Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Dezember'22 - Hochrhein-Bodensee

49 12 | 2022 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten Praxiswissen Einzelhandel Vom Schaufenster ... Die Augen sind der Spiegel der Seele, sagt man. Schaufenster funktionieren ganz ähnlich. Die Auslage zeigt, was der potenzielle Kunde im Laden erwarten kann. Im Idealfall arbeitet das Fenster sogar als weiterer Verkäufer. Dekorationstipps, damit das genau so funktioniert, gibt eine professi- onelle Gestalterin, die im Auftrag der IHKs bei den Einzelhändlern in der Region unterwegs war. Bild: Adobe Stock/ Ingo Bartussek »Es muss einem gelingen, dass der Betrachter am Schaufenster kleben bleibt« Karin Wahl ist zertifizierte Trainerin und Prüferin für Gestalter im visuellen Marketing für die IHK Köln. Die gebürtige Augsburgerin und Wahl­ kölnerin unterstützt mit ihrem Beratungsunternehmen namhafte Firmen aus Industrie und Einzelhandel bei ihrem optischen Auftritt. D a stehen enorm viele Produkte im Fenster herum.“ „Ich kann die Öffnungszeiten nicht finden.“ „Aber die Beleuchtung ist super, genau auf den Punkt.“ „Wenn ich von dieser Seite der Straße komme, kann ich die Dekoration gar nicht erkennen.“ – An diesem Abend Ende Oktober ist ordentlich was los im Zentrum von Bad Dürrheim, trotz Nieselregens und der etwas fort- geschrittenen Stunde. Ein gutes halbes Dutzend orts- ansässige Einzelhändler zieht mit Simone Mader, Innen- stadtberaterin der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg, und Schaufensterberaterin Karin Wahl durch die Straßen der kleinen Innenstadt und nimmt die Auslagen in Augen- schein. Ihre Mission: den neutralen Blick zu schulen; üben, die Fenster der Geschäfte, an denen sie täglich vorbeikommen und die ihnen so vertraut sind, durch die Kundenbrille zu sehen. „Schließlich muss der Wurm dem Fisch schmecken und nicht dem Angler“, hat Karin Wahl auch schon bei ih- rem vorangegangenen Vortrag immer wieder betont. Am nächsten Morgen wird sie bei jedem einzelnen der an- gemeldeten Innenstadthändler zum individuellen Schau- fenstercheck vorbeischauen, analysieren, Positives be- stärken, Schwachstellen ansprechen, Tipps geben. Der kostenlose zweitägige Workshop in Bad Dürrheim, aber zum Beispiel auch in St. Georgen, Sulz und Rottweil war ein Angebot der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg und wurde gefördert vom Landeswirtschaftsministeri- um. Für die IHK Südlicher Oberrhein und andere Kam- mern bundesweit war Karin Wahl ebenfalls schon als Schaufenstercheckerin unterwegs. „Für uns ist das zum einen ein Service für unsere Mitgliedsunterneh- men, zum anderen aber auch ein wichtiger Baustein in unserem Engagement zur Belebung der Innenstädte“, erläutert IHK-Beraterin Simone Mader die Idee hinter dem Workshop-Zyklus. Gute Schaufenster ziehen nicht nur Kunden in den Laden und machen den einzelnen Händler glücklich. Gibt es mehr von ihnen, werten sie eine Straße oder sogar das ganze Zentrum auf und ver- leiten Besucher zum Bummeln und Verweilen. Attraktive Schaufenster machen attraktive Innenstädte. Passanten zu Kunden machen Als professioneller Gestalterin und Trainerin für Waren- präsentation liegen Karin Wahl gut gemachte Schau- fenster am Herzen: „Sie sind Türöffner und Visitenkarte eines Geschäftes. Überzeugt das Fenster, wird aus dem Passanten ein potenzieller Käufer.“ Die Crux – und mit ein Grund, warum man etwas Mühe in seine Schaufens- tergestaltung stecken sollte: Das Buhlen um die Auf- merksamkeit des Betrachters muss schnell gehen. Die Entscheidung „Bleibe ich stehen oder gehe ich weiter“ fällt ein Passant binnen weniger Sekunden. In dieser Zeit muss der Laden seine Botschaft rübergebracht haben. Und in dieser Zeit nimmt der Mensch vorm Fenster, so zeigen Wahrnehmungsuntersuchungen, drei Dinge be- wusst wahr – und sieben unbewusst. Bewusst können das die Produkte und die Accessoires im Fenster sein. Unbewusst wirken Farben, Licht, Stimmung – aber auch tote Fliegen und umgefallene Preisschildchen. Die Sum- me der Eindrücke entscheidet. „Wer neun Sekunden vor einem Schaufenster verbringt, kommt mit 80-prozentiger Wahrscheinlichkeit auch dort- hin, wohin man ihn haben will, nämlich in den Laden“, verweist Wahl auf aktuelle Studien. Also gehe es darum, den Passanten vor dem Fenster zu fesseln: „Es muss einem gelingen, dass der kleben bleibt.“ Und das funktio- niert am besten, wenn man einige bewährte Grundregeln „

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