Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe März'21 -Südlicher Oberrhein

51 3 | 2021 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten THEMEN & TRENDS Euro-Airport zählt 71 Prozent weniger Passagiere und büßt die Hälfte des Umsatzes ein Die Flotten standen still D ie Zahl der Passagiere am Euro-Airport (EAP) ist 2020 um 71 Prozent zurückgegangen, von 9,1 auf 2,6 Millionen. Von Ende März bis Ende Juni standen die Flotten von Easyjet und fast allen anderen Fluggesell- schaften am Boden, die Terminals waren menschenleer. „Das hat der Flughafen so noch nicht erlebt“, sagte EAP- Direktor Matthias Suhr bei der Bilanzmedienkonferenz Ende Januar. Die beiden anderen großen Einschnitte für den EAP, die Crossair-Krise 2003 und die Finanzkrise 2009, seien „nicht annähernd“ so gravierend gewesen wie der Einbruch vergangenes Jahr. Denn nach zwei recht positiven Monaten zu Jahresbeginn gab es ab Mitte März praktisch gar keinen Flugverkehr mehr. Ab Juli wurden dann vom EAP zwar wieder 80 der sonst 100 Destina- tionen angeflogen, aber mit niedrigerer Frequenz und Auslastung. Letztere lag 2020 im Durchschnitt aller Flug- gesellschaften bei 62 Prozent, normal sind gut 80 Pro- zent. Es waren weniger Geschäfts- und Urlaubsreisende unterwegs, eher Besucher von Familien und Freunden. Das zeigt auch die Top Ten der Flugziele: Pristina rückte von Platz sechs auf Platz eins, Istanbul von Platz vier auf Platz zwei. Insgesamt zählte der EAP im Passagierver- kehr vergangenes Jahr rund 52.000 Flugbewegungen, knapp 50 Prozent weniger als 2019. Die kommerziellen Flugbewegungen (33.000) gingen sogar um 60 Prozent zurück, während die Bewegungen privater Flugzeuge (knapp 19.000) sogar um 9 Prozent zulegten. Auch beim Frachtverkehr verzeichnete der EAP vergan- genes Jahr eine leichte Zunahme um gut zwei Prozent auf 108.500 Tonnen (2019: 106.000 Tonnen). Das war laut Suhr vor allem auf den Vollfrachtverkehr zurückzu- führen, der um rund 24 Prozent auf 16.745 Tonnen stieg (2019: 13.518 Tonnen). Der EAP war ein Hub für Import und Export von medizinischen und pharmazeutischen Produkten sowie Schutzausrüstungen. Von März bis Mai gab es dafür sogar Zusatzflüge. Auch Krankentransporte für das Spital Mulhouse wurden organisiert. Die Einnahmen des Flughafens stammen zu 80 Prozent aus dem Passagierverkehr. Man habe also agil und flexi- bel auf die Krise reagieren müssen, betonte Suhr. Der Umsatz halbierte sich auf etwa 80 Millionen Euro (2019: 160 Millionen). Die Abschlüsse sind noch nicht fertig, deshalb liegen noch keine definitiven Zahlen zu Gewinn und Verlust vor. Frédéric Velter, Vizedirektor des EAP, schätzte aber, dass das Betriebsergebnis „gerade über einer schwarzen Null“ und das Nettoergebnis bei minus 20 Millionen Euro liegt – „mit Vorsicht, ohne Gewähr“. Im Moment habe der EAP noch genügend Liquidität und könne aus den Reserven zehren. Er hat aber auch schon Kosten gespart, etwa die Ausschreibung für die Modernisierung der Terminalanlagen verschoben und freiwerdende Stellen nicht neu besetzt. Dadurch ging die Zahl der Mitarbeiter der Flughafengesellschaft um 20 auf 380, die der gesamten Flughafenplattform um etwa 500 auf rund 6.000 zurück. Der Ausblick auf das laufende Jahr sei sehr schwierig, sagte Velter. Man rechne mit einem stabilen Frachtgeschäft und plane mit drei verschiedenen Szenarien für die Entwicklung der Passagierzahlen zwischen drei und fünf Millionen. Immerhin: Seinen Nachhaltigkeitszielen hinsichtlich des Fluglärms und der Kohlendioxidemissionen kommt der EAP aufgrund der Krise ein Stück näher. kat Am Boden blieben von März bis Juni 2020 die Flugzeuge von Easyjet und anderen Fluggesell- schaften am Euro-Aiport. Bild: @EuroAirport »Das hat der Flughafen so noch nicht erlebt« Matthias Suhr , Direktor Euro-Airport

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