Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe März'20 -Südlicher Oberrhein

19 3 | 2020 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten IHK-Konjunkturumfrage zum Jahresbeginn: Noch keine Entwarnung, aber wieder mehr Optimismus Hoffnung keimt auf D azu beigetragen haben dürfte die Entspannung im Handelsstreit zwi- schen den USA und China. Auch der Drohung, Strafzölle auf europäische Autoimporte zu verhängen, hat die amerika- nische Regierung bisher keine Taten folgen lassen. Dies würde insbesondere die baden- württembergische Automobilindustrie und das weitverzweigte Netzwerk von Zuliefer- betrieben hart treffen – eine Branche, die derzeit ohnehin bereits mit Veränderungen zu kämpfen hat. Anzumerken ist jedoch, dass im Zeitraum der Umfrage das Ausmaß der Coronavirus-Epidemie noch nicht ab- sehbar war. Diese sorgt in China für große Einschnitte ins Wirtschaftsleben. In welchem Maße diese sich im Exportgeschäft baden- württembergischer Betriebe niederschlagen werden, bleibt daher abzuwarten. Geschäftslage: leichte Verluste Während der Blick auf die kommenden zwölf Monate also etwas weniger düster erscheint als im Herbst, gilt dies nicht für die aktuelle Geschäftslage. Der entsprechende Index verliert das vierte Mal in Folge an Boden. Im Vergleich zum Herbst büßt er 3 Punkte ein und steht nun bei 33 Punkten. Mit 44 Prozent kann aber noch immer ein großer Teil der Betriebe eine gute Geschäftslage vorwei- sen, während nur 11 Prozent diese aktuell als schlecht bezeichnen. Grundsätzlich haben die zunehmend skeptischen Ausblicke der vergangenen Umfragen also durchaus Recht behalten, dramatisch sind die Einbußen bei der Geschäftslage der südbadischen Unter- nehmen allerdings bisher noch nicht. Arbeitsmarkt: wenige Effekte Dies lässt sich auch daran ablesen, dass die konjunkturelle Eintrübung bisher wenig Spu- ren auf dem Arbeitsmarkt hinterlässt. Zwar ist die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zum Januar 2019 um 818 auf 21.894 gestiegen. Mit 3,5 Prozent bleibt die Arbeitslosenquote im Kammerbezirk aber weiter sehr niedrig. Auch der plötzliche Anstieg von Anträgen auf Kurzarbeit im vergangenen Herbst hat sich in den vergangenen Monaten nicht fort- gesetzt. Im September 2019 schnellte ihre Zahl in Baden-Württemberg von 4.700 auf 13.100 hoch. Auf diesem Niveau haben sich die Antragszahlen aber seitdem stabilisiert. Damit ist man weit entfernt von den Zahlen aus den Jahren der globalen Finanzkrise, als die Zahl der Anträge bis zu zehnmal höher lag. Bei der Personalplanung stehen die Zei- chen eher auf Stabilität. Zwar gewinnt der Index der erwarteten Beschäftigung 8 Punkte hinzu, verharrt aber mit -5 Punkten im nega- tiven Bereich. 13 Prozent der Unternehmen möchten zusätzliches Personal einstellen, 18 Prozent kalkulieren mit weniger Angestellten in den kommenden zwölf Monaten. Investitionspolitik: verhalten Auch wenn wieder etwas mehr Optimismus als zuletzt bei den Unternehmen vorhanden ist: Einen nachhaltigen Impuls auf ihre Inves- titionsentscheidungen bietet dies noch nicht. Der Index der Inlandsinvestitionen gewinnt lediglich 4 Punkte hinzu und liegt nun mit 3 Punkten wieder knapp über dem Strich. 26 Prozent der Betriebe wollen ihre Investitionen ausweiten, 23 Prozent planen sie zurückzufah- ren. Kapazitätserweiterungen sind zwar mit nun 26 Prozent wieder häufiger als im Herbst (21 Prozent). In den konjunkturellen Hochpha- sen der vergangenen Jahre lag dieser Wert al- lerdings deutlich über 30 Prozent. Fachkräfte: wieder mehr Sorgen Bei der Frage nach den wirtschaftlichen Ri- siken hingegen kann man den leicht verbes- serten konjunkturellen Ausblick stärker be- obachten. Nachdem zuletzt die Sorge um die Nachfrage aus dem In- und Ausland nach oben geschnellt war, geben diese beiden Risikofak- toren leicht nach, während Fachkräftemangel und Arbeitskosten wieder hinzugewinnen. Der Anteil der Unternehmen, die sich um Fach- kräfte sorgen, steigt von 56 Prozent auf 62 Prozent an und bleibt die größte Sorge. Die damit einhergehenden steigenden Arbeitskos- ten nennen nun 45 Prozent der Unternehmen (plus 5 Prozent) als Risikofaktor. Während also in konjunkturell schwierigen Phasen kurzfris- tig die Nachfrage in den Vordergrund rückt, bleiben Fachkräftemangel und Arbeitskosten langfristig die dominanten Problemfelder der Unternehmen der Region. Norbert Uphues Kontakt: Norbert Uphues 0761 3858-117 norbert.uphues@freiburg.ihk.de 2020 beginnt für die Unterneh­ men in Südbaden mit der Hoff­ nung, dass sie auch in diesem Jahr von einer Rezession ver­ schont bleiben. Nachdem der In­ dex der Geschäftserwartung im Herbst mit -6 Punkten erstmals seit sechs Jahren in den nega­ tiven Bereich abgeglitten war, stabilisiert er sich zum Jahresbe­ ginn nun wieder bei 12 Punkten. So übersteigt der Anteil der optimistischen Unternehmen mit 24 Prozent wieder jenen der pessimistischen mit 12 Prozent. -70 -50 -30 -10 10 30 50 70 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Geschäftslage Geschäftserwartung Erwartete Beschäftigung

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