Wirtschaft im Südwesten
3 | 2018
18
REGIO
REPORT
IHK Hochrhein-Bodensee
17
Neujahrsempfang in Schopfheim
„Neues Ausmaß an Veränderungen“
19
Bilder vom Empfang
22
Veranstaltung zur Digitalisierung
Mehr Chance als Risiko
23
Traditionelles Jahresgespräch
Pharma, Chemie und Verwaltