Der regionale Versorgungsgrad mit Breitband hat seit 2016 einen Quantensprung erlebt, die Zufriedenheit der Unternehmen hat sich seither wesentlich verbessert. Dieses Fazit zogen die IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg und die regionalen Landkreise bei der Veröffentlichung der Neuauflage des IHK-Breitbandatlasses. Projektleiter Jürgen Anders, Professor für Kommunikationstechnik an der Hochschule Furtwangen (HFU), betonte: „In den untersuchten 79 Gewerbegebieten herrscht in den allermeisten Fällen eine flächendeckende Versorgung mit mindestens 100 Megabits pro Sekunde. Der flächendeckende Glasfaserausbau in diesen Gewerbegebieten ist in zwei bis drei Jahren realistisch.“
IHK-Präsidentin Birgit Hakenjos, IHK-Vizepräsident Hans-Rüdiger Schewe und IHK-Vizepräsident Harald Marquardt unterstrichen die unternehmerische Relevanz für die Landkreise Rottweil, Schwarzwald-Baar und Tuttlingen. „Der Zustand der digitalen Infrastruktur ist für die Wirtschaftskraft des regionalen Mittelstandes erfolgskritisch“, betonte Hakenjos. Für die Mitgliedsunternehmen sei die Versorgung mit Mobilfunk und Breitband von elementarer Bedeutung. Nur dann gelängen betriebseigene Arbeitsprozesse effizienter, nur dann funktionierten Kommunikationswege stabiler und nur dann könne der Anteil in der Produktion der Dienstleistungen erhöht werden.
Im Auftrag der IHK hatte Jürgen Anders seit 2012 die Breitbandversorgung für 79 regionale Gewerbegebiete mit 400 Unternehmen untersucht. Die Studie betrachtete Betriebe mit bis zu 50 Beschäftigten in als unversorgt definierten Gebieten seit diesem Zeitraum. „Der Wirtschaftsraum Schwarzwald Baar-Heuberg hat digital aufgeholt. Der Anteil an gravierend unterversorgten Gewerbegebieten ist den acht Jahren von 40 auf zehn Prozent reduziert worden“, berichtete der Projektleiter. Viele der IHK-Unternehmen nähmen mittlerweile konkrete Verbesserungen wahr. Der Anteil unzufriedener Betriebe sei allein in den zurückliegenden vier Jahren von 44 auf 18 Prozent gesunken. Sie profitierten von mehr Bandbreite und besserer Verfügbarkeit. Somit sei die Region im Breitbandatlas des Bundes aktuell landesweit der Spitzenreiter bei der Breitbandverfügbarkeit im ländlichen Raum. „Wir können eine signifikante Verbesserung der Versorgung in der Region durch ein fortlaufendes Engagement der drei Landkreise von 2012 bis heute erkennen“, sagte Anders. Dabei sei die Etablierung von Zweckverbänden und Breitbandkoordinatoren ausschlaggebend. Die Förderinstrumente des Landes und des Bundes für den ländlichen Raum sieht Anders als Voraussetzung, sie müssten bis zur Vollversorgung in jedes einzelne Gebäude fortgeführt und weiterentwickelt werden. „Der Breitbandausbau benötigt Zeit, eine vorausschauende Planung ist entscheidend“, lautete das Fazit des HFU-Professors.
Die IHK und die Landkreise appellieren deshalb an Betriebe aller Größenordnungen, sich intensiv mit der Breitbandversorgung zu beschäftigen, denn das trage positiv zur Unternehmensentwicklung bei, sichere die Verbindung von Standorten miteinander und gewährleiste eine funktionierende Schnittstelle zu Kunden und Lieferanten. Die Breitbandanbieter müssten sich allerdings bekannter machen, denn nur 54 Prozent der IHK-Unternehmen würden die lokalen Akteure kennen oder seien über Ausbauvorhaben informiert.
Nach dem Breitbandausbau ist vor dem Ausbau des Mobilfunks, betonten die IHK-Präsidiumsmitglieder außerdem. Leistungsfähiges Breitband sei an vielen Stellen die Basis für einen leistungsfähigen und flächendeckenden Mobilfunk. Dieser werde flächendeckend und leistungsstark benötigt. Deshalb brauche es ein vergleichbares Engagement zum regionalen Breitbandausbau. Ein funktionierender Mobilfunk werde benötigt, weil es die betriebliche Kommunikation auf Fahrtwegen sichert und das Potenzial für neue Kundendienstleistungen beinhaltet. Deshalb seien die Zuständigkeiten zu klären und die Genehmigungsverfahren zu beschleunigen.
bk
Statements aus den Landkreisen
Wolf-Rüdiger Michel, Landrat des Landkreises Rottweil
»Die Digitalisierung ist der Schlüssel für unseren künftigen Wohlstand. Wir wollen in der Region und im Kreis Rottweil als Wirtschafts-, Technik- und Schulstandort sowie für die Familien als Wohnort attraktiv bleiben. Das schaffen wir nur gemeinsam und mit dem raschen Breitbandausbau. Bund und Land bin ich für die Förderung dankbar, den kommunalen Gremien danke ich für die Bereitstellung der Eigenmittel.«
Sven Hinterseh, Landrat des Schwarzwald-Baar-Kreises
»Im Schwarzwald-Baar-Kreis haben wir früh erkannt, dass wir selbst aktiv werden müssen, um unseren Unternehmen und Bürgerinnen und Bürgern den Anschluss an ein Glasfasernetz zu ermöglichen. Im Jahr 2014 haben wir mit allen Kommunen und dem Landkreis den Zweckverband Breitbandversorgung Schwarzwald-Baar gegründet. Seitdem haben wir 100 Millionen Euro in den Ausbau investiert. Wir rechnen mit noch einmal 150 Millionen für eine komplette Versorgung. Viele Unternehmen sind bereits angeschlossen und können so mit ihren Kunden und Dependancen auf der ganzen Welt schnell große Datenmengen übertragen. Das ist die Voraussetzung, um wichtige Arbeitgeber in unserer Region zu halten und Arbeitsplätze zu sichern.«
Stefan Helbig, Erster Landesbeamter, Landkreis Tuttlingen
»Die Glasfasernetze der Zukunft sind Grundlage für den schnellen Mobilfunk. Moderne Masten müssen zwingend über Glasfaser angeschlossen werden. Hier bietet sich das Kreis-Backbonenetz ebenfalls ideal an. Der Landkreis Tuttlingen hat die Zeichen der Zeit erkannt und mit seiner Wirtschaftsförderung zusammen mit der Hochschule Furtwangen und der Hochschule Kehl ein Mobilfunkprojekt generiert. Ziel ist es hier, zusammen mit den Mobilfunkbetreibern in erster Linie die weißen Flecken im Landkreis zu schließen und die Voraussetzungen für die nächsten Mobilfunkstufen im Bereich 5G und später 6G zu schaffen. Erst am 4. September 2021 wurde der Landkreis Tuttlingen mit einer Fördersumme in Höhe von 4,3 Millionen Euro belohnt, so dass der Glasfaserausbau noch einmal echten Schwung bekommt und wir den regionalen Anschluss an unsere Nachbarlandkreise halten können.«
Philipp Hilsenbek, Fachbereich Standortpolitik
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