Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Juli'18 - Hochrhein-Bodensee

7+8 | 2018 Wirtschaft im Südwesten 55 Was führt einen Recyclingunternehmer nach Vietnam? Bei uns spielt neben dem eigentlichen Recyclingvorgang der An- und Verkauf von Roh- stoffen eine große Rolle. Auf dem ohnehin gesättigten deutschen Markt gibt es nun aufgrund der geänderten Verpackungs- und Gewerbeabfallverordnung ein Überangebot gesammelter Rohstoffe. Wir stehen daher vor der Herausforderung, neue Absatzmärkte im Ausland zu erschließen. Genau deshalb habe ich mich der Reise angeschlossen. Wie war die Reise organisiert, wie läuft so eine Tour ab? Um die Umsetzung kümmert sich die Beratungsfirma AHP International gemeinsam mit vietnamesischen Partnern. Sie haben außer individuellen B2B-Meetings eine Präsenta- tionskonferenz organisiert, die vor breitem Abnehmerfachpublikum stattfand. Außerdem gab es intensive Diskussionen und Briefings mit vietnamesischen Branchenexperten sowie eine umfassende Zielmarktstudie, die wir zur Vorbereitung auf die Reise bekom- men hatten und die dazu beitrug, den vietnamesischen Markt und seine Besonderheiten besser kennenzulernen. Welches Ergebnis hatte die Reise für Sie? Sie war ein voller Erfolg. Ich hatte während der fünf Tage sieben vielversprechende Meetings mit vietnamesischen Abnehmern. Zwei dieser Kontakte sind mittlerweile zu dauerhaften Abnehmern unserer Wertstoffe geworden. Mit weiteren fünf Abnehmern stehen wir noch in Verhandlung, gehen aber davon aus, dass sie mittelfristig weitere feste Kunden werden. Wir rechnen in den nächsten drei Jahren mit Aufträgen in einer Größenordnung von rund 20 Millionen Euro. Hätten Sie das auch ohne das Markterschließungsprogramm geschafft? Die Kontakte könnte man auf eigene Faust in der kurzen Zeit nicht knüpfen. Ohne das Markterschließungsprogramm wäre der gleiche Erfolg nur mit einem wesentlich höheren zeitlichen und finanziellen Aufwand erzielbar gewesen. Der Effekt des offiziellen, mit dem Bundesadler geschmückten Charakters der Delegation ist nicht zu unterschätzen. Dadurch und durch die kompetente Begleitung einer Vertreterin des Bundeswirtschaftsministe- riums haben sich Türen geöffnet, vor allem auch zu offiziellen Stellen und Verbänden in Vietnam, die sonst wahrscheinlich verschlossen geblieben wären. Und schließlich lernt man unter den Mitreisenden ja auch potenzielle Mitstreiter, Abnehmer oder Zulieferer kennen, die ebenfalls sehr wertvoll sein können. Werden Sie an weiteren Reisen des Markterschließungsprogramms teilnehmen? Mit Sicherheit. kat ZUR PERSON Arne Koch (37) ist studierter Betriebs- wirt und Geschäftsführer der Fischer Rohstoffe GmbH in Achern, die seit 2013 der Fischer Gruppe angehört. Die Gruppe ist auf das Recycling von sogenanntem expandierten Polystyrol, besser bekannt unter den Handelsnamen airpop und Styropor, spezialisiert. Fischer verarbei- tet und konfektioniert die Kunststoffe an insgesamt zehn Standorten für seine na- tionalen und internationalen Kunden. Die Fischer Rohstoffe GmbH beschäftigt 13 Mitarbeiter und setzt rund 20 Millionen Euro jährlich um. Die Gruppe zählt rund 220 Mitarbeiter und einen Jahresumsatz von etwa 60 Millionen Euro. » Türen haben sich geöffnet « Um speziell kleinen und mittleren Unternehmen zu helfen, auf neuen Auslandsmärkten Fuß zu fassen, bietet das Bundeswirt- schaftsministerium ein Markterschließungsprogramm. Arne Koch, Geschäftsführer der Fischer Rohstoffe GmbH aus Achern, hat im April 2017 an einer solchen Geschäftsanbahnungsreise nach Vietnam teilgenommen. Über Gründe für und Erfolge von dieser Reise berichtet er hier. Informationen zum Markterschließungs- programm und zu den Destinationen unter www.ixpos.de/ markterschliessung markterschliessung@ bmwi.bund.de oder bei S usi Tölzel, Tel. 0761 3858-122 susi.toelzel@ freiburg.ihk.de Interview über Geschäftsanbahnungsreisen

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