Kleine und mittelständische Betriebe haben meist einen anderen Informationsbedarf als große Unternehmen. Kleine Tipps können deshalb schon einen großen Nutzen bringen. Auf dieser Doppelseite möchten wir Ihnen wertvolle Hinweise geben – und sind Ihnen dankbar für Ihre Fragen, die wir Ihnen gerne beantworten (ratgeber@vs.ihk.de).

Viele kleine und mittlere Betriebe wollen ausbilden, können aber aufgrund ihrer Spezialisierung nicht alle vorgeschriebenen Ausbildungsinhalte vermitteln. Hier hilft die vom Land Baden-Württemberg geförderte Verbundausbildung (siehe auch Seite 54/55). Die Kooperation im Verbundmodell unterstützt Unternehmen und Betriebe, in der Ausbildung aktiv zu werden. Dadurch entstehen zusätzliche Ausbildungsplätze, und nicht selten gelingt es, die Ausbildungsqualität zu steigern. Kleine und mittlere Unternehmen sichern so den dringend benötigten Fachkräftenachwuchs.
Die Firma J.G. Weisser Söhne GmbH & Co. KG in St. Georgen ist ein solches Verbundunternehmen, das über das eigene Ausbildungsengagement hinaus andere Betriebe bei der beruflichen Ausbildung unterstützt.
Kevin ist im ersten Ausbildungsjahr und Verbundazubi der Lauble & Fichter GmbH in St. Georgen, eines Spezialisten für NC-Bearbeitungen und Laserbeschriftung. „Mein Vater kennt das Unternehmen aufgrund seiner beruflichen Tätigkeit und hat mich im ersten Schritt sozusagen vermittelt“, sagt er. Bei einem zweiwöchigen Schulpraktikum hat er Lauble & Fichter näher kennenlernen können. Das Unternehmen hat ihm daraufhin eine Ausbildung zum Industriemechaniker angeboten. „Bereits zum Ende des Praktikums wurde signalisiert, dass Interesse daran besteht, mich als Azubi zu gewinnen. Dies sei jedoch nur möglich, wenn der Verbundpartner meine Grundausbildung übernehmen kann. Und so bin ich zu J.G. Weisser Söhne gekommen.“ Die Vorteile liegen für Kevin auf der Hand: „Es ist schon toll, wie intensiv wir in der Ausbildungswerkstatt betreut werden. Ich bin auch nicht der einzige Azubi und werde nicht nur in der Fertigung eingesetzt, sondern lerne auch die anderen Bereiche kennen. Auch das Betriebsklima ist sehr angenehm.“

Marcel ist bereits im zweiten Ausbildungsjahr. Er ist Verbundazubi der Schunk Electronic Solutions GmbH, ebenfalls in St. Georgen. Das Unternehmen ist ein Spezialist für Greifsysteme und Spanntechnik. Der Betrieb hat nicht die Kapazität, die Ausbildung in Eigenregie durchzuführen. So fehlt ein hauptberuflicher Ausbilder, aber auch eine entsprechende Ausbildungswerkstatt mit Maschinen oder Labortischen. Schunk Electronic Solutions ist deshalb froh um die Verbundausbildung, denn „sie ist die Voraussetzung für eine erfolgreiche Ausbildung, und so können die Grundlagen für Metall und Elektrik vermittelt werden“. „Bei einem Berufswegetag an der Robert-Gerwig-Schule habe ich das Unternehmen kennengelernt“, sagt Marcel. „Ich habe dann dort mehrere Ferienjobs in der Fertigung absolviert. Danach wurde mir ein Ausbildungsplatz zum Zerspanungsmechaniker angeboten.“ Für ihn der richtige Schritt: „Wir haben ein richtig gutes Betriebsklima und einen starken Zusammenhalt zwischen den Mitarbeitern“, sagt der Auszubildende. Was er an der Verbundausbildung bei J.G. Weisser Söhne schätzt, ist, dass „dort mehrere Azubis beisammen sind und man kann sich bei höheren Lehrjahren Rat einholen kann“.
Landesförderung der Verbundausbildung
Was wird gefördert:
Betriebe, die nicht in der Lage sind, das gesamte Spektrum der in den Ausbildungsverordnungen vorgeschriebenen fachpraktischen Ausbildungsinhalte abzudecken, können sich mit anderen Betrieben zu einem Verbund zusammenschließen. Gefördert werden die Zusatzkosten der Ausbildung in einem anderen Betrieb. Die Dauer der Ausbildung in diesem Betrieb muss mindestens 20 Wochen betragen.
Kurzarbeitende Betriebe erhalten eine Förderung bereits ab einem Zeitraum für die Verbundausbildung von vier Wochen.
Wer wird gefördert:
Gefördert werden die Stammbetriebe eines Verbundes.
Wie wird gefördert:
Zuschuss in Höhe von einmalig 2.000 Euro pro Ausbildungsplatz („Prämie“) beziehungsweise 1.000 Euro für Verbundausbildung, wenn der Partnerbetrieb eine Bildungseinrichtung ist und die Dauer der Ausbildung im Partnerbetrieb mindestens 20 Wochen beträgt.
Es gibt einen Zuschuss in Höhe von einmalig 1.000 Euro pro Ausbildungsplatz („Prämie“) bei Kurzarbeit im Stammbetrieb, wenn die Dauer der Ausbildung im Partnerbetrieb und der Kurzarbeit mindestens vier Wochen beträgt. Der Antrag muss spätestens vor Beginn der Ausbildung im durchführenden Betrieb gestellt werden.
Weitere Informationen www.wm.baden-wuerttemberg.de

