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Ausgabe 7-8/2025
Unternehmen
Endress und Hauser

Im Glauben an Europa

100 Millionen Euro investiert Endress und Hauser in den Standort Maulburg – und der Mann hinter dieser Entscheidung ist Peter Selders. Was ihn ausmacht, wie er die Zukunft sieht und warum die Schweizer Verbündete suchen, hat der neue CEO unserer Autorin verraten.

Bild: Andreas Mader/Endress und Hauser

Nach 17 Monaten hat sich im Büro von Peter Selders schon einiges angesammelt. Wenn der CEO von Endress und Hauser an seinem höhenverstellbaren Schreibtisch steht, blickt er auf die Wand mit Mitbringseln von seinen Dienstreisen. Da stehen ein silberglänzendes Kamel, kleine
Skulpturen und viele Dankeskarten. „Ich sage immer, ich will keine Geschenke, ich arbeite doch genauso in der Firma wie Sie“, sagt Selders und zuckt bescheiden mit den Schultern. Aber der blau-weiß gemusterte Teller aus Mexiko, der sei schon ganz schön, ergänzt er dann.

„Ich brauche die Interaktion“
Seit 21 Jahren arbeitet Peter Selders beim weltweit tätigen Anbieter von Messgeräten, Dienstleistungen und Lösungen für die industrielle Verfahrenstechnik, seit Januar 2024 ist er Vorstandsvorsitzender. Er ist der erst vierte CEO in 70 Jahren Unternehmensgeschichte – dabei hat die Karriere des promovierten Physikers einst als Entwickler mit nur drei Jahren Berufserfahrung begonnen. Über einen Vermittler landete er bei Endress und Hauser. „Ich kannte das Unternehmen vorher gar nicht“, gibt er zu, lacht und schon bilden sich wieder feine Lachfältchen um die blauen Augen hinter der randlosen Brille. Er hat damals eine neue Herausforderung gesucht, sein vorheriger Job passte nicht mehr. „Früher hätte ich gesagt, der Job war zu langweilig, heute kann ich rückblickend sagen, dass mir der Austausch mit Menschen gefehlt hat. Ich brauche die Interaktion“, fasst er zusammen und lächelt wieder.

Wie hat er es geschafft vom Entwickler zum Entscheider, vom kreativen Denker zum CEO? „Es hat sich ergeben“, sagt Selders. Eine Konstante gibt es aber doch: „Mir wurde Vertrauen entgegengebracht.“ Vertrauen darin, dass er den Bau eines 1300 Quadratmeter großen Reinraums leiten kann, obwohl er das noch nie zuvor getan hatte. Vertrauen darin, dass der Entwickler auch Produktionsleiter, Entwicklungsleiter und später Managing Director sein kann. Nach 20 Jahren im Unternehmen und zahlreichen erfolgreich abgeschlossenen Projekten bekam er den Chefposten der Gruppe angeboten. Dahinter stand der Wunsch der Gesellschafterfamilie nach einem geordneten Übergang: Klaus Endress gab gemäß den selbstgesetzten Statuten mit 75 Jahren sein Amt als Präsident des Verwaltungsrats ab. Auf den Sohn des Unternehmensgründers folgte Matthias Altendorf, der zuvor zehn Jahre CEO war. Und für dessen Nachfolge war Peter Selders vorgesehen.

„Ich mache immer Pläne, bin aber sicher, dass es dann anders kommen wird…“

Keine leichte Entscheidung für den fünffachen Familienvater und seine Frau. Wäre der Posten machbar trotz Familie? Schließlich siegte aber die Neugier. „Ich kann jetzt Dinge integrieren, die vorher nicht zu meinem Aufgabengebiet gehörten – Sales, Marktstrategien, diese Vielfalt reizt mich“, fasst Selders zusammen. Dass die Position mit großen Entscheidungen, langen Arbeitszeiten und viel Verantwortung einhergeht, das war ihm bewusst. Sein Plan: als CEO will er vorleben, was er von seinen Mitarbeitern fordert. „Practice what you preach“ quasi.

Selders sagt es so: „Ich arbeite so, wie ich bin: offen, transparent, vertrauensvoll.“ Eine unkonventionelle, für Selders aber essentielle Strategie dafür ist, dass er in vielen Vorstellungsgesprächen dabei ist – egal ob Manager oder Assistenzstelle. Er möchte sichergehen, dass neue Kollegen in die Firma passen und die Firmenkultur leben können, genauso wie er selbst. Denn das ist Teil der Ziele, die sich Selders auf die Fahne geschrieben hat: „Wir sind ein Familienunternehmen mit 70-jähriger Erfolgsgeschichte und wollen das Bewährte bewahren, gleichzeitig aber offen für Veränderungen sein.“

2025: das Jahr der Rekord-Investitionen
Endress und Hauser ist ein High-Tech-Unternehmen – und eine Gruppe mit 130 selbstständigen Gesellschaften in 54 Ländern. Prozesslösungen für Durchfluss-, Füllstand-, Druck- und Temperaturmessung und digitale Kommunikation entwickelt das 1953 gegründete Unternehmen für Kunden aus den Bereichen Chemie und Energie, Metall und Bergbau, Lebensmittel und Life Sciences sowie Öl und Gas. 2024 entstanden damit 500 neue Arbeitsplätze, am Jahresende zählte die Gruppe mehr als 17 000 Mitarbeiter.
350 Millionen Euro, und damit so viel wie noch nie, investierte Endress und Hauser in neue Gebäude, Anlagen und IT. In diesem Jahr werden sogar mehr als 550 Millionen Euro investiert. Der Nettoumsatz der Gruppe stieg leicht um 0,7 Prozent auf 3,744 Milliarden Euro. Es könnte besser laufen, findet der CEO. Doch insbesondere in der jetzigen Zeit sei Planbarkeit nicht mehr selbstverständlich.

