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2 | 2018
Wirtschaft im Südwesten
TITEL
die E-Mobilität bedienen und raschen Umsatzanstieg
bei diesen; hohe Potenziale für softwarefokussierte Zu-
lieferer, dagegen Auftragseinbrüche bei klassischen An-
bietern. Zulieferer sollten daher Szenarien planen, das
eigene Produktportfolio überprüfen, sich auf das Inves-
tieren in Schlüsselproduktinnovationen konzentrieren,
den Entwicklungsprozess beschleunigen, Investitions-
mittel abschätzen sowie eventuell Kooperationen ein-
gehen oder Geldgeber und Investoren hereinnehmen.
Sie sollten danach fragen, was die Kunden unter dem
Stichwort Digitalisierung erwarten und schlussendlich
die gesamte Produkt- und Unternehmensstrategie auf
Basis einer Kernkompetenzanalyse ausrichten.
D
aniel Duwe
, Projektmanager für Mobilitätsinno-
vation beim Fraunhofer-Institut für Arbeitswirt-
schaft und Organisation (IAO) in Stuttgart, ging
auf eine Studie seines Instituts ein, nach der bis zum
Jahr 2030 (im Vergleich zu 2016) das Umsatzpotenzial
des Verbrennungsmotors um circa neun Milliarden Euro
auf weltweit 186 Milliarden Euro sinkt, dasjenige der
Abgasnachbehandlung und von Effizienztechnologien
hingegen um über 80 Milliarden auf dann 170 Milliarden
steigt. Wachsen werde ebenfalls der Umsatz mit Thermo-
management (eine Verdoppelung auf über 60 Milliarden
Euro) sowie mit der Traktionsbatterie (um nahezu 100
Prozent auf 168 Milliarden Euro) und in einem ähnlichen
Ausmaß der Umsatz mit Umfeldsensorik. Die Auswirkun-
gen auf die Unternehmen in Deutschland werden laut
Duwe außerordentlich unterschiedlich bewertet. Das
reicht von circa 100.000
gefährdeten Stellen
durch die Elektri-
fizierung bis
zum Entstehen
von 60.000
neuen Stellen in
den Be-
reichen automatisiertes Fahren und Vernetzung. Duwe
rechnet ab dem nächsten Jahrzehnt mit einer deutlichen
Ausweitung des Angebots an elektrifizierten Fahrzeugen,
dabei mit Plattformen, die eine markenübergreifende
Nutzung ermöglichen, sowie mit vollautomatisierten und
vernetzten Fahrzeugen ebenfalls ab dem kommenden
Jahrzehnt. Bei den eingesetzten Technologien lasse sich
noch kein Königsweg feststellen.
H
ans-Heiner Seiler
, Leiter Fachprozesse, Ein-
kauf und Qualitätsmanagement Teile im Liefe-
rantennetzwerk bei BMW, berichtete von der
Abhängigkeit der großen Automobilhersteller von ih-
rem Lieferantennetzwerk im Spannungsfeld autonomes
Fahren/Digitalisierung und neue Mobilitätskonzepte
(Shared/Services). Die 31 BMW-Produktionsstandorte
in 14 Ländern werden täglich mit 31 Millionen Teilen
versorgt. Das jährliche Einkaufsvolumen liegt bei 37
Milliarden Euro, man arbeitet mit Lieferanten an 4.500
Standorten in 50 Ländern zusammen. Dabei entstehen
Probleme häufig durch Sublieferanten. Deshalb muss
eine (digitale) Lieferkette möglichst transparent sein.
Gleichzeitig müssen Risiken, die sich daraus ergeben
(Spionage, Hacker, Erpressung), abgesichert werden.
Als Autohersteller sollte man das gesamte Lieferan-
tennetzwerk genau kennen
und zwar über die kom-
plette Lieferkette
bis hin zum
Schlachtbe-
trieb (Leder)
oder
»Noch kein
Königsweg bei
den Technologien
feststellbar«
Ein Batteriemanagementsystem
für Lithiumbatterien von Mar-
quardt stellte Wolfgang Häußler
als Beispiel für ein im Hinblick
auf die E-Mobilität entwickeltes
Produkt vor.