Nachgefragt bei Robert Rettich, Geschäftsführer der J.G. Weisser Söhne GmbH & Co. KG, St. Georgen
Herr Rettich, Sie bilden auch für andere Unternehmen aus. Warum haben Sie sich dazu entschlossen?
Jedes Unternehmen benötigt auf Basis seiner Personalentwicklung und -planung Fachkräfte, welche im Idealfall innerhalb der vorhanden Strukturen selbst ausgebildet werden können. Im Austausch mit umliegenden Unternehmen ist uns jedoch bewusst geworden, dass nicht jedes Unternehmen die erforderlichen Ausbildungsvoraussetzungen vollumfänglich abbilden kann. Da jedoch jedes Unternehmen auf eigene Fachkräfte angewiesen ist und der Bedarf auch in Zukunft immer höher sein wird, haben wir uns bereits im Jahr 2007 dazu entschieden, hierbei insbesondere im Rahmen der praktischen Ausbildung unsere Unterstützung anzubieten. Gleichzeitig leisten wir somit einen Beitrag dazu, dass mehr junge Menschen in eine fundierte Ausbildung starten können. Insgesamt wollen wir einen Beitrag zu einer starken Ausbildung in der Wirtschaftsregion Schwarzwald-Baar leisten. Zusätzlich haben wir mit diesem Dienstleistungsangebot unsere Geschäftsfelder ausgeweitet.
Wie sehen denn die Azubis eine solche Verbundausbildung?
In der Regel sind es kleinere Unternehmen, die dieses Angebot in Anspruch nehmen. Die Azubis sind in den Verbundfirmen meist alleine oder nur in sehr geringer Anzahl vertreten. Im Verbund haben sie die Möglichkeit, sich auch in den Praxisphasen mit Gleichaltrigen auszutauschen, gemeinsam zu lernen, sich zu ergänzen und gegenseitig mitzunehmen. Dies gibt ihnen mehr Sicherheit und gleichzeitig natürlich die Möglichkeit, innerhalb ihrer Ausbildungszeit gleich mehrere Unternehmen von innen zu sehen und mehr Erfahrung zu sammeln.
Viele Unternehmen arbeiten sehr spezialisiert. Kann die Verbundausbildung aus Ihrer Sicht dem gerecht werden?
Die Verbundazubis bekommen bei uns in erster Linie die Grundfertigkeiten vermittelt. Gleichzeitig sind sie regelmäßig auch in ihren Ausbildungsbetrieben, um dort genau diese Spezialisierungen aufzugreifen und zu verknüpfen. Im Weisser-Ausbildungszentrum können die Azubis intensiv unter Berücksichtigung ihrer individuellen Leistungsstände betreut werden. Somit sitzen die Grundlagen sicher, um anschließend im Spezialgebiet des jeweiligen Ausbildungsbetriebes parallel im Tagesgeschäft mitlaufen zu können.
Interview: bk
Bild: J.G. Weisser Söhne