Endress- und-Hauser-Campus Maulburg im Jahr 2027: Mit dem größten Werk im Unternehmensverbund ist der Betrieb mit rund 2000 Beschäftigten einer der größten Arbeitgeber am Hochrhein. Visualisierung: Endress und Hauser

Kooperation statt Konkurrenz
Überhaupt: Planen. Das sei so eine Sache. „Ich mache immer Pläne, bin aber sicher, dass es anders kommen wird“, erklärt er. Es gehe darum, vorbereitet und dennoch flexibel zu sein. Denn während Wirtschaft und Sicherheitslage in den vergangenen Jahren stabil schienen, sieht er das Unternehmen mit einem Wandel konfrontiert. „Das Geschäft wird sich ändern, aber wir sind weltweit vertreten und haben eine gute Ausgangslage.“ Geopolitischen Unsicherheiten und Handelsschranken begegnet Endress und Hauser mit regionaler Produktion in den USA, Europa und Asien.
„Wir verschließen uns nicht, in anderen Ländern zu investieren“, sagt Selders, betont aber sofort: „Wir glauben an die Zukunft in Europa.“ Auch wenn Innovationszyklen in anderen Ländern schneller seien; Expertise, Know-how, Innovation sollen bei Endress und Hauser in Europa bleiben. Deswegen investiert das Unternehmen zweigleisig. Wächst die Produktion im Ausland, wächst auch die Vorproduktion in Europa. Daher investiert das Familienunternehmen auch mehr als 100 Millionen Euro in den Standort Maulburg, um effizienter zu werden.
Ebenfalls in der DNA verankert sei die Zusammenarbeit mit anderen Firmen, wie derzeit mit dem Waldkircher Sensorspezialisten Sick, damit beide Firmen Lücken im Portfolio schließen und Synergien auf Augenhöhe schaffen. Kooperation statt Konkurrenz ist hier das Motto und ein funktionsfähiges Konzept, wenn beide Seiten profitieren, sagt Selders. „Wie in einer guten Partnerschaft: Zusammen bewegt man mehr als alleine.“ Ein Konzept, das er in Zukunft forcieren möchte? Peter Selders zögert kurz, wenn er über die Zukunft des Unternehmens spricht. Sicherheit ist eines der Stichworte, das er dann oft erwähnt. Sicherheit für die Mitarbeiter, dass sie einen guten Arbeitsplatz haben, Planungssicherheit in Prozessen, Sicherheit für das Unternehmen. Selders formuliert seine Mission deshalb so: „Familienbesitz und Eigenständigkeit bewahren, profitabel wachsen, technologisch vorangehen. Und dabei nicht den Blick für die Menschen verlieren.“
Schaffen will er das mit seinen bewährten Maßnahmen: Planung und Gelassenheit. So ruhig wie er die ganze Zeit spricht, so reflektiert wie er antwortet und so sympathisch wie er lacht, so will er als Mensch sein – und auch als CEO.

„Ich will das Beste aus der Zeit herausholen“
Als Ausgleich zum Job geht er in seiner Freizeit joggen, aber nur für sich – beim Sport mag er keinen Wettbewerb. Wenn er sich auspowert, dann um den Kopf freizubekommen, „damit ich nicht in Denkmustern festhänge“. Wenn er am Tag darauf dann nach Reinach in sein Büro fährt, die Fotos seiner Familie auf seinem Schreibtisch betrachtet und Entscheidungen über die Zukunft von Endress und Hauser trifft, ist sein Ruhepuls bei unter 60 Schlägen pro Minute. „Ich habe mir in den vergangenen 20 Jahren Sicherheit und Vertrauen erarbeitet“, sagt er. Seine Haltung, seine Mimik und seine Sprache strahlen aus, dass er schon das verkörpert, wer er sein möchte: der Brückenbauer zwischen Forschung und Produktion, Tradition und Innovation, regionaler Verwurzelung und globaler Präsenz mit klaren Werten und einem weiten Blick in die Zukunft. Sein Ziel für die zehn Jahre, die er voraussichtlich CEO sein wird, ist dafür bescheiden wie er selbst: „Ich möchte zurückblicken und sagen, dass ich das Beste aus der Zeit rausgeholt habe.“
Carolin Johannsen

Zur Person

Ein herausforderndes erstes Jahr als CEO bei Endress und Hauser liegt hinter Peter Selders. Der promovierte Physiker und Vater von fünf Kindern ist seit 21 Jahren im Unternehmen und hat nicht etwa als Manager, sondern als Entwickler angefangen. Heute leitet er eine Firmengruppe mit fast 130 Firmen in 54 Ländern – und mit rund 17 000 Mitarbeitern, deren technologische Heimat auch künftig Europa sein soll.

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