Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Oktober '19 -Südlicher Oberrhein

10 | 2019 Wirtschaft im Südwesten 35 Während die deutschen Einzelhändler zögerten, waren die briti- schen, die On- und Offlineverkauf schon länger verbanden, be- geistert. So sorgte denn auch ein Großauftrag der Kaufhauskette Marks&Spencer für einen ersten Durchbruch. Zudem stand schon früh AMC, eine der größten US-amerikanischen Kinoketten, auf der Referenzliste. Hierzulande zeigte zunächst die Gastronomie Interesse, der Selbstbedienungs-Italiener Vapiano beispielsweise. Auch bei McDonald´s ist die Wahrscheinlichkeit groß, an einem „po- lytouch“ zu bestellen. Etwa 70 Prozent der Terminals in deutschen Filialen der Fastfoodkette stammen von Pyramid. Nun zieht der Einzelhandel nach. Edeka setzt die Terminals ein, um Kunden über Inhaltsstoffe zu informieren. Zu Breuninger, Deichmann, Tchibo, XXXLutz und anderen gibt es Kontakte. „Wir sind in dem Markt der Kioske unter den Führenden“, sagt Hansen. Rund 5.000 Terminals verkauft Pyramid pro Jahr, damit trägt die Sparte etwa 60 Prozent zum Umsatz bei, der 2018 insgesamt bei 65 Millionen Euro lag. Das Unternehmen beschäftigt aktuell 125 Mitarbeiter, davon etwa 50 in Thüringen, die anderen am Hauptsitz in Freiburg. Viele Arbeiten sind an regionale Partner vergeben. Der Freiburger Metallspezialist Zentner fertigt beispielsweise fast alle Terminalgehäuse. „Wir stehen noch ganz am Anfang“, meint Hansen. Die Zahlen könn- ten deutlich steigen, denn es gebe viele weitere Anwendungsmög- lichkeit für den Vielkönner „polytouch“. Überall, wo etwas gedruckt oder gescannt werden muss, sticht das Terminal das Smartphone – beispielsweise bei der Digitalisierung von Bankdienstleistungen, beim Ticketverkauf von ÖPNV und Freizeiteinrichtungen oder bei Reservierungen in Hotels. Parallel widmet sich Pyramid der soge- nannten Indoor-Lokalisierung. So kann zum Beispiel ein Gast, der in einem Restaurant am Terminal bestellt hat, einen Puck bekommen, mit dem die Bedienung ihn lokalisiert. Von dieser Technologie, die im Paket mit Terminals angeboten wird, verspricht sich Hansen Zugang zu neuen Branchen. Behörden oder Krankenhäuser könnten sie als „Wartemanagementlösung“ verwenden. Jedenfalls bereitet sich Pyramid auf Kapazitätssteigerungen vor. Es ist beispielsweise eine Fertigung in den USA im Gespräch. „Wir sind jetzt besser aufgestellt als je zuvor“, sagt Hansen. In dieser „tollen wirtschaftlichen Situation“ verlässt der Gründer sein Baby, weil er gemeinsam mit seinem Sohn neue Projekte starten will. Hansen bleibt zwar Gesellschafter und Berater von Pyramid, übergibt die ope- rative Geschäftsführung aber an den 42-jährigen Josef Schneider, der zuletzt für ein Schweizer Unternehmen gearbeitet hat. Niko Hensler ist weiterhin geschäftsführender Gesellschafter. kat Die sogenannten Kioske werden beispielsweise im Lebens- mitteleinzelhandel (links), zur Verknüpfung von Off- und Onlineverkauf (Mitte) oder zur Essensbestellung in Selbst- bedienungsrestaurants (rechts) eingesetzt.

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