe, Hansgrohe oder Laufen und noble Kugelschreiber von Montblanc.  Das wirklich Besondere am neuen Werk ist aber etwas anderes: Als vermutlich erstes Unternehmen Baden-Württembergs wird sich der 1885 gegründete Mittelständler ab Mitte 2025 mit Wasserstoff-Elektrolyse und selbst produziertem Strom weitgehend autark versorgen.
Die Idee erläutert Duttlinger wie folgt: Da die neue Gewerbefläche wesentlich größer sei als aktuell benötigt, werde man darauf eine Photovoltaikanlage bauen – zwei Megawatt Leistung, dazu 700 Kilowatt auf dem Hallendach. Geplanter Ertrag: 2,4 Gigawattstunden im Jahr. Doch statt den Überschuss einzuspeisen, will man ihn selbst nutzen, zunächst mit einer 4.000-kWh-Batterie.

Wasserstoff als Stromspeicher
Da diese den Strombedarf aber nur kurzfristig abdecken kann, wird der Großteil des Überschusses genutzt, um durch einen Container-Elektrolyseur Regenwasser in Wasserstoff umzuwandeln, der in einem 26 Meter langen Tank gespeichert und durch eine 80-kW-Brennstoffzelle wieder zurück in Strom verwandelt wird. Für diesen innovativen Ansatz hat Weckermann 2,5 Millionen Euro Förderung vom Land Baden-Württemberg bekommen – als eines von lediglich acht Projekten landesweit. Die Gesamtkosten liegen bei sieben Millionen Euro – für ein Unternehmen mit knapp 30 Millionen Euro Jahresumsatz durchaus eine Hausnummer.

Weckermann-Baustelle in Oberbränd: Genug Platz für Photovoltaik, Wasserstoff-Elektrolyse und einen Löschwassertank für die Wärmepumpe

„Ein Herzensprojekt“
Doch kann eine solche Lösung auch wirtschaftlich sein? Schließlich kommt die Wasserstoffrückverstromung rein physikalisch nur auf 35 Prozent Wirkungsgrad. „Das hängt sehr vom Strompreis ab“, sagt Duttlinger. Aktuell komme man auf eine Amortisationszeit von 14 Jahren. Wird Strom teurer, geht es schneller. „Für ein Invest ist das relativ lang“, gesteht er. „Das hätte unsere Bank auch nicht komplett fremdfinanziert.“ Doch für den Unternehmer ist das Ganze einerseits „ein Herzensprojekt“, andererseits denkt er durchaus weiter. Der grüne Wasserstoff könnte auch verkauft werden oder das Weckermann-Stammwerk im benachbarten Eisenbach mitversorgen. Zudem ist die Nutzung der Abwärme noch nicht einkalkuliert. „Unser Nachbarunternehmen heizt noch mit Öl“, sagt Seniorchef Karl Duttlinger. „Mit einer Wärmeleitung unter der Straße hindurch könnten wir die komplett versorgen.“ Gäbe es ein Nahwärmenetz, könnte man auch in dieses einspeisen. „Damit ließe sich der Wirkungsgrad auf 50 Prozent steigern.“

 

Zwei Tüftler: Juniorchef David Duttlinger mit seinem Vater Karl, die gemeinsam Weckermanns neue Wasserstoffstrategie entwickelt haben.

„Die bauen wir selbst!“
Das neue Werk selbst ist thermisch autark. Zur Wärmeerzeugung dient eine Wärmepumpe, die den 200 Kubikmeter großen Löschwassertank vor dem Gebäude als Zwischenspeicher nutzt. Wie effizient das Ganze künftig laufen wird, dürfte maßgeblich von der Steuerung der Anlage abhängen, deren Komponenten verschiedenster Hersteller nun vernetzt werden müssen. David Duttlinger: „Die bauen wir selbst.“ Wann soll die Batterie genutzt, wann Wasserstoff erzeugt oder verstromt werden? Und wann ist es günstiger, abhängig vom Preis, Netzstrom zu beziehen?

Berechnungen zufolge, durchgeführt mit dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT), soll der Autarkiegrad bei 85 bis 88 Prozent liegen. Das gilt es nun zu beweisen. Ein weiterer Aspekt: Bislang entstehen durch „zwei bis drei Stromausfälle im Jahr“ immer wieder Schäden, etwa weil luftgelagerte Spindeln kaputt gehen. „Das wird es künftig nicht mehr geben“, sagt David Duttlinger.
Nicht zuletzt denken David und Karl Duttlinger gesamtgesellschaftlich. Fossile Energieträger und Abhängigkeit vom Ausland sind für sie keine Zukunftslösungen. „Irgendjemand muss vorangehen“, sagt der Seniorchef – und hofft, auf diesem Weg andere zu inspirieren. Jürgen Baltes

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