Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe April'21 -Südlicher Oberrhein

37 4 | 2021 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten Vogel Ingenieure Spezialisiert auf Kanalinstandhaltung KAPPELRODECK. Kanalisation betrachten wir als ab- solut selbstverständlich. Doch sie entstand erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts infolge von Cholera-, Typhus- und anderen Epidemien in größeren Städten und Ballungs- räumen, nachdem man den Zusammenhang zwischen infektiösem Abwasser und Gesundheitsschutz erkannt hatte. Mittlerweile sind die rund 600.000 Kilometer öf- fentlichen und geschätzt etwa doppelt so vielen Kilome- ter private Abwasserkanäle in Deutschland in die Jahre gekommen aus baulicher Sicht. „Dass diese Anlagen einer Alterung unterliegen, realisierte man erst spät“, sagt Markus Vogel. Der Ingenieur kennt sich mit Ab- wasserentsorgung aus – er betreibt seit mehr als zwan- zig Jahren ein auf Kanalinstandhaltung spezialisiertes Ingenieurbüro in Kappelrodeck sowie seit zehn Jahren eines in Bad Krozingen. Jens Biegger, der Leiter dort, teilt sich mittlerweile die Geschäftsführung mit Markus Vogel. Und seit gut einem Jahr sind die zwei Standorte mit insgesamt 18 Mitarbeitern in einer GmbH vereint. Als Spezialisten für Kanalinstandhaltung haben sich die Vogel Ingenieure bundesweit einen Namen gemacht. Sie sind überall dort im Einsatz, wo besondere Expertise gefragt ist. Aktuell beispielsweise auch in Kassel, Köln und Dortmund. Mehr als vier Fünftel der Kunden sind bislang Kommunen, doch der Anteil der Industriebetriebe steigt. Auf der Referenzliste stehen zum Beispiel die Papierfabrik Koehler in Oberkirch, das BASF-Werk in Grenzach-Wyhlen und die Molkerei Schwarzwaldmilch in Offenburg. Die Ingenieure gehen – wo es möglich ist – selbst runter in die Kanäle. Sie dokumentieren die Ka- nalinfrastruktur, beurteilen ihren Zustand und planen die Sanierung. „Wir erkennen die Dringlichkeit, wie schnell man ein Problem lösen muss“, sagt Markus Vogel. Lässt sich noch reparieren, muss man renovieren oder gar erneuern? Das bedeutet natürlich ganz unterschiedliche Kosten. Wie bei oberirdischen Bauten auch, kann es unaufwendiger und damit günstiger sein, frühzeitig zu handeln. Die Vogel Ingenieure sagen ihren Kunden, wel- che Vorgehensweise wirtschaftlich am sinnvollsten ist, und sie planen und begleiten die eigentliche Sanierung von der Ausschreibung bis zum Ende. Gerade Kanäle aus der Nachkriegszeit, die zum Teil mit billigem Material, geringer Kompetenz und schnell gebaut wurden, sind laut Markus Vogel häufig sanierungsbedürftig. Umfra- gen zufolge seien 15 bis 20 Prozent der kommunalen Kanäle so schadhaft, dass sie saniert werden müssen, berichtet er. Im ländlichen Raum teilweise sogar 30 bis 50 Prozent. „Da geht es um gigantische Werte“, betont der Kanalspezialist. Schließlich sei das Abwasserkanal- netz das größte Substanzvermögen einer Kommune und dessen Sanierung also zugleich Daseinsvorsorge. Mit ihren Ingenieurdienstleistungen setzt die Vogel In- genieure GmbH knapp zwei Millionen Euro jährlich um. „Wir könnten wachsen, wenn wir das Personal hätten“, sagt Markus Vogel. Das Aufgabenspektrum nehme kon- tinuierlich zu. Sein Beschäftigungsgarant ist die baden- württembergische Eigenkontrollverordnung (EKVO), die Kommunen und Gewerbetreibende verpflichtet, sich um ihre Anlagen zu kümmern. Dass dies nötig ist, zeigen Boden- und Grundwasserproben, die mitunter Schwer- metalle oder Arzneimittelrückstände enthalten. Als „ge- lebten Umwelt- und Gesundheitsschutz“ sieht Vogel daher die Kanalsanierung. kat Bild ganz oben: Eine Mitar- beiterin von Vogel Ingenieu- re prüft den Zustand eines begehbaren Kanals. Oben: Gründer und Geschäfts- führer Markus Vogel mit seiner Frau Gaby Vogel und seinem Kompagnon Jens Biegger (von rechts). Hafen Kehl steigert Güterumschlag Gut drei Prozent Plus KEHL. Der Rheinhafen Kehl hat 2020 rund 4,43 Millionen Tonnen registriert und damit den wasserseitigen Umschlag um 3,4 Prozent gesteigert – im Gegensatz zu den anderen deutschen Oberrheinhä- fen. Das geht aus einer Pressemitteilung der Hafenverwaltung Kehl hervor. Demnach reduzierte sich der wasserseitige Güterumschlag in Mannheim um elf Prozent auf 6,89 Millionen Tonnen, in Karlsruhe um zehn Prozent auf 6,25 Millionen Tonnen, in Breisach um 20 Prozent auf 440.000 Tonnen und in Weil um acht Prozent auf rund 435.000 Ton- nen. 4.043 Schiffe wurden 2020 im Kehler Hafen registriert, 14 Pro- zent mehr als 2019. Fahrwasserbedingt ging die durchschnittliche Lademenge pro Schiff um fast zehn Prozent auf rund 1.100 Tonnen zurück. Den mit Abstand größten Anteil der umgeschlagenen Güter hatten Eisen- und Stahlwaren (69 Prozent) vor Baustoffen (8,4 Pro- zent), Mineralölprodukten (8,1 Prozent), festen Brennstoffen, Getreide und übrigen Gütern. Ende 2020 arbeiteten knapp 4.500 Menschen im Kehler Hafen, ähnlich viele wie ein Jahr zuvor. ine

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