TITEL
Großes Treffen der Autoindustrie und
Wohin
D
er Schwarzwald und die angrenzenden Gebie-
te sind die Heimat eines Schwerpunktes der
Automobilzulieferindustrie. Um die tausend
Unternehmen mit rund 20.000 Arbeitsplätzen und
1.800 Auszubildenden seien hier in diesem Industrie-
bereich tätig, machte
Dieter Teufel
, Präsident der IHK
Schwarzwald-Baar-Heuberg, eingangs klar. Er wünsche
sich eine ergebnisoffene Diskussion über die künftigen
Technologien. Der beste Weg möge sich durchsetzen.
Für Deutschland sei eine florierende Autoindustrie von
großer Bedeutung. Leider habe sie mit dem Dieselskan-
dal viel Vertrauen verspielt. Zu einem ernst zu nehmen-
den Konkurrenten wachse China heran, wo ein großes
Interesse an der Elektromobilität bestehe – erstens,
weil die vielen Millionenstädte mit ihrer Abgasbelastung
nicht mehr fertig würden und zweitens, weil sich im
Reich der Mitte die Erkenntnis breitgemacht habe, dass
der technologische Rückstand gegenüber dem Westen,
und hier vor allem gegenüber Deutschland, beim Ver-
brennungsmotor nicht einholbar sei. Derzeit treffe
er bei Gesprächen mit Vertretern der Branche
auf die paradoxe Situation, dass die Ge-
schäfte bestens liefen und gleichzeitig
vermehrt fragen zur Zukunft gestellt
würden.
WVIB-Präsident
Thomas Burger
hakte in seiner Begrü-
ßung hier ein und hob hervor, dass ein Strukturwandel
im Schwarzwald nicht zum ersten Mal bevorstehe. Aus
der Uhrenindustrie habe sich erfolgreich die Mess-
und Regeltechnik, die Mikrotechnik und auch die
Automobilzulieferindustrie entwickelt. Panik machen
bringe in dieser Situation nichts, Patentrezepte gebe
es allerdings auch nicht. Es gelte, die Fakten cool zu
analysieren, um dann von der Analyse zum Handeln zu
gelangen. Dabei sei der Erfahrungsaustausch wichtig.
Die Unternehmen sollten auf den Markt hören, der
wisse, wo es langgeht. Im WVIB seien über 250 Auto-
mobilzulieferer organisiert, und er, Burger, wisse, dass
an vielen Stellen am Strukturwandel gearbeitet werde.
E
in Star am Himmel der deutschen Elektrofahr-
zeugszene ist
Günther Schuh
. Der Professor und
Inhaber des Lehrstuhls für Produktionssystematik
an der Rheinisch-Westfälisch Technischen Hochschule
Aachen ist einer der wesentlichen Entwickler des E-
Lieferwagens „Streetscooter“ und hat dieses Projekt
auch bis in die industrielle Realisierung mitbestimmt.
Nach einer zweijährigen Vorbereitungszeit ist im Jahr
2012 die kommerzielle Version des „Streetscooter“ ent-
worfen worden. Nur wenige Monate später wurde der
Prototyp vorgestellt, und ein halbes Jahr später begann
die Kleinserienproduktion. Schon 2014 wurden mehr
als fünf Fahrzeuge am Tag produziert, und die Deut-
sche Post übernahm das Projekt. Ziel ist der Austausch
von 30.000 Postautos durch den „Streetscooter“, auch
Private können
inzwi-
Steht der Automobilindustrie und ihren Zulieferern ein
disruptiver, also totaler Umbruch bevor – hin zum teil-
weise oder ganz elektrisch angetriebenen Auto? Und
auch zum autonomen und internetverknüpften Fahren?
Vor dem Hintergrund dieser Fragen trafen sich Ende
November auf Einladung der IHK Schwarzwald-Baar-
Heuberg und des WVIB circa 150 Vertreter der Auto-
mobilindustrie und ihrer Zulieferer. Einige der Fachvor-
träge und Diskussionen fassen wir hier zusammen.
Wirtschaft im Südwesten
2 | 2018
Bild: electriceye - Fotolia
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»E-Autos, die
den Nutzen
halbieren und
die Kosten ver-
doppeln, kauft
keiner«