Neugierig sein, entdecken und zu neuen Erkenntnissen kommen, Fragen formulieren und Antworten verstehen können – die Entwicklung von wissenschaftlichem Denken und Sprachentwicklung ist bei Kindern eng miteinander verknüpft. So können auch die Sprachförderung und das Forschen verbunden werden. Tipps und Übungen dazu gab es jüngst beim Fachtag des „Haus der kleinen Forscher“-Netzwerkpartners IHK Südlicher Oberrhein in der Lokhalle in Freiburg.

Dieter Salomon, Hauptgeschäftsführer der IHK Südlicher Oberrhein, erläuterte in seiner Begrüßung der rund 90 pädagogischen Fachkräfte und Kita-Leitungen, warum sich die Kammer als Netzwerkpartner der Stiftung „Haus der kleinen Forscher“ engagiert: „In den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik – kurz MINT– fehlen Fachkräfte. Nicht nur in den Betrieben, auch als Lehrkräfte an den Schulen. Da läuft was schief. Diesem Missstand wollen wir zusammen mit der Stiftung ,Haus der kleinen Forscher‘ entgegenwirken.“ Schließlich seien kleine Kinder erst einmal neugierig auf alles, der Forscherdrang sei da. „Das muss man befriedigen und kanalisieren“, sagte Salomon. „Kinder stark machen für die Zukunft, das ist es, worum es geht“, stimmte Ute Gallmeier, Bereichsleiterin Netzwerke „Haus der kleinen Forscher“ (HdkF), ihrem Vorredner zu. Gleichzeitig dankte sie Salomon für die Unterstützung. „Wenn Sie als IHK an den Anfang der Bildungskette gehen und Kitas fördern, ist das eine gute Standortpolitik.“ Gallmeiers Dank galt aber auch den vielen weiblichen und sehr wenigen männlichen Teilnehmern des Fachtags: „Ohne Ihre Arbeit in den Kitas würde es nicht funktionieren.“
Im anschließenden Fachvortrag konzentrierten sich Veronika Meiwald, Logopädin aus Berlin, und Stephan Gühmann, Mitbegründer der Stiftung HdkF, auf die Verknüpfung von Sprachentwicklung und die Entwicklung von wissenschaftlichem Denken. Die beiden Experten erläuterten beispielsweise, wie wichtig Wiederholungen bei der kindlichen Sprachentwicklung sind. Zudem informierten sie, wie ein guter Forscherdialog abläuft: nämlich auf Augenhöhe und als Begleitung der Kinder – schließlich sollen sie ihre eigenen Ideen entwickeln können.
Später am Nachmittag ging es in kleineren Gruppen weiter. Beim Angebot des Duos Meiwald und Gühmann vertieften und übten die Teilnehmenden mit Frageformübungen die erworbenen Kenntnisse des Fachvortrags. In der Gruppe „MINT ist überall“ gab es vier Stationen, die MINT-Themen im Alltag zeigten. Daniela Fanta, Dozentin der IHK, freute sich über die begeisterten Reaktionen der Teilnehmenden auf das Angebot: „Wenn man sich darauf einlässt, entdeckt man selbst viel Neues. Man wird selbst wieder Kind!“ „Es waren so einfache Sachen, die man parat hat, und man kann damit sooo viel machen!“ „Informatik – total faszinierend!“ oder „Man wollte Häää? mit Ahaaaa! ersetzen.“
Impulse zu verschiedenen Schlüsselthemen der nachhaltigen Entwicklung, die in Kitas eine wichtige Rolle spielen, gab es beim Angebot „Tür auf! Mein Einstieg in Bildung für nachhaltige Entwicklung“. Unter anderem ging es um „Vielfältige Ernährung“ , „Virtuelles Wasser – Wasserverbrauch“ und „Verpackungsmüll und Ökobilanz“. Außerdem hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, sich der Methode „Philosophieren mit Kindern“ zu nähern, mit einer Frage zum Thema Gerechtigkeit.
Erläutert wurde auch, was Bildung für nachhaltige Entwicklung überhaupt bedeutet. „Nachhaltigkeit ist mehr als ,bio‘“, erklärten die Dozenten Monika Schmitt und Jörg Streib. Nachhaltig zu handeln bedeute, verantwortungsvoll zu agieren und auch an die folgenden Generationen zu denken. Neben dem Umweltschutz gelte es auch, die Wirtschaft und das Zusammenleben nachhaltig zu gestalten. Nachhaltige Entwicklung bedeute: „Heute nicht auf Kosten von morgen, hier nicht auf Kosten von anderswo.“ Bildung zur nachhaltigen Entwicklung bedeute: „Menschen zu befähigen, im Sinne der nachhaltigen Entwicklung zu handeln.“
Schmitt: „Alles, was wir tun, hat Auswirkungen auf andere Menschen und auf die Natur und unser Leben. Das zu erkennen, ist ein wichtiges Ziel der Bildung für nachhaltige Entwicklung. Mädchen und Jungen erwerben Kompetenzen, um unsere komplexe Welt zu erforschen und mitzugestalten.“
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Hintergrund und Kontakt
Die gemeinnützige Stiftung „Haus der kleinen Forscher“ engagiert sich seit 2006 als größte frühkindliche Bildungsinitiative für eine bessere Bildung von Kindern in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik. Die Stiftung hilft Kitas, Horten und Grundschulen, den Entdeckergeist von Mädchen und Jungen zu fördern und sie qualifiziert beim Forschen zu begleiten. Von den rund 5.300 bundesweit als „Haus der kleinen Forscher“ zertifizierten Einrichtungen sind 1.184 in Baden-Württemberg, im Kammerbezirk der IHK Südlicher Oberrhein waren es im Sommer 2019 insgesamt 72 Einrichtungen. Hier ist die IHK seit dem Jahr 2010 lokaler Netzwerkpartner der Stiftung. Sie unterstützt die Aktionen im Kammergebiet nicht nur finanziell, sondern die Fachkräfte der Kitas auch mit Workshopangeboten in Freiburg, Emmendingen, Lahr, Rust, Biberach im Kinzigtal und Offenburg. Damit schafft sie die Basis für die Zertifizierung. Beinahe 1.500 Fachkräfte hat die IHK in den vergangenen neun Jahren geschult. naz
Ansprechpartnerin bei der IHK:
Susanne Stuckmann
Tel. 0761 3858 195
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