
Innenstädten steht ein großer Wandel bevor. Geändertes Einkaufsverhalten, Digitalisierung und auch die Coronakrise tragen zu diesem Prozess bei. Kommunen sind derzeit gefordert, Zukunftskonzepte für lebendige und vielfältige Stadtzentren zu entwickeln. Zur Unterstützung hat das Wirtschaftsministerium ein Förderprogramm entworfen. Ziel ist die Stärkung der Innenstädte als Standorte des stationären Einzelhandels und anderer innenstadtrelevanter Akteure wie Gastronomie, Hotellerie, Dienstleistung sowie kommunalen Einrichtungen. Bei der IHK Südlicher Oberrhein setzt das Projekt Thomas Kaiser als Innenstadtberater um und steht den Kommunen in der Region zur Seite.
Wie können Kommunen ihre Einzelhändler vor Ort aktuell unterstützen?
Thomas Kaiser: Hier gibt es ein Konglomerat an Möglichkeiten. Das reicht von der Förderung der Außengastronomie bis hin zum Verzicht auf Parkgebühren. Wichtig ist, dass das Thema „Innenstadt als Wirtschaftsraum“ gemeinsam von Stadtverwaltung und Standortgemeinschaft angegangen wird. Als IHK unterstützen wir mit dem IHK-Innenstadtberater. Erste Maßnahme hier: eine Vereinbarung „Pro Innenstadt“ zwischen den Akteuren zu schmieden. Im Juli hat zum Beispiel die Stadt Kehl eine solche unterzeichnet. Die 14 Punkte darin können als roter Faden der Maßnahmen bezeichnet werden, die dem Handel, aber auch allen anderen Akteuren, Betrieben und Besuchern der Städte zugutekommen.
Was raten Sie den lokalen Einzelhändlern, um jetzt und auch in Zukunft weiter erfolgreich zu agieren?
„Jetzt nicht nachlassen!“ muss das Motto sein. Viele haben während der Lockdowns aus der Not heraus schnell zu digitalen Helferlein gegriffen. Webseiten wurden erstellt und optimiert, Onlineshops eingerichtet, Lieferservices digital abrufbar gestaltet oder Social-Media-Kanäle installiert.
Mit Ende der Lockdowns zeigte sich allerdings, dass diese guten Ansätze nun wieder an zweiter Stelle stehen und die Händler sie entsprechend stiefmütterlich behandeln. Dranbleiben und weitermachen, das wäre mein Wunsch. Auch wenn es Zeit kostet. Hier Zeit und Geld zu investieren, macht widerstandsfähig und zukunftsfit.
Wie hilft die IHK dem Einzelhandel?
Nicht nur der Einzelhandel, sondern alle Akteure im Mikrokosmos Innenstadt werden von mir als IHK-Innenstadtberater unterstützt. Neben der individuellen Stärkung und Beratung der Unternehmen ist es meine Aufgabe, mit den Aktiven im Stadtmarketing und in den Gewerbevereinen – etwa über die Initiative Standorthelden – den Standort insgesamt zu stärken. Sieben Städte begleite ich in diesem Prozess bis Ende 2022 sehr intensiv. Die Städte sind Modellstädte für andere Kommunen. Gute Ideen werden dort entwickelt und umgesetzt und dann auf andere Gemeinden übertragen.
Text: naz
Bild: Michael Bode für die IHK Südlicher Oberrhein
Bildbeschreibung:
Thomas Kaiser, Innenstadtberater der IHK Südlicher Oberrhein