Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Oktober'23 -Schwarzwald-Baar-Heuberg

54 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten 10 | 2023 Wie Unternehmen Vogelschlag an ihren Gebäuden vorbeugen Todesfalle Glas, Büroglas... Für dieses Rotkehlchen kommt jede Hilfe zu spät. Genauso wie für Millionen Artgenossen jedes Jahr. Fensterscheiben sind ein großes Problem für die Artenvielfalt. Ein Problem, das sich mit relativ wenig Aufwand lösen lässt. Gerade Unterneh- men haben – wegen ihrer vielen Glasflächen – großes Potenzial als Umweltschützer. G ut 16 Millionen getötete Vögel, deutschlandweit, jedes Jahr. Eine fast unbegreifliche Dimension. Und doch geht es noch viel schlimmer: Denn die 16 Millionen sterben im Straßenverkehr, etwa auf Autoscheiben. Fensterscheiben sind für Vögel die noch weit schlimmeren Todesfallen: Rund 100 Millionen Tiere prallen jährlich an ihnen ab und verenden. Ein Albtraum für den Artenerhalt. Die gute Nachricht: Immobilienbesitzer können leicht etwas dagegen tun – und allen voran Unternehmen, da ihre Gebäude die größten Fensterflächen aufweisen. Und das geschieht bereits. Mehr als 80 Firmen hat der Naturschutz- bund (Nabu) in Baden-Württemberg in den vergangenen Monaten beraten – nicht nur, aber auch zum Thema Vogelschlag an Glasfas- saden von Firmengebäuden. Da gibt es viel zu lernen. Anke Heide- müller und Caroline Wittor vom Landesverband räumen im Gespräch direkt mit der allgemeinen Vorstellung auf, ein paar aufgeklebte schwarze Greifvogelsilhouetten seien wirksame Instrumente, die Vögel zu schützen. „Sie helfen den Tieren leider nicht zu unterscheiden, wo das Ge- bäude aufhört und wo der Himmel anfängt“, erklärt Projektleiterin Heidemüller. „Auch UV-Schutzfolien empfehlen wir nicht“, ergänzt Caroline Wittor, Teamassistentin Naturschutz. „Die Schutzwirkung reicht einfach nicht aus. Nicht alle Vögel erkennen UV und auch die, die es sehen, erkennen es nicht immer früh genug, um den Aufprall zu vermeiden.“ Fenster mit Mustern versehen Entscheidend für die Fähigkeit, Hindernisse zu erkennen, ist für Amseln, Rotkehlchen und Co. vielmehr die Dichte von Markierungs- elementen, die man zum Schutz der Vögel auf das Glas aufklebt. Nicht größer als eine Handfläche soll der Abstand jeweils sein, lautet die Faustregel. Ist der Abstand größer, entsteht der Eindruck, hindurchfliegen zu können. Nachvollziehbar, wenn man bedenkt, wie flink sich beispielsweise Spatzen im dichten Gebüsch von Ast zu Ast bewegen. Wird dieses Kriterium beherzigt und umgesetzt, ist der Zweck erfüllt. Und der Mustervielfalt sind keine Grenzen gesetzt. „Man kann Glas kreativ gestalten“, erklärt Anke Heidemüller. Ein gutes Beispiel liefert der Nabu selbst: Beim Bodenseezentrum des Nabu kurz vor der Insel Reichenau, das beim Neubau mit Vogelschutzglas ausgestattet wurde, hat man die Fenster mit einem schilfartigen Muster verse- hen. Es wurde vor dem Einbau mit der Vogelschutzwarte Sempach besprochen und in die Scheibe integriert. Dafür wurde das Muster mit einem speziellen Verfahren von innen in die äußere Scheibe eingeätzt. Möglich ist auch, grafische Elemente als Folie auf Glas zu kleben, etwa Quadrate oder Linien. Wer möchte, kann die Gestaltung an So macht man Brennpunkte aus Absuchen der Flächen unterhalb von Fenstern und Bestimmung der Vogelarten Zur Bestimmung der Vogelarten bei Bedarf Experten anfragen, zum Bei- spiel beim Nabu Baden-Württemberg oder den örtlichen Nabu-Gruppen Suche nachAnflugspuren an Scheiben (Kleingefieder) undVogelresten am Boden (Rupfungen) Turnus: möglichst täglich, mindestens einmal wöchentlich Zeitraum: am besten ganzjährig, eventuell verkürzt auch Frühjahr bis Herbst, mindestens aber Juli bis November (Foto)-Dokumentation der Funde: Datum, Ort, Art, Finder, Fundum- stände Bilder: Nabu/Stefan Bosch

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