Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe September'23 -Südlicher Oberrhein

13 9 | 2023 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten KOPF DES MONATS LEUTE Belohnung, kann das Zustimmung finden. Aber Sie brauchen diesen Austausch miteinander. Sie betonen in Ihren Vorträgen die Wichtig- keit der Nachbereitung. Warum? In der Kampfjetfliegerei ist das Debriefing das Wichtigste. Es nimmt weit mehr Zeit ein als das Briefing vor einem Flug. Wir müssen zwischen den Flügen lernen. Weil wir so wenige davon haben und sie vergleichsweise kurz sind. Bei Unternehmen ist das ähnlich. Sie lernen idealerweise zwischen ihren Einsätzen. Aber die Pausen zwischen Krisen werden immer kürzer… Das sagen mir die Unternehmen auch im- mer: ‚Wir haben gar keine Zeit, zwischen den Projekten oder den Krisen zu lernen. So eine Manöverkritik bindet all meine Mitarbeiter für einen halben Tag.‘ Worauf ich nur entgegnen kann: Die meisten Unternehmen können es sich gar nicht leisten, darauf zu verzichten! Wie gut muss es einem wirtschaftlich gehen, wie relaxt muss die Lage sein, wenn ich es mir leiste, nicht von Projekt zu Projekt besser zu werden? Ich kann es mir erlauben, die gleichen Fehler immer wieder zu machen? Wie toll ist das denn? – Ein halber Tag strukturierte Nach- besprechung ist angesichts dessen, was man gewinnt, doch nicht wirklich viel, oder? Einen Schmunzler beim Publikum gibt es in Ihren Vorträgen oft bei der Episode mit dem Tanklasterfahrer… Ja, letztlich wird aber daraus dann meist ein Aha-Effekt. Es geht darum, dass man als Kampfjetpilot – der ja ein unglaublich teures Arbeitsgerät zur Verfügung hat – ganz schnell lernt, wie wichtig der Fahrer des Tanklasters ist. Wenn der nicht kommt, bleiben wir mit unseren teuren Kisten am Boden. Man vergisst schnell mal, wie wichtig das – vermeintlich – kleinste Rädchen ist. Der gut bezahlte Ingenieur bekommt ohne den Mechaniker kein Auto gebaut, aber der Mechaniker würde ein fahrtüchtiges Gefährt auch ohne den Ingenieur hinbekommen. Man muss sich immer fragen: Wie schnell kommt unser Unternehmen in die Bredouille, wenn welcher Mitarbeiterkreis streikt? Wenn die Kantine oder die Hotline nicht besetzt sind, ist schneller Alarm, als wenn das Management mal fehlt. Unterm Strich wird nur mit allen zu- sammen etwas draus. In unserer Gesellschaft wird das gerne vergessen. Pilotin, Reserveastronautin, Fluglehrerin, Rettungssanitäterin, Luft- und Raum- fahrtingenieurin – Sie haben sich in Ihrer Laufbahn recht eindrucksvolle Stationen erarbeitet, die nicht leicht zu erreichen sind. Wo kommt der Drive her, sich das zuzutrauen? Die absolute Leidenschaft fürs Fliegen bringe ich aus der Familie mit. Was den Drive angeht, war ein Satz meines Vaters sehr prägend. Als ich mit der Idee zur Pilotinnenausbildung um die Ecke kam, sagte er: ‚Jetzt gibst du einfach richtig Gas und schaust, wie weit du kommen kannst.‘ Diese Haltung erreicht viele Zuhörer in meinem Publikum: Ich muss mich wirklich an- strengen, wenn ich große Dinge erreichen will. Und der andere Aspekt dabei ist: Ich schau mal, wie weit das reicht. Wenn man dann nicht aufhört mit dem Anstrengen, reicht das oft sehr viel weiter als zuvor gedacht. Wichtig ist mir dabei aber auch, nicht stän- dig rechts und links zu schauen und sich zu vergleichen. Ich weiß doch gar nicht, mit welchen Voraussetzungen andere gestartet sind. Man kann viel jammern, dass jemand andere, bessere Karten hat, aber es bringt einen null weiter. Man muss aus seinen ei- genen Karten und Voraussetzungen einfach das Beste machen – und das klappt in je- dem Alter und an jedem Tag aufs Neue. Das Gespräch führte Ulrike Heitze. NICOLA WINTER ... startete ihre Karriere 2004 als eine der wenigen Kampfjetpilotinnen der Bundes- wehr. Fast 14 Jahre lang flog die 38-Jähri- ge Eurofighter und Tornados und schulte den Fliegernachwuchs. 2017 kürten sie die Wirtschaftswoche und die Boston Consuting Group zur „Vordenkerin des Jahres“. Heute ist die studierte Luft- und Raumfahrtingenieurin und ausgebildete Rettungssanitäterin Astronautin in Re- serve bei der europäischen Raumfahrtor- ganisation (ESA) und lehrt als Hochschul- dozentin und selbstständige Trainerin Notfall- und Krisenmanagement. Wolf System GmbH 94486 Osterhofen Tel. 09932 37-0 gbi@wolfsystem.de www.wolfsystem.de PRODUKTION MONTAGE PLANUNG Industrie | Gewerbe | Stahl Zentrale: Bussenstraße 35 · 88525 Dürmentingen Stuttgart: Hornbergstraße 35 · 70794 Filderstadt www.brobeil.de · www.brobeil-als-arbeitgeber.de Brobeil Aufzüge GmbH & Co. KG Ihr Aufzugsdienstleister mit Herstellerkompetenz

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