In vielen mittelständischen Unternehmen ist der Generationswechsel Thema. Zahlreichen Firmen droht die Stilllegung, weil sich kein geeigneter Nachfolger findet. Die Frage stellt sich, wie die zur Übergabe anstehenden Unternehmen und ihre Arbeitsplätze gesichert werden können.
Der Technologieverbund Technology Mountains und die IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg hatten deshalb gemeinsam mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie zur zweiten Regionalkonferenz der bundesweiten Gründungsoffensive „GO!“ mit Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier in das Kraftwerk Rottweil eingeladen.
Mit der Gründungsoffensive „GO!“ gibt das Bundesministerium zusätzliche Impulse zum Gründen und stärkt den Gründer- und Unternehmergeist in Deutschland. Ziel ist es, mehr Menschen zu ermutigen, eine eigene Firma zu gründen oder ein bestehendes Unternehmen zu übernehmen. Dabei geht es um die Bedeutung von Unternehmerinnen und Unternehmern für die Soziale Marktwirtschaft – gerade auch in den Regionen – und die Wertschätzung, die sie verdienen.
IHK-Präsidentin Birgit Hakenjos-Boyd betonte vor den rund 400 Gästen, „dass die wirtschaftliche Stärke unseres Landes seit jeher auf unserer vielfältigen Unternehmenslandschaft beruht. Wir haben wenige Groß- und viele kleine und mittlere Unternehmen. Und unser Mittelstand schafft seit jeher die meisten Arbeitsplätze, zahlt die meisten Steuern und bringt die meisten Innovationen hervor.“
Made in Germany Siegel für beste Produkte
Der Mittelstand sei Garant für Wohlstand und Beschäftigung und es gebe weltweit nirgendwo etwas Vergleichbares. Rund um den Globus sei er genauso wie das Siegel Made in Germany ein Qualitätssiegel für beste Produkte und Dienstleistungen.
Aber auch der Mittelstand brauche kontinuierlich Nachwuchs. Zum einen suchten viele Unternehmer einen Nachfolger, um ihre Firma altershalber übergeben zu können. Zum anderen entwickeln sich die Kundenanforderungen und Kundenwünsche ständig weiter. Und diese können häufig nur mit neuen Ideen und Technologien in neu gegründeten Unternehmen bedient werden.
„Politik und Verwaltung haben deshalb die Pflicht, alles dafür zu tun, Gründungen so leicht wie möglich zu machen“, so Birgit Hakenjos-Boyd. „Gründer brauchen keine Bürokratie und wenig Steuern. Sie brauchen eine gute Infrastruktur und natürlich Breitband und stabile Kommunikationsnetze – auch auf dem Land. Sie brauchen Zugang zu Kapital und Know-how. Und sie müssen spüren, dass ein Gründergeist durchs Land weht, der sie beflügelt und ihnen Rückenwind gibt“, fordert die IHK-Präsidentin.
Hintergrund
Oft wird die Notwendigkeit, die Nachfolge zu regeln, im Unternehmen zu spät erkannt oder eine Regelung zumindest immer wieder aufgeschoben. Erhebliche Schwierigkeiten kann auch die Suche nach einem geeigneten Nachfolger bereiten. Schließlich ist oftmals nicht klar, auf welche konkreten Beratungsdienstleistungen während des Übergabeprozesses zurückgegriffen werden kann oder sollte.
Die rechtzeitige und systematische Vorbereitung der Unternehmensnachfolge ist eine wesentliche Voraussetzung für den dauerhaften Erhalt des Betriebs. Fehler bei der Übergabe können zu Unternehmenskrisen bis hin zur Betriebsaufgabe führen. Viele Unternehmensinhaber haben keinen Nachfolger aus der Familie. Für sie ist es wichtig, rechtzeitig einen geeigneten externen Übernehmer zu finden und auf die Betriebsführung vorzubereiten.
Altmaier: Gründungsoffensive ist ein kraftvolles Zeichen
„Mit der Gründungsoffensive setzen wir gemeinsam mit der Wirtschaft ein kraftvolles Zeichen für mehr Gründungen in Deutschland. Mir ist der Austausch vor Ort mit engagierten Gründerinnen und Gründern, erfolgreichen Unternehmerinnen und Unternehmern sehr wichtig. Ich will erfahren, wo Potenziale genutzt werden können, um mehr Menschen für die eigene Selbstständigkeit zu motivieren. Ich will die vielen mutigen und erfolgreichen Unternehmerinnen und Unternehmer in den Regionen sichtbar machen und ihr Engagement für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie für die Gesellschaft anerkennen und wertschätzen. In Zeiten eines langsameren Wirtschaftswachstums setze ich mich für Entlastungen für die Wirtschaft und gerade auch für den Mittelstand ein. Wir müssen Bürokratie abbauen, aber wir brauchen auch Entlastungen bei der Körperschaftsteuer, beim Soli oder auch bei den Energiepreisen“, so Peter Altmaier.
Die Veranstaltung, moderiert von Katrin-Cécile Ziegler, bot auch die Gelegenheit, mit dem Bundeswirtschaftsminister direkt aktuelle Fragen und Herausforderungen von Gründerinnen und Gründern sowie Unternehmen zu diskutieren. Im Dialog zwischen Gründerszene, Wirtschaft und Politik wurde erörtert, wie Gründungen und Betriebsübergaben noch besser unterstützt werden können, damit mehr Menschen in Deutschland den Schritt in die Selbstständigkeit gehen.
Harald Stallforth, Vorstand von Technology Mountains, ergänzte: „Existenzgründerinnen und -gründer leisten einen wichtigen Beitrag für unsere Volkswirtschaft, indem sie neue Arbeitsplätze schaffen, den Wettbewerb fördern sowie innovative Produkte und Dienstleistungen hervorbringen. Dies gilt insbesondere auch für unsere wirtschaftsstarke Region.“
„Wir freuen uns sehr, dass die bundesweite Gründungsoffensive ‚GO!‘ unseren Aktivitäten und Fördermaßnahmen unter der Dachmarke ‚Start-up BW‘ zusätzlichen starken Rückenwind verleiht. Unser Ziel ist es, unsere Maßnahmen möglichst optimal mit den Bundesmaßnahmen zu verzahnen. Baden-Württemberg ist heute mehr denn je auf junge Unternehmen und auch deren Zusammenarbeit mit etablierten Unternehmen angewiesen. Dazu müssen wir jetzt die großen Chancen des digitalen Zeitalters nutzen“, sagte Ministerialdirektor Michael Kleiner in seiner Rede.
bk/Hau
Marlene Hauser, Fachbereich Unternehmensförderung,
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