Table of Contents Table of Contents
Previous Page  74 / 76 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 74 / 76 Next Page
Page Background

Wirtschaft im Südwesten

11 | 2017

72

DIE LETZTE SEITE

BBS GmbH

Räder aus Schiltach

In unserer Rubrik „Aus dem Südwesten“ stellen wir

Produkte vor, die viele kennen, von denen aber wenige

wissen, dass sie in der Region hergestellt werden.

Diesmal: Leichtmetallräder für Pkw der BBS GmbH

in Schiltach.

Mit Weltmeistertitel

Der Name BBS steht für Heinrich

B

aum-

gartner, Klaus

B

rand und

S

chiltach im

Schwarzwald. Hier gründeten die

beiden im Jahr 1970 das Unter-

nehmen und starteten mit dem

Fertigen von Karosserieteilen

aus Kunststoff. Drei Jahre

später konstruierten sie

ein neuartiges, dreiteili-

ges Motorsportrad, das

„RSI“-Rad, die erste und

inzwischen eine von vielen

technologischen Neuerun-

gen aus Schiltach. Es sollte

den Durchbruch für die Firma

bedeuten und sie international

bekannt machen. Als Michael

Schumacher 1994 und 1995

Formel-1-Weltmeister mit Benetton

Renault und später fünfmal mit Ferrari

wurde, fuhr er auf Rädern von BBS. „Davon

profitieren wir heute noch“, sagt Erwin Eigel,

Bereichsleiter Aftermarket bei der BBS GmbH.

Die Motorsportsparte firmiert allerdings seit

der Umstrukturierung im Zuge der Insolvenz im

Jahr 2012 als BBS Motorsport GmbH mit Sitz

in Haslach im Kinzigtal und gehört zu einem

japanischen Konzern. Die BBS GmbH selbst,

die nach wie vor Leichtmetallräder für Pkw

fertigt, ist Teil einer südkoreanischen Industrie-

gruppe. Am Hauptsitz von BBS in Schiltach so-

wie am Standort in Herbolzheim sind rund 730

Mitarbeiter und 23 Auszubildende beschäftigt.

Neun weitere arbeiten bei BBS of America in

Georgia.

Text: mae, Bild: BBS GmbH

Für Porsche, Audi und Bentley

Die BBS GmbH produziert etwa eine Million Räder pro Jahr und setzte 2016

knapp 90 Millionen Euro um. Damit gehört sie im internationalen Vergleich zu

den kleinen Räderherstellern. „Wir zählen aber zu den bekanntesten Rädermar-

ken im Premiumsegment weltweit“, sagt Erwin Eigel. Er verweist auf die zahlrei-

chen Preise, mit denen BBS seit 1995 regelmäßig ausgezeichnet wird – darunter

sind der „Best Brand“ der Zeitschriften Auto Motor Sport und Sport Auto sowie

der „Theo award“ der Automagazine Tuning und VW Speed. Und die BBS GmbH

wächst: Seit der Insolvenz vor fünf Jahren hat sie Umsatz und Mitarbeiterzahl in

etwa verdoppelt. 85 Prozent der Fertigungskapazität wird zurzeit für sogenannte

Erstausrüster, also Automobilhersteller, verwendet. Größter Kunde ist Porsche,

dicht gefolgt von Audi. Dazu kommen Mercedes-AMG, Bentley, BMW Alpina und

seit Kurzem Lamborghini. 15 Prozent der Kapazitäten entfallen auf den Bereich

Aftermarket, das sind Reifen- und Autohändler sowie Kfz-Werkstätten, die die

Räder unter der Marke BBS vertreiben. Im Zuge der geplanten Kapazitätserwei-

terung soll dieser Bereich auf 20 Prozent wachsen.

In die Breite gezogen

BBS stellt Räder in insgesamt 555 verschiedenen Ausfüh-

rungen her. Sie teilen sich in die Produktsegmente Schmie-

deräder (Forged Line), Flow-Forming-Räder (Performance

Line) und Gussräder (Design Line) auf. Das bekannteste ist

das „CH-R“-Rad (siehe Bild) aus der Performance Line. Es

verfügt zudem über die meisten Ausführungen, nämlich

über 41. Zwischen 20.000 und 25.000 Stück werden pro

Jahr produziert. Im Werk in Schiltach wird das Rad erst im

Niedriggussverfahren aus einer Alulegierung gegossen

und dann mit Röntgenstrahlen durchleuchtet und

so auf Fehler geprüft. In der Wärmebehand-

lung wird es mehrere Stunden lang erhitzt.

So wird es fester und damit länger haltbar.

Nach dem Abschrecken im Wasserbad wird

das „CH-R“-Rad – so wie alle Typen der

Performance Line – im sogenannten Flow

Forming abgestreckt, das heißt in die Breite

gezogen. In der mechanischen Fertigung

werden anschließend unter anderem die

Lochkreise zum Montieren am Pkw in die

Räder gebohrt. Hinterfräsungen, also Aus-

höhlungen, an den Speichen reduzieren zu-

dem das Gewicht. Die geprüften Räder bringen

Lkw nach Herbolzheim. Dort werden sie lackiert,

der Schriftzug wird hinein gelasert und der Anfahr-

schutz aus Edelstahl montiert. Dann werden die Räder

verpackt, gelagert und an die Kunden versendet.