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Veranstaltung „Wir schaffen Chancen! – Geflüchtete in Unternehmen der Region“
„Chance geben, Fähigkeiten
und Willen unter Beweis zu stellen“
A
ufgrund der aktuellen Entwicklung sehen sich viele Unter-
nehmen in der Region mit dem Thema Integration von Flücht-
lingen in den Betriebsalltag konfrontiert. Unter dem Motto „Wir
schaffen Chancen!“ haben die IHK Hochrhein-Bodensee (IHK),
die Handwerkskammer Konstanz (HWK), der Landkreis Konstanz,
das Jobcenter, die Bundesagentur für Arbeit, die Stadt Engen und
die Arbeiterwohlfahrt (AWO) gemeinsam eine Veranstaltung orga-
nisiert. Ziel war es, den Unternehmen die Möglichkeit zu geben,
Fragen zu stellen und weitreichende Informationen zu erlangen.
Die Veranstaltung fand Ende November im Katholischen Gemein-
dezentrum in Engen statt. Durch das Programm führte Monika
Brumm vom Amt für Migration und Integration. Im Anschluss an
ihre Grußworte sowie einen kurzen Impulsvortrag von Barbara
Singler, Integrationsbeauftragte Landkreis Konstanz, erläuterte
Marina Mauch von der HWK den rechtlichen Hintergrund. Die
Fördermöglichkeiten wurden von Claudia Walschburger, Agentur
für Arbeit, und Tanja Günthert, Jobcenter, vorgestellt. Auf den
theoretischen Teil des Abends folgte eine Gesprächsrunde mit
regionalen Unternehmen, die bereits eine geflüchtete Person in
Ausbildung oder Beschäftigung haben. Moderiert wurde das Ge-
spräch von Lisa Kostrzewa von der IHK.
Rania Alshaer aus Syrien arbeitet bei der Pro Seniore Residenz
in Radolfzell und möchte dort eine Ausbildung zur Altenpflegerin
beginnen. Der Residenzleiter, Samin Mehrens, stellte in diesem Zu-
sammenhang sein neues Konzept zur Entlastung der Pflegekräfte
vor. Rania Alshaer übernimmt aktuell überwiegend hauswirtschaft-
liche Aufgaben. Sie pflegt die Bewohner, indem sie beispielsweise
das Bett macht oder frisches Wasser bringt und unterstützt da-
durch die Pflegekräfte. Samin Mehrens wies darauf hin, dass die
Achtung im Team und den Senioren gegenüber der Syrerin sehr
hoch sei und auch keiner damit ein Problem habe, dass Rania
Alshaer bei der Arbeit ihr Kopftuch trage.
Jan Vollmar, Projektleiter zur Integration junger Flüchtlinge bei der
IHK, sprach gemeinsam mit der jungen Syrerin Berivan Moslem über
die Möglichkeit einer Einstiegsqualifizierung. Berivan Moslem absol-
viert diese aktuell bei der IHK und kann voraussichtlich nächstes
Jahr aufgrund ihrer hervorragenden Leistungen direkt in das zweite
Ausbildungsjahr zur Kauffrau für Büromanagement einsteigen. Tesfa-
youhanes Mulue aus Eritrea ist bei der P. Mohr GbR – Bauschreinerei
- Holzbau in Engen als Helfer angestellt und besucht nebenher die
Schreinerschule. Nach der einjährigen Schreinerschule möchte er
die Ausbildung zum Zimmerer beginnen. Der Inhaber Pirmin Mohr
antwortete auf die Frage, mit welcher Motivation er den jungen Eri-
treer unterstütze, dass er in Albanien mal einen Urlaub verbrachte
und dabei ein Auffanglager gesehen habe. Ab diesem Zeitpunkt
sei für ihn klar gewesen, dass er im Rahmen des Möglichen helfen
möchte und das setze er jetzt in die Tat um, indem er Tesfayouhanes
Mulue in seinen Betrieb integriere. Jan Vollmar fasst den Inhalt aus
den Interviews zusammen: „So individuell diese Menschen und die
vorgestellten Geschichten sind, sind auch die Wege, welche in die
Ausbildung führen sollen.“ Geeint würden alle durch den Wunsch, in
Deutschland Sicherheit und Stabilität im Leben durch eine berufliche
Perspektive zu erlangen. „Möglich ist dies nur, wenn Unternehmen
geflüchteten Personen die Chance geben, ihre Fähigkeiten und ihren
Willen unter Beweis zu stellen“, so Vollmar.
Den Appell an die anwesenden Unternehmer, den zugewanderten
Menschen eine berufliche Chance zu geben, nahm auch Monika
Brumm in ihrem Schlusswort auf: „Wir sind auf dem Weg. Wenn wir
es schaffen, Geflüchteten eine berufliche Zukunft zu bieten, wird
unser Land am Ende gewinnen.“
LK
Auf dem Podium von links: Samin
Mehrens (Pro Seniore Residenz
in Radolfzell), Rania Alshaer
aus Syrien, Berivan Moslem
(Einstiegsqualifizierung bei der
IHK) und Betreuer Jan Vollmar,
Lisa Kostrzewa (IHK) sowie Primin
Mohr und Tesfayouhanes Mulue
aus Eritrea (P. Mohr GbR - Bau-
schreinerei - Holzbau in Engen).