Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Mai'22 - Hochrhein-Bodensee

48 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten 5 | 2022 E s ist ein nasskalter morgen ende märz und noch blüht hier so gut wie nichts. nach dem Winter herrscht auf dem Gelände der Badenova-Zentrale in Freiburg, wie anders- wo auch, das übliche regenmatschige ein- heitsgrünbraun vor. „das wird sich bald aber schlagartig ändern“, versichert Angela Hinel und weist beim rundgang auf die immergrü- nen rosmarinsträucher, auf vertikale Gärten entlang der Wege, auf Insektenhotels an den Obstbäumen und auf größere Areale inmitten der rasenfläche, die als Blühinseln angelegt sind. „dort wachsen bald bis auf Kniehöhe wieder Kornblumen, malven und dutzende an- dere Wildblumenarten und -gräser. dann wird es von Insekten nur so wimmeln“, berichtet Hinel. Sie ist bei der Badenova Teil des nach- haltigkeitsteams, das den energiedienstleister von oben bis unten in Sachen nachhaltigkeit unter die Lupe nimmt und optimiert. mehr für Biodiversität zu tun – den ökologi- schen Handabdruck zu verbessern, wie Hi- nel es nennt – ist seit einiger Zeit Bestandteil der firmeneigenen nachhaltigkeitsstrategie. Um nahrungsangebot und Lebensräume für Insekten und andere Tiere zu schaffen, wan- delt man deshalb zum Beispiel herkömmliche Grünflächen aktiv in Blühwiesen um. Und die Badenova hat dafür so einiges an Standorten in petto, von den unzähligen Stromhäuschen über die Umspannwerke bis zu den Kunden- centern von Offenburg bis Lörrach. „Wir haben zuvor eine Potenzialanalyse gemacht, wo wir entsprechende Flächen haben, wo es mach- Gelebte Nachhaltigkeit Tausche Rasen gegen Blühwiese Jahrzehntelang ging es auf Firmengeländen in Sachen Begrünung ziemlich steril zu. Kurzgeschorene Grashälmchen, gezirkelte Blumenrabatten mit hübschen Exoten, hie und da noch ein paar vorwitzige Gänseblümchen. Für die Natur eine Katastrophe. Zum Glück denken immer mehr Unternehmen um. Familie Wiggert vom Haslachhof in Löffingen in einer ihrer Blühwiesen, für die sie Patenschaften anbieten. damit sind die Vier das Juli-motiv im diesjährigen „naturenergie“- Kalender vom Ökostromanbieter energiedienst geworden. Bild: naturenergie-Kalender. Juri Junkov bar ist und wo es Besonderheiten zu beachten gibt – etwa in Wasserschutzgebieten oder bei Versickerungsflächen“, erklärt Angela Hinel. Seit einiger Zeit gestaltet man so gemeinsam mit Biologen, Gärtnern, Kommunen und vor allem mit den mitarbeitern vor Ort – „unsere wertvollsten Ideengeber und mitmacher“ – eine Fläche nach der anderen um, zunächst die einfachen, später die komplizierten. 20 Anlagen jedes Jahr sollen es werden. dass solches engagement nicht nur geeignet ist, mitarbeiter, Besucher, Bewerber und an- dere Stakeholder zu erfreuen, sondern ökolo- gisch auch dringend geboten ist, zeigen Stu- dien, die das dramatische Insektensterben in deutschland untersuchen. So ist von den 585 heimischen Wildbienenarten fast die Hälfte in ihrem Bestand bedroht und steht auf der roten Liste bedrohter Tierarten. Schmetter- lingen und anderen Insektenarten, die für das Funktionieren des Ökosystems unerlässlich sind, geht es keinesfalls besser. „Wenn es um Grünland geht, ist alles besser als englischer rasen“, stellt Sabrina essel, Projektleiterin bei der Flächenagentur Baden- Württemberg GmbH, fest. Zusammen mit dem naturschutzbund (nabu) Baden-Württemberg berät die Flächenagentur seit 2021 im Projekt „Unternehmensnatur“ Firmen zur naturnahen Gestaltung ihrer Außenflächen (siehe Kasten). Fast 74.000 Hektar Industrie- und Gewerbeflä- che gab es 2019 allein in Baden-Württemberg. rund 14 Prozent der Siedlungs- und Verkehrs- fläche. mächtig Potenzial für Bienen & Co. »Jeder Quadratmeter zählt. Alles ist besser als ein englischer Rasen« Sabrina Essel, Flächenagentur BW

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