Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Februar'20 - Extra: 900 Jahre Freiburg

900 Jahre Freiburg 2 | 2020 Beilage | IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten 3 Bilder: Erzbischöfliches Ordinariat Freiburg i.Br., Bildarchiv, Aufnahme Peter Trenkle täten auf, die 1997 zur Eröffnung eines der heute deutschlandweit größten Schaubergwerke führten. Münsterbauhütte Ein zweiter sehr alter Wirtschaftsbetrieb in Freiburg ist die Münster- bauhütte, die von circa 1200 bis 1536 (Fertigstellung des Chores und damit Bauende) für den Bau und seither für die Instandhaltung dieser Großkirche sorgt. Die Bauhütte wurde zunächst wahrscheinlich von den Grafen von Freiburg, jedoch bald auch oder ausschließlich von den Bürgern der Stadt unterhalten. In ihr arbeiteten je nach Finanzen und Arbeitsanfall der Baumeister und der Parlier sowie drei bis 15 festangestellte Steinmetze, darüber hinaus wohl eine ganze Reihe von wandernden Steinmetzen und Angehörigen anderer Gewerke. Sie er- richteten den Großteil des Münsters inklusive des Turms bis Mitte des 14. Jahrhunderts. Dann gab es eine fast hundertjährige Pause, bis an- schließend innerhalb von 70 Jahren der Chor gebaut wurde. Die Arbeit am Münster erforderte auch den Betrieb von Steinbrüchen: zunächst am Lorettoberg, später in Tennenbach und Heimbach im heutigen Landkreis Emmendingen. Die Münsterbauhütte war über Jahrhun- derte in der heutigen Herrenstraße untergebracht, seit 1912 hat sie ihre Gebäude in der Schoferstraße am Schlossbergring. Finanziert wird sie heute vom seit 1890 bestehenden Münsterbauverein (siehe auch Seite 10). Dieser ist für das Äußere des Münsters zuständig, für das Innere inklusive Fenster das erzbischöfliche Ordinariat (das Münster ist seit 1827 Kirche des Erzbischofs der Diözese Freiburg). Zunftwesen Ab Ende des 13. Jahrhunderts bildete sich eine Wirtschaftsstruktur aus, die die folgenden Jahrhunderte bis in die badische Periode (ab 1806) bestimmen sollte: die Zünfte. 1368 unterstellte sich die Freiburger Bürgerschaft dem Schutz der Habs- burger und damit Österreichs. In der Stadt gab es erst 19, später 12 Zünfte mit insgesamt 70 Handwerken. Die- se Zünfte waren diejenigen der Reb- leute, der Zimmerleute, der Schneider, der Metzger, der Schmiede, der Küfer, der Krämer, der Schuhmacher, der Tucher, der Maler, der Bäcker und der Gerber. Zünfte wirkten wie Schutzgemeinschaften des kleinen Handwerks, sie beschränkten die Zahl der Betriebe, der Beschäftigten, führten die Meisterpflicht und die Ausbildung ein, waren später ein Schutzwall gegen den Einsatz von aufkommenden Maschinen sowie Großinvestoren. Im Jahr 1500 gab es neben 20 ad- ligen Familien, knapp 500 Geistlichen und Klosterleuten sowie circa 350 Uni-Angehörigen (die Universität war 1457 gegründet worden) 1.000 Familien, die in Zünften organisiert waren, allerdings nicht nur Meister, sondern auch Tagelöhner und Arbeiter. Insgesamt lebten circa 6.000 Leute in der Stadt, Freiburg war damit eine größere Mittelstadt, vergleichbar Schaffhausen oder Konstanz. Die Zünfte dienten auch der Verteidigung der Stadt, sie mussten eine bestimmte Anzahl von Männern in Waffen bereitstellen, wenn Not am Mann war. Ab circa 1510 wurde das historische Kaufhaus gebaut, es diente der Erfassung der in die Stadt gebrachten Waren sowie der Zollerhebung. Aus der Kaufleutestadt der ersten Jahrhunderte wurde im Hoch- und Spätmit- telalter die Handwerker- beziehungsweise Zünftestadt. Mitte des 16. Jahrhunderts hatte Freiburg viele Jahre mit Naturkatas- trophen wie Hagel, Niedrig- und Hochwasser sowie ungewöhnlichen Kälteperioden zu kämpfen, 1570 gab es eine Hungerkrise. Dies war auch die Zeit der großen Pestepidemien. Von 1473 bis 1633 fiel Freiburg alle paar Jahre einer neuen Pestwelle zum Opfer, diejenige im Diese beiden Szenen aus dem Tulenhauptfenster des Freiburger Münsters zeigen den Silberbergbau, der mit der Siedlung Dieselmuot auf dem Schauinsland begann. Das Fenster entstand zwischen 1320 und 1335.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ2MDE5