Wohin die
Reise geht
M
it fast 10.000 Reisebüros – dazu kommen
über 2.500 Veranstalter – hat Deutschland
laut dem Deutschen Reiseverband (DRV)
bezogen auf die Einwohnerzahl eines der dichtesten
Reisebüronetzwerke weltweit (Stand Ende 2016). Im
Vergleich zu 2014 ist ihre Zahl um rund 160 gestie-
gen, allerdings ist sie etwa seit der Jahrtausendwen-
de um rund 30 Prozent zurückgegangen. Trotz ihres
zahlenmäßigen Rückgangs ist der Umsatz über die
stationären Agenturen in diesem Zeitraum laut DRV
gestiegen. Gleichzeitig ist auch der Onlinereisemarkt
stetig gewachsen. Dessen Anteil ist inzwischen ge-
waltig: 39 Prozent der vorab gebuchten Reisen wur-
den in Deutschland vergangenes Jahr online gekauft,
61 Prozent offline. Das geht aus der Broschüre „Der
Deutsche Reisemarkt“ des DRV für 2016 hervor. Rund
ein Drittel der Deutschen machte danach hierzulande
Urlaub, zwei Drittel zog es ins Ausland. Die meisten
von ihnen flogen in den Mittelmeerraum, ein Drittel
fuhr mit dem Pkw in ein Nachbarland und 7,8 Prozent
unternahmen Fernreisen.
Z
u den Fernreisenden zählen auch die Kunden der
Aventoura GmbH. Der Freiburger Veranstalter ist
auf nachhaltige Individual- und Gruppenreisen
nach Mittel- und Südamerika sowie in die Karibik spezia-
lisiert. Den größten Umsatzanteil hat Kuba. Vergangenes
Jahr stieg er sogar um circa 20 auf fast 75 Prozent.
Insgesamt setzte Aventoura rund 18 Millionen Euro
um, so viel wie noch nie. Der Klassiker, die Rundreise
„Cuba Real“, bei der auch verschiedene Bürgerinitia-
tiven besucht wurden, fand fünfzigmal mit insgesamt
500 Teilnehmern statt. Als Grund für den Boom nennt
Geschäftsführer Gerd Deininger die langsame Öffnung
des Landes vor allem seit dem Besuch des ehemaligen
US-Präsidenten Barack Obama Anfang 2016. „Viele
wollen nochmal nach Kuba reisen, solange es die Re-
volutionsnostalgie und die Oldtimer noch gibt“, sagt
Deininger, der allerdings davon ausgeht, dass die das
Land prägenden Fahrzeuge nicht so schnell verschwin-
den. Seit der Hurricane Irma im September Teile von
Kuba und der Karibik heimgesucht hat, sei es allerdings
zu massiven Buchungsrückgängen gekommen. „Der
Die Digitalisierung, rechtliche Änderungen, Terror und Umweltkatastrophen zählen
zu den Herausforderungen für die Reisebranche. Das zeigt sich auch beim Blick in
die Region. Hier gibt es rund 480 Reisebüros und rund 160 Reiseveranstalter. An-
hand von vier inhabergeführten Unternehmen und ihren Strategien geben wir einen
Einblick in die Branche im Südwesten.
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Wirtschaft im Südwesten
12 | 2017
TITEL
Regionale Reisebüros und -veranstalter