Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe März'20 -Südlicher Oberrhein

48 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten 3 | 2020 Unternehmen ‐30 ‐20 ‐10 0 10 20 30 Umsatzveränderung WVIB: Abschwung nach zehn Jahren Hochphase Keine Panik, aber Sorge D er Wirtschaftsverband industrieller Unternehmen Baden (WVIB) stellt nach seiner Konjunkturum- frage für das Jahr 2019 fest, dass der konjunkturelle Abschwung in der Breite angekommen ist. Die Mit- gliedsunternehmen meldeten für das gesamte Jahr einen Umsatzrückgang von 0,12 Prozent gegenüber einem Umsatzplus von 8 Prozent im Jahr 2018. Wie WVIB-Hauptgeschäftsführer Christoph Münzer und WVIB-Präsident Thomas Burger Anfang Februar bei ei- nem Pressegespräch ausführten, haben Handelskriege, anwachsender Populismus, internationale Abschottung, Brexit, der Iran-Konflikt und die sich abzeichnende kos- tenbedingte Verlagerung von Teilen der Automobilindus- trie ins Ausland für den Abschwung gesorgt und werfen auch noch weiter ihre Schatten voraus. Der Abschwung könnte länger dauern, auch wenn er nicht so steil ist wie derjenige des Jahres 2009, so meinte Münzer. Grund zur Panik bestehe nicht, Sorgen machten sich hingegen manche Unternehmen schon. Thomas Burger verwies auf mögliche Folgen des Ausbruchs des Corona Virus in China, der wenige Tage zuvor bekannt geworden war: Lieferketten könnten bis nach Deutschland empflindlich getroffen werden. Der Umsatz ist im vergangenen Jahr noch bei 45 Prozent der befragten WVIB-Mitglieder gestiegen (Vorjahres- zeitraum 77 Prozent), bei vier Prozent gleichgeblieben und bei 51 Prozent (2018: 19 Prozent) zurückgegangen. Rückgänge meldeten die Metallverarbeitung (vor allem die Automobilzulieferer) und der Maschinenbau. Ähnlich das Bild bei den Auftragseingängen. Nur noch 29 Prozent meldeten für das vergangene Jahr einen Anstieg (2018: 61 Prozent), 18 Prozent der Befragten gaben gleichblei- bende und 53 Prozent gefallene Auftragseingänge an. Auch hier litten wieder besonders die Metallverarbeitung und der Maschinenbau mit Rückgängen von über acht Prozent. Personal haben immerhin noch 44 Prozent der Unternehmen eingestellt, 16 Prozent haben ihre Mitar- beiterzahl konstant gehalten, und 40 Prozent haben sie abgebaut (inklusive Kurzarbeiter). Die Investitionsquote war leicht rückläufig, lag aber immer noch bei sechs Prozent, besonders kräftig fiel sie mit jeweils über acht Prozent in der Metallverarbeitung und im Kunststoffbe- reich aus. Wie Thomas Burger ausführte, gibt es kein eindeutiges Bild in der Industrie, die Rückwärtsbewe- gung findet in Teilen statt, andere Bereiche haben noch immer Zuwächse. Martin Becker von KNF Neuberger (Hersteller von Gas- und Flüssigkeitsmembranpumpen mit 850 Mitarbeitern) beschrieb ebenfalls ein sehr un- terschiedliches Bild bei seinen Kunden, die sowohl über viele Branchen als auch Firmengrößen gestreut sind. Alexandra Laufer-Müller von AP&S International in Do- naueschingen (Hersteller von Anlagen und Systemen für die Halbleiterindustrie mit 170 Mitarbeitern) erläuterte, dass ihre Kunden - das sind meist sehr große Unter- nehmen - bei den Investitionen im vergangenen Jahr auf Sicht gefahren seien, häufig also erst im letzten Moment bestellt hätten. Dies setzte das Donaueschinger Unter- nehmen wiederrum unter Druck, möglichst flexibel zu reagieren auch mithilfe entsprechender Verinbarungen mit den Beschäftigten. upl Durchschnittliche Umsatz- veränderung der WVIB- Unternehmen in Prozent von 1990 bis 2019. Grafik: WVIB

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