Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe April'21 -Schwarzwald-Baar-Heuberg

6 titel Agilität gilt als neues Zauberwort. Hierarchien scheinen dagegen immer mehr verpönt. Dabei ist gute Führung gar keine Frage von Rangordnung. Zu welchen Modellen Experten raten und wie Firmenchefs aus der Region agieren. Agil, hierarchisch oder etwa beides? Was gute Führung braucht H ierarchie setzt sich zusammen aus den altgrie- chischen Wörtern „hieros“ (heilig) und „arche“ (Herrschaft), bedeutet wörtlich also heilige Herrschaft. Agil kommt vom lateinischen „agilis“ und heißt flink, beweglich. Die Begriffe sind per se keine Ge- gensätze. Auch agile Organisationen haben Hierarchien, meist flache, und umgekehrt können stark hierarchische Strukturen agil agieren. Dennoch hat die Hierarchie ei- nen schlechten Ruf. Man findet kaum ein Unternehmen, das in seinem leitbild stolz darauf verweist. Warum? „Weil Hierarchie in modernen Gesellschaften sehr un- populär ist“, sagt Stefan Kühl. Der Bielefelder Soziolo- gieprofessor und Unternehmensberater sprach kürzlich beim Freiburger Personalkongress auf einladung von erz- diözese, Caritas, Handwerkskammer und iHK Südlicher Oberrhein. Unter dem titel „Vom Aussterben bedroht?“ ging es um das vermeintliche ende der Hierarchie. Macht gibt es auch ohne Hierarchie Organisationen kaschieren oft ihre hie- rarchischen Strukturen, beobachtet Kühl. Und viele verwechseln Hier- archie mit Führung. er definiert die Begriffe so: Führung kann flexibel und situativ sein, ist nicht an be- stimmte Personen gebunden und wird immer wieder neu gesucht. Dagegen sind die Merkmale von Hierarchie eine zeitlich unbegrenzte Festlegung (der Chef ist morgen der gleiche wie Bild: micha 360 - iStock

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