Wirtschaft im Südwesten
7+8 | 2017
20
REGIO
REPORT
IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg
Erstes Außenwirtschaftsforum Schwarzwald-Baar-Heuberg
Komplexe Themen werden klarer
Eröffneten das erste
Außenwirtschaftsfo-
rum Schwarzwald-
Baar-Heuberg (von
links): Bernd See-
mann, Moderatorin
Kimsy von Reischach,
IHK-Referentin Ingrid
Schatter, Kolja Men-
del, Thomas Albiez
und Boris Alex.
Z
u Beginn des Forums blickte Thomas Albiez auf
seine Zeit als Hauptgeschäftsführer der IHK
Schwarzwald-Baar-Heuberg zurück: In den rund
zehn Jahren sei die Exportquote von 33 auf nahezu 50
Prozent gestiegen. „Der Mittelstand hat sich für die
Märkte der Welt geöffnet“, so Albiez. Diese Zahlen
verdeutlichten aber auch, dass in den Unternehmen
eine verstärkte Professionalisie-
rung des Außenhandels gefragt
sei: „So einfach nebenher geht das
nicht mehr.“
Nordamerika wieder
mehr im Fokus
Beide Aspekte, die Internatio-
nalisierung sowie die Professio-
nalisierung, wurden in der Folge
von den Referenten aufgegriffen.
Boris Alex von der Germany Trade
& Invest Gesellschaft für Außen-
wirtschaft und Standortmarketing
mbH ging auf die Lage und Chan-
cen in Kanada ein. Nordamerika
ist durch das Freihandelsabkom-
men CETA wieder in den Fokus
gerückt; Unsicherheiten über die
Wirtschaftspolitik der USA brem-
sen die Euphorie deutscher Unter-
nehmen allerdings wieder aus.
Kolja Mendel, Geschäftsführer der Mendel GmbH &
Co. KG in Bochum, zeigte die Schritte hin zur Digitali-
sierung von Zoll und Außenwirtschaft in Deutschland
und Europa auf. Im Zuge des neuen Unionszollkodex
sollen elektronische Erklärungen künftig die Regel
sein; die vollständige Digitalisierung von Zollprozessen
ist bis Ende des Jahres 2020 vorgesehen. Nimmt man
weitere Neuerungen wie den „Registrierten Ausfüh-
rer“, kurz REX, hinzu, kämen den Stammdaten und de-
ren Pflege eine wachsende Bedeutung zu, so Mendel.
Aus Sicht der Eidgenössischen Zollverwaltung (EZV)
beleuchtete Marco Benz anstehende Änderungen in
der Schweiz. Das Programm „Dazit“ soll bis 2026
die Ein- und Ausfuhr einfacher gestalten. Auch für
Reisende: Sie sollen beispielsweise ihre Waren via App
anmelden und Abgaben begleichen können.
Mehr Bürokratieaufwand
für Unternehmen
Angesichts der in Aussicht gestellten Erleichterungen
ließ sich die Stimmung im Plenum am ehesten mit dem
Goethe-Zitat „Die Botschaft hör‘ ich wohl, allein mir
fehlt der Glaube“ umreißen: Eine Blitzumfrage ergab,
dass rund 70 Prozent der Teilnehmer mit einem weiter
wachsenden Bürokratieaufwand rechnen.
Wie Bernd Seemann, Vorsitzender des Arbeitskreises
Zoll bei der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg, bilanzier-
te, werde von Unternehmen immer mehr Verantwor-
tung und Wissen verlangt. Dem Außenwirtschaftsforum
komme daher die Rolle eines „Nukleus“ zu: Es bilde den
„Mittelpunkt des zoll- und außenwirtschaftsrechtlichen
Wissens in der Region“. Die Gelegenheit zur Diskussion
und zur Vernetzung mit Behörden und Firmen wurde
gut angenommen, sodass zwar die Außenwirtschafts-
abläufe nicht einfacher, die Zusammenhänge jedoch
etwas klarer wurden.
Ke
Ingrid Schatter, Fachbereich International,
Telefon: 07721 922-120,
schatter@vs.ihk.deDas Außenwirtschaftsforum ist
überaus bereichernd. Es hat mich
beeindruckt, wie inhaltlich ein sehr schöner
Bogen gespannt worden ist. Das verdient
meinen Respekt. Für Behörden ist es wichtig
mitzubekommen, an welchen Stellen welche
Themen gerade drängen.
»
«
Bertine Geyer, Vertreterin des Leiters,
Hauptzollamt Singen
Zwar wird auf politischer Ebene versucht, Im- und Exportvor-
gänge für Unternehmen zu verschlanken, die Materie bleibt
aber auf absehbare Zeit hochkomplex: Umso wichtiger waren
die Informationen, die mehr als 180 Teilnehmer bei dem
ersten Außenwirtschaftsforum Schwarzwald-Baar-Heuberg der
IHK in den Donauhallen in Donaueschingen erhielten.