Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Oktober '19 -Südlicher Oberrhein

Wirtschaft im Südwesten 10 | 2019 34 Unternehmen Pyramid Computer Gut aufgestellt FREIBURG. Unterwegs zu sein, ist für Frieder Hansen ein biss- chen wie eine Zeitreise durch seine Firmengeschichte. In eini- gen Fotogeschäften, etwa dem Klick Fotoland in der Freiburger Innenstadt, findet der 58-Jährige noch alte Agfa-Automaten mit Pyramid-Technik, in Parkhäusern begegnet ihm beim Zahlen am Parkscheinautomaten die eigene Technik, und in vielen Restau- rantketten bestellt er an Terminals aus seinem Haus. Die unter- schiedlichen Produkte und Kunden zeigen auch die Höhen und Tiefen, die Pyramid seit 1985 erlebt hat. Anfangs waren Hansen und Hensler auf Rechner für den Heimbedarf spezialisiert. Die Computer verkaufte Pyramid viele Jahre auch direkt. Von 1989 bis 2000 gab es einen Abholmarkt im Firmengebäude auf der Haid. Mit der wachsenden Zahl von SB-Computermärkten verschlech- terte sich aber dieses Geschäft. „Und als Aldi anfing, Computer zu verkaufen, war Schluss“, berichtet Hansen. „Wir hätten jammern können oder in andere Märkte gehen.“ Man entschied sich für Letzteres und verlegte den Schwerpunkt auf die Industrie. Pyramid produziert bis heute Steuerungseinheiten für viele unterschiedliche Anwendungen und Kunden – beispiels- weise die Computer für Postsortieranlagen von Siemens oder für Elektronenmikroskope von Zeiss. Im Jahr 2005 erlitt allerdings die Industriesparte einen herben Dämpfer aufgrund der Insolvenz des Filmherstellers Agfa, für den Pyramid wie erwähnt sogenannte Mini­ labs ausstattete. „Das war ein Rieseneinschnitt“, erinnert sich Han- sen. Wieder musste sich das Unternehmen neu erfinden, brauchte es ein neues Konzept. Denn andere Industriekunden ließen sich damals für einen deutschen Hersteller immer schwieriger gewinnen. Große Teile des Geschäfts waren nach Fernost abgewandert, was auch für sinkende Preise sorgte – bei steigender Leistung. Das war allerdings nicht der Grund, warum Pyramid 2007 seine Produktion von Freiburg ins thüringische Amt Wachsenburg verlegte. Man zog vielmehr dahin, wo ausreichend Mitarbeiter zu finden waren. Was war die Alternative zu Privat- und Industrie-PCs? Während Hansen und Hensler darüber grübelten, kam 2007 das erste „iPhone“ auf den Markt, revo- lutionierte mit seinem Touchscreen die Anwender- gewohnheiten und brachte die Pyramid-Chefs auf eine Idee: eine Art großes Smartphone, das per Finger bedient wird, beispielsweise von Kunden in Einzelhandel oder Gastronomie. Dafür mussten sie allerdings erst eine eigene Technologie entwickeln, denn so große Touchbildschirme gab es Ende der Nullerjahre nicht. Zusammen mit dem Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation in Stuttgart tüftelten ihre Entwickler daran. 2012 präsentierte Pyramid dann das nach eigener Darstellung weltweit erste großformatige „Multi-Touch-System“. Der „polytouch“ bescherte den Freiburgern große Bekanntheit in der Branche, zunächst allerdings wenige neue Kunden, weil die ersten Geräte noch teuer waren. Sie starteten klassisch in der Garage: 1985 haben die Studenten Frieder Hansen und Niko Hensler die Freiburger Computerschmiede Pyramid gegründet. Das Produktspektrum hat sich in den knapp dreieinhalb Jahrzehnten immer wieder erweitert und verändert. Mittler- weile tragen Selbstbedienungsterminals wie die abgebildeten den größten Teil zum Umsatz bei. »Wir sind im Markt der Kioske unter den Führenden«

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ2MDE5