Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Februar'20 - Extra: 900 Jahre Freiburg

11 2 | 2020 Beilage | IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten betrieb, der heute noch Steinmetze und Steinbildhauer ausbildet, als Bauhütte für das Freiburger Münster. Danach war diese zwar kein Bauunternehmen mehr, die von der Stadt angestellten Mitarbeiter kümmerten sich dafür um die Instandhaltung des Münsters. Seit 1890 wird die Bauhütte vom Freiburger Münsterbauverein getragen, ist für den Erhalt des äußeren Mauerwerks zuständig und betreibt außerdem den Münsterladen, in dem Steine, Wein und andere Souvenirs verkauft werden. Mit der Bezeichnung „Ältester Gasthof Deutschlands“ schmückt sich das Hotelrestaurant „Zum Roten Bären“ in der Freiburger Altstadt. Bis 1311 reicht die lücken- lose Wirtsliste, die damals mit dem Geschlecht der Bienger begann und die bis hin zu den heutigen Ge- schäftsführern Christoph Glück und Christian Böhler reicht. Von den Ursprüngen zeugt eine Inschrift auf der Fassade des Gebäudes, dessen Fundamente sogar aus der Zeit der Stadtgründung stammen. Wie das Gebäude damals genutzt wurde, steht nicht fest. „Vor 1311 kann es auch schon ein Gasthaus gewesen sein, muss es aber nicht“, sagt Peter Kalchthaler, Leiter des Freiburger Museums für Stadtgeschichte. Der Rote Bär sei aber auf jeden Fall das älteste urkundlich nachge- wiesene Gasthaus Deutschlands. Fest steht zudem, dass Nese und Hanman Bienger, die das Haus vermut- lich im 14. Jahrhundert in dritter Generation führten, ihren Gästen unter anderem geröstete Breischeiben servierten, die sie täglich frisch zubereiteten. Dies schreibt die langjährige Bärenwirtin Monika Hansen in ihrem 2009 im Rombach-Verlag erschienenen „Buch vom Roten Bären in Freiburg“. In die Zeit von Nese und Hanman Bienger fällt auch das Jahr 1387, in dem der Name „Zum Roten Bären“ zum ersten Mal erwähnt wurde. Das Hotelrestaurant ist damit der älteste IHK- Mitgliedsbetrieb Freiburgs, den es heute noch gibt. Apotheken aus der Frühen Neuzeit Die ältesten noch bestehenden Freiburger Betriebe, die in der Frühen Neuzeit, also etwa zwischen 1500 und 1800, gegründet wurden, sind zwei Apotheken: Die von Michael Walter betriebene Löwen Apotheke am Bertoldsbrunnen wurde im Jahr 1662 zum ersten Mal urkundlich erwähnt, wie es auf der Website heißt. Die IHK Südlicher Oberrhein führt das Jahr 1775 als Grün- dungsdatum. Die Hof-Apotheke, die heute Gabriele Bär führt und die nur wenige Schritte davon entfernt in der Freiburger Kaiser-Joseph-Straße liegt, ist nach eigenen Angaben die älteste Apotheke der Stadt. Laut IHK- Stammdatenregister gibt es sie bereits seit 1737. Dass im 18. Jahrhundert, aber auch schon zuvor, in Freiburg und andernorts viele Apotheken entstanden sind, liegt laut Peter Kalchthaler daran, dass sich etwa ab dem Jahr 1500 das Medizinwesen weg von den Spitälern entwickelt hat, die Berufe des Arztes und des Phar- mazeuten voneinander getrennt wurden, sich zudem die akademische Ausbildung beider etablierte und die Ausgabe der Medikamente nicht mehr mit den Spitä- lern verknüpft wurde. Nach und nach eröffneten in den Städten Apotheken. „Im 16. Jahrhundert hatte[n] sie sich als stabile und unverzichtbare Institution[en] der städtischen Gesundheitspflege etabliert. Im 17. Jahr- hundert begegnen [wir] häu- figer bereits drei oder vier Apotheken in einer größe- ren Stadt“, heißt es in einer Chronik auf der Website des Deutschen Apotheken- museums. Das Sortiment war allerdings anders als heute. Medikamente wur- den bereits hergestellt und verkauft, aber auch Zucker- werk, Marzipan, Liköre und Branntwein. Beide Häuser, die Löwen- und die Hof- Apotheke, wurden 1944 beim Bombenangriff auf Freiburg, so wie der Groß- teil der Freiburger Innen- stadt, zerstört und einige Jahre später wiederaufge- baut. Wohl bis ins 17. Jahrhundert erstrecken sich laut Peter Kalchthaler die Wurzeln der Freiburger Unternehmerfa- milie Brenzinger – angefan- gen von einem Maler über das 1872 gegründete und vor dem Ersten Weltkrieg größte Bauunternehmen Freiburgs bis hin zu den Immobilien- und Hausver- waltungsunternehmen der Familie, die es heute noch gibt. Das laut IHK-Stammdaten- register älteste noch be- stehende Unternehmen der später eingemeindeten Stadtteile stammt aus dem 18. Jahrhundert: das Hotel Hirschen in Lehen. 1740 wurde das Haus als Stube gegründet, später zu Stube-Hirschenpost umbenannt. Heute ist es ein Ferien- und Businesshotel mit Restau- rant und wird von Vater und Sohn, dem Küchenmeister Werner und dem Hotelmanager Elias Baumgartner, in sechster beziehungsweise siebter Generation geführt. Wurzeln der kommunalen Betriebe Auch die Geschichte der städtischen Unternehmen geht bis zum Ende des 18. Jahrhunderts zurück. Da- mals gründeten die Zünfte, die viele Jahrhunderte Der goldene Bär ist das Er- kennungszeichen des Roten Bären, der steinerne Löwe das der gleichnamigen Apo- theke am Bertoldsbrunnen. Bilder: Maerz

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