Seit knapp zweieinhalb Jahren ist Ausbildungsbegleiter Markus Keßner bei der IHK Südlicher Oberrhein im Einsatz. Azubis und Betriebe wenden sich an ihn, wenn es in der Ausbildung hakt. Damit ihn die jungen Leute unkompliziert und ohne große Hürden erreichen können, bietet er an den Berufsschulen im Kammerbezirk Sprechstunden an.

Zwei Vormittage pro Schulhalbjahr steht Keßner an der Kaufmännischen Schule/IBG Lahr den Berufsschülerinnen und -schülern zur Verfügung. „Zehn bis zwölf Azubis nutzen das Angebot jedes Mal“, berichtet der Ausbildungsbegleiter. Die meisten kommen aus eigenem Antrieb; einige auf Anraten von Schulsozialarbeiter René Witzel. „Ich bin Ansprechpartner für die jungen Menschen, Lehrkräfte, Personensorgeberechtigten und Ausbildungsstellen“, sagt Witzel über seine Tätigkeit und erklärt weiter: „Arbeitsweltbezogene Schulsozialarbeit unterstützt junge Menschen darin, in ihren schulischen und sozialen Bezügen ihr Leben eigenverantwortlich zu gestalten sowie ihre persönliche, soziale und berufliche Identität zu entwickeln.“ Die Sorgen, mit denen der Schulsozialarbeiter konfrontiert wird, reichen von Mobbing und Problemen im Elternhaus über unfaire Benotung bis zu Schwangerschaft und Drogen. Unter anderem mit Kommunikationstraining trägt er dazu bei, dass die jungen Leute ihre Konflikte selbst lösen. In anderen Angelegenheiten stellt er den Kontakt zu seinem Netzwerk her, zu dem auch IHK-Ausbildungsbegleiter Markus Keßner gehört.
„Diese Zusammenarbeit von Schule, Sozialarbeit und IHK ist enorm wichtig“, sagt Annette Bühler, Leiterin der Kaufmännischen Berufsschule und des Dualen Berufskollegs Industrie/Großhandel fürAbiturienten. „Wir machen doch immer wieder die Erfahrung, dass die jungen Erwachsenen von den Anforderungen der Ausbildung überrascht sind.“ Die 35- oder 40-Stunden-Woche, die Fremdbestimmung, auch die acht Arbeitsstunden ohne Mobiltelefon seien für manche zunächst einmal sehr überfordernd. „Viele haben sich das so nicht vorgestellt“, weiß Annette Bühler. Und die Zahl derjenigen, bei denen alles reibungslos verläuft, sinkt. Diese Erfahrung macht auch Markus Keßner: „Es gibt immer mehr Jungen und Mädchen, die aus sehr schwierigen Verhältnissen kommen, aber eben auch immer mehr gut behütete Jugendliche. Und beide Gruppen haben enorm mit der Realität der Ausbildung zu kämpfen.“ Die meisten Probleme kann der IHK-Ausbildungsbegleiter in einem einzigen Gespräch klären. Nur wenige brauchen langfristige Unterstützung. Aber auch die bietet Keßner. So hat er den einen oder anderen Azubi tatsächlich schon bis zum Ausbildungsabschluss begleitet.
Schon bevor es den Ausbildungsbegleiter bei der Industrie- und Handelskammer gab, hat Annette Bühler sehr gut mit den Ausbildungsberatern der Kammer zusammengearbeitet. „Die Rolle von Herrn Keßner ist für unsere Schülerinnen und Schüler aber eine ganz andere“, erläutert sie den Mehrwert dieser Stelle. „Die Azubis wollen einen direkten Ansprechpartner. Mit Herrn Keßner haben sie ein Gegenüber, das zu ihnen, hier in die Schule kommt. Das ist eine viel vertrautere Basis.“ Der Ausbildungsbegleiter ergänzt: „Ich beginne jedes Gespräch mit der Information, dass alles, was die jungen Leute mir erzählen, unter uns bleibt. Kontakt zum Ausbildungsbetrieb nehme ich nur auf, wenn sie das wollen.“
Sowohl Keßner als auch Witzel und Bühler haben festgestellt, dass die Probleme der Berufsschülerinnen und -schüler durch die Umstände rund um die Pandemie zugenommen haben. Bühler: „Sicher lässt sich das nicht pauschal sagen, es ist schon abhängig von Elternhaus, Schulabschluss und der Ausbildung. Aber die Selbstorganisation daheim ist für viele doch schwierig.“ Witzel benennt es konkret: „Wenn die Jugendlichen nur zu Hause bleiben, fehlt der Aufbruch in den Tag. Viele haben die nötige Eigenverantwortung und Selbstfürsorge einfach noch nicht gelernt.“
Und auch wenn manche ihrer Schülerinnen und Schüler mehr Unterstützung benötigen, um ihren Abschluss zu schaffen, so ist die Abteilungsleiterin Berufsschule doch überzeugt davon, dass sich der Einsatz lohnt. „Natürlich kann aus einem Azubi mit Problemen eine gute Fachkraft werden. Oft reicht ja das Verlassen des Elternhauses oder der Wechsel des Arbeitgebers nach Ausbildungsabschluss schon dafür aus.“ Auch für Keßner hat der Abschluss oberste Priorität. „Danach eröffnen sich oft ganz neue und bessere Perspektiven, auch in dem Beruf, in dem es in der Ausbildung gehakt hat.“
Text und bild: naz
Kontakt zu Markus Keßner für Ausbildungsbetriebe, Berufsschulen und Azubis:
Mail: markus.kessner@freiburg.ihk.de
Telefon: 0761 3858-164
Alle Informationen zum IHK-Ausbildungsbegleiter auch unter www.suedlicher-oberrhein.ihk.de ( 4351384)