Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Oktober'23 -Schwarzwald-Baar-Heuberg

55 10 | 2023 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten PRAXISWISSEN das Corporate Design der Firma anlehnen oder die Produktpalette stilisieren. Wich- tig ist, die Markierungen über die gesamte Fläche der Glasscheibe anzubringen. Um Spiegelungen zu durchbrechen, sollten die Folien stets von außen angebracht werden. Beim Neubau Vogelschutz gleich mitbedenken Konzeptionell freier sind Unternehmen und Architekten, die Neubauten planen und da- bei von vornherein Über-Eck-Verglasungen und verglaste Durchgänge von einem zum anderen Gebäudetrakt vermeiden können. Oder sie setzen vogelfreundliche Varianten ein, etwa geriffeltes, perforiertes oder ge- ätztes Glas, auch Drahtglas oder Milchglas gehören dazu. Befürchtungen, der Blick aus dem Bürofenster hinaus würde ver- sperrt oder die Muster würden irritieren, seien unbegründet, sagen die beiden Expertinnen. „Das Auge gewöhnt sich schnell an die Veränderung“, erklärt Caroline Wittor. Wer dennoch reduziert vorge- hen wolle, könne sich für eine Minimalbeklebung etwa mit „SEEN“- Punkten entscheiden. Das sind unscheinbare Punkte der St. Galler Firma „SEEN AG“, die sich horizontal oder vertikal auf den Scheiben aufkleben oder – bei Neubauten – in das Glas einlaminieren lassen. Gefahrenstellen identifizieren Wie aber erkennt ein Unternehmen, dass Vogelschlagprävention am eigenen Gebäude sinnvoll wäre? – „Das ist durchaus tricky, denn nicht jeder Vogel wird von Mitarbeitern oder Passanten gefunden“, räumt Anke Heidemüller ein. Marder, Füchse, Katzen oder Greifvögel sind oft schneller und schnappen sich ihre Beute. Manche Opfer sterben zudem erst an ihren Verletzungen, wenn sie den unmittel- baren Fensterbereich bereits verlassen haben. Ein Monitoring über einen Zeitraum beispielsweise von einem Jahr sei da hilfreich, sagt Caroline Wittor (siehe Kasten). So könne man Stellen, die offensichtlich Gefährdungen darstel- len, turnusmäßig abgehen und dort nach toten Vögeln suchen. Den Job kann ein Hausmeister übernehmen oder Sicherheitspersonal, die ohne- hin täglich ihre Runde drehen. Wichtig sei, dass man nicht sporadisch nachschaut, sondern re- gelmäßig. Eine andere Idee ist, das Personal von Fensterreinigungsfirmen zu bitten, sensibel zu sein für Aufprallspuren. Denn so bitter das ist: Tauben oder andere größere Vogelarten hinter- lassen auf der Scheibe oft einen Puderabdruck, der Korpus und Flügel erkennen lässt. Kleinere Vögel hinterlassen manchmal kleine flaumige Federn am Glas. Aufprallspuren, die noch beim Hinsehen weh- tun, oder Schutzmarkierungen, die durch ihre Ästhetik ansprechen? Die Entscheidung sollte nicht schwerfallen, und schon gar nicht, wo die Umsetzung relativ einfach ist, wenn man sich an die Kriterien hält, die Vögel nachhaltig schützen können. Benedikt Brüne Beratungsangebot zur Ver- meidung von Vogelschlag und anderen Themen naturnaher Gestaltung: Nabu-Landesverband Baden-Württemberg, www.UnternehmensNa- tu r-BW.de Broschüre „Vogelfreund- liches bauen“ des Nabu zum Download über den QR-Code Gefährlich: Durchsicht und Spiegelungen Vögel sehen Glas nicht. Problematisch sind vor allem die Spiegelung und die Durchsicht. Bei einer Spiegelung nehmen die Vögel an, da stehe ein Baum oder der Himmel gehe weiter, und fliegen gegen die Scheibe. Bei einer Durchsicht, etwa einer Über-Eck-Verglasung, einem gläsernen Gang oder zwei gegenüberliegenden Fenstern, erkennen die Tiere die Barriere nicht und bremsen nicht ab. Wer sein Gebäude nach solchen Konstellationen absucht, findet schnell die Problemstellen. SO NICHT Ob mit Greif- vogelemblem oder nicht: Hier erkennt kein Vogel, wo seine Flugbahn zu Ende ist. SO GERNE Große oder auch viele kleine Muster signalisieren Vögeln: Halt, hier gehts nicht weiter!

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