
Es sei für ihn schon überraschend, dass immer noch ein Teil der Einzelhändler keinen Onlineauftritt hat, sagt Bruno Hall, Geschäftsführer der Villringer GmbH in Lörrach. Das müsse nicht gleich ein Onlineshop sein, aber zumindest eine Webseite und ein Auftritt in Facebook oder Instagram. Laut Hall, der vier „expert“-Elektrofachgeschäfte an den Standorten Schopfheim, Lörrach, Rheinfelden und Bad Säckingen betreibt, hat sich dieser Nachteil besonders während der Pandemie als schwer erwiesen. Seit mehreren Jahren ist der „expert“-Verbund online aktiv, und die stationären Geschäfte konnten während des Lockdowns auf eine stabile digitale Infrastruktur zurückgreifen. „Unsere Umsätze im Onlinebereich sind deutlich gestiegen. Das war aber nur möglich, weil man uns im Netz schon kannte. Und gerade in der Pandemie hat der Kunde gemerkt, dass es nicht nur Amazon gibt. Lokal einkaufen – auch online – ist ein erkennbarer Trend, der gerade in der jetzigen Zeit neben den Vorteilen wie der persönlichen Beratung am Telefon, der schnellen Lieferung oder Abholung vor Ort auch die Verbundenheit mit seiner Stadt ausdrückt.“
Die Entwicklung zeige seit Jahren im Einzelhandel in eine klare Richtung, sagt Hall. „Unsere Besucherzahlen auf der Webseite sind genauso hoch wie in unseren Märkten. Wenn wir uns also darum kümmern, dass unsere Geschäfte attraktiv sind, dann müssen wir das auf unserer Webseite ebenso tun. Wer nicht viel Zeit und auch Geld in das Onlinegeschäft investiert, findet nicht statt.“

Bruno Hall sieht den stationären Einzelhandel deswegen auch in einer herausfordernden Situation. „Die großen Player im E-Commerce geben einen Standard für Kundenorientierung vor, bei dem lokale Händler schon aufgrund der Kosten schwer mithalten können. Marketing, Retouren und Zahlungsmanagement sind Kostentreiber. Hinzu kommt, dass der Kunde online sehr viel mehr auf den Preis achtet. Wir brauchen deswegen weiterhin ein funktionierendes stationäres Geschäft nach der Pandemie.“
Hall weiß, dass es Verbünde wie „expert“ einfacher haben, deswegen ist er auch überzeugt, dass Kooperationen und Netzwerke für den stationären Einzelhandel wichtiger werden. „Wir brauchen regionale Plattformen, wo sich auch die Händler zeigen können, die keine Unterstützung von Kooperationen haben. Gute Ansätze hierzu sind mir aus Lörrach und Rheinfelden bekannt. Wir brauchen regionale Logistiknetzwerke, die die Ware noch am gleichen Tag ausliefern. Auch hierzu tut sich gerade etwas in Bad Säckingen. Eigentlich hätten wir das schon lange von den Apotheken und Pizzerien lernen können. Wir haben aber nicht nur Nachteile gegenüber den Big Playern, sondern einen Vorteil: Wir sind hier. Und damit können wir dem Kunden eine Kombination aus online und stationär anbieten. Das kann Amazon nicht.“
hw