Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Januar '20 - Hochrhein-Bodensee

50 IHK Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten 1 | 2020 D iese Unternehmen, so machte IHK-Präsidentin Birgit Hakenjos-Boyd bei ihrer Begrüßung deut- lich, sehen sich derzeit drei parallelen Heraus- forderungen gegenüber: Die Weltwirtschaft kühlt ab, angesichts der weltweiten politischen Unsicherheiten fehlt die Investitionssicherheit, und die Automobilwirt- schaft befindet sich in einem strukturellen Wandel. Gewaltige Investitionen in nachhaltige Antriebsformen, autonomes Fahren, neue Mobilitätskonzepte und die Automobilproduktion 4.0 werden getätigt, so die IHK- Präsidentin. Die deutschen Automobilindustriezulieferer würden den Strukturwandel nicht verschlafen oder gar verhindern. Vielmehr seien sie selbst zentraler Teil des Strukturwandels, 80 Prozent der Wertschöpfung in der Automotive-Kette stamme von ihnen. WVIB-Präsident Thomas Burger plädierte für einen nachhaltigen und technologieoffenen Wandel. „Eine einseitige Fokussierung auf batteriebetriebene Elekt- romobilität, bestehend aus chilenischem Lithium, kon- golesischem Kobalt und indonesischem Nickel, ange- trieben durch Kohlestrom aus der Steckdose, hilft beim Umweltschutz nicht weiter“, so Burger. Klimaneutrale Mobilität bedeute, dass jedes Fortbewegungsmittel einer ganzheitlich betrachteten Umweltbilanz bedürfe, nur eine faire Rechnung könne zeigen, welche Techno- logien sich in Zukunft durchsetzen könnten. Hanns-Peter Knaebel , Vorstandsvorsitzender der Röchling-Gruppe, die für rund 1,2 Milliarden Euro Au- tomobilteile aus Kunststoff verkauft und damit über die Hälfte ihres Gesamtumsatzes erzielt, führte aus, dass die Politik Technologieoffenheit propagiere, dabei aber den batteriebetriebenen Elektroantrieb gegenüber der Wasserstofftechnologie und dem Hybridantrieb priori- siere. Industrieseitig seien die Mittel, die in Forschung und Entwicklung gingen, für die nächsten fünf bis acht Jahre in die E-Mobilität vergeben. Knaebel rechnet da- mit, dass der weltweite Automobilmarkt während der nächsten Jahre bis zu elf Prozent zurückgeht. Der Ver- brenner bleibe zwar relevant, aber das batteriebetrie- bene Auto werde das einzige Wachstumsfeld sein. Eine Konsolidierung unter den Zulieferern sei unvermeidbar. Er empfahl den Firmen, ihren Markenkern jeweils stark auszubilden und nach Möglichkeit Produkte zu entwi- ckeln, die andere nicht anbieten könnten, um damit dem Preisdruck ein Stück weit zu entgehen. Dieter Becker , bei der Wirtschaftsprüfungs- und Be- ratungsgesellschaft KPMG als „Global Head of Auto- motive“ tätig, sah die Branche mehreren Megatrends gegenüber: zum einen der Einordnung der Fahrzeug- Automotive-Gipfel von IHK und WVIB Schwierige Antworten In Donaueschingen trafen sich circa 150 Teilnehmer zur dritten Auflage des Automotive-Gipfels von IHK Schwarzwald-Baar-Heu- berg und Wirtschaftsverband industrieller Unternehmen Baden (WVIB Schwarzwald AG). Im Bezirk der IHK sind circa 1.000 Unter- nehmen mit 60.000 Mitarbeitern im Automotive-Cluster tätig, im Verbandsgebiet des WVIB sind es 300 meist größere Firmen. »Die Zulieferer sind zentraler Teil des Struk- turwandels – sie verschlafen ihn nicht« Birgit Hakenjos IHK-Präsidentin

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