Sieben thematische Ausschüsse mit zusammen 200 ehrenamtlichen Mitgliedern arbeiten der Vollversammlung und der Geschäftsführung der IHK zu. In einer Interviewserie befragen wir die jeweiligen Ausschussvorsitzenden zur Rolle, den Themen und Besonderheiten ihrer Ausschüsse. Diesmal: Michael Bäumle, Vorsitzender des Verkehrsausschusses.
Warum gibt es einen Verkehrsausschuss – welche Bedeutung hat das Thema im IHK-Bezirk?
Mobilität ist der zentrale Schlüssel zur Zukunftsfähigkeit unserer Region und zudem ein Grundbedürfnis unserer Gesellschaft. Ohne gut ausgebaute Infrastrukturen können Unternehmen ihre Produkte nicht verlässlich transportieren. Die Bevölkerung ist auf gute Verkehrswege angewiesen, um zur Arbeit zu kommen und in der Freizeit mobil zu sein. Die Mobilität von Menschen und der Transport von Gütern wird sich verändern. Die Frage ist nur, wie. Die Beantwortung dieser Frage dürfen wir nicht allein einzelnen Entscheidungsträgern überlassen. Die Wirtschaft, regional und überregional, muss sich bei diesem Thema einbringen, mitdiskutieren und auch Ideen liefern.
Wer sind die Mitglieder des Ausschusses?
Aktuell gehören dem Ausschuss 25 Mitglieder an. Die eine Hälfte sind Vertreter aus dem Bereich Versand und Speditionsleiter der Industrie, die anderen 50 Prozent sind eigenständige Spediteure. Wir versuchen, uns weit gefächert aufzustellen und haben daher Spediteure aller Verkehrsträger wie Schifffahrt, Straße, Bahn, Luftfahrt und sogar der Verzollung dabei. Auch Gäste aus der Verwaltung und Wissenschaft unterstützen den Ausschuss mit ihrer Expertise. Zusätzlich versuchen wir gerade, einen Vertreter aus dem Bereich der Personenbeförderung für die Ausschussarbeit zu gewinnen.
Wie wird man Mitglied?
Es gibt verschiedene Möglichkeiten. In der Regel werden Unternehmen oder Menschen, die in diesem Bereich tätig sind, von aktiven Mitgliedern empfohlen. Diese werden dann als Gäste zu einer Sitzung eingeladen, und wenn es für beide Seiten passt, stimmt das Gremium ab. In den vergangenen Jahren sind einige Mitglieder aus Altersgründen aus dem Ausschuss ausgeschieden, haben sich aber selbst noch um eine Nachfolge gekümmert. Das hat mich besonders gefreut.
Zur Person
Michael Bäumle (50) führt gemeinsam mit seinem Bruder Martin Bäumle die Spedition Bäumle GmbH in vierter Generation. Der Hauptsitz des Familienunternehmens befindet sich in Murg, weitere Niederlassungen gibt es in Weil am Rhein und Dormagen. Auch in der Schweiz ist die Spedition mit einem Standort präsent. Das Unternehmen beschäftigt insgesamt 250 Mitarbeiter. Mit 160 Lkw, vorwiegend in den Bereichen Silo, Tank, Container und Intermodal, transportiert die Spedition Bäumle europaweit Güter. Michael Bäumle ist seit 2003 Mitglied des IHK-Verkehrsausschusses und seit 2019 der Vorsitzende. Der IHK-Vollversammlung gehört er seit 2014 an.
Mit welchen Themen beschäftigen Sie sich?
Grundsätzlich befassen wir uns mit allen Themen rund um den Verkehr. Dauerbrenner sind in unserer Region natürlich die A98, die Elektrifizierung der Hochrheinstrecke und die Gäubahn. Aber auch Themen wie Innenstadtmobilität, Lkw-Stellplätze, Reaktivierung stillgelegter Bahnstrecken oder die Bebauung des Sisslerfeldes in der Schweiz am Hochrhein stehen auf der Agenda. Derzeit sind natürlich Corona und die Auswirkungen der Pandemie das Thema Nummer eins.
Wie häufig und wo treffen Sie sich?
Wir treffen uns zwei Mal im Jahr, im Frühjahr und im Herbst. Wir wechseln die Tagungsorte bewusst zwischen den Kammerbereichen Schopfheim und Konstanz, um unter den Mitgliedern die Anfahrt gerecht aufzuteilen. Wenn es möglich ist, versuchen wir bei Mitgliedsfirmen der IHK zu tagen, um dabei den Ausschussmitgliedern ein interessantes Rahmenprogramm zu bieten. Derzeit finden die Versammlungen leider aufgrund der Pandemie online statt.
Was bringt Ihnen die Arbeit im Ausschuss?
Zum einen ist der Austausch sehr interessant. Jeder bringt einen anderen Blickwinkel in die Diskussion mit ein. Der Lerneffekt ist da natürlich enorm. Und natürlich macht die Ausschussarbeit auch Spaß. Gemeinsam kreative Verkehrs- und Logistiklösungen zu entwickeln, in die IHK-Vollversammlung zu tragen, die wiederum die Möglichkeit hat, Ideen oder auch Missstände an die Politik weiterzugeben, ist einfach wichtig. Uns allen liegt viel daran, die Standortqualität und die Wettbewerbsfähigkeit unserer Region zu erhalten und zu stärken. Das wird nur mit einer gut funktionierenden Infrastruktur gehen.
Was reizt Sie am Amt des Ausschussvorsitzenden?
Mir persönlich ist das Amt des Vorsitzenden nicht wichtig. Die Arbeit im Verkehrsausschuss liegt mir sehr am Herzen. Ich betrachte den Ausschuss als Team zum Thema Verkehr. Die Erfahrung zeigt, dass man als einzelner nur wenig bewegen kann. Als Team, als Ausschuss, als IHK jedoch wird man gehört und kann wichtige Themen aus unserem Berufsalltag auf einer großen Plattform präsentieren. Nur Gemeinschaft macht stark.
Interview: hw
IHK-Ansprechpartnerin:
Yvonne Feißt
Telefon: 07622 3907-265
Mail: yvonne.feisst@konstanz.ihk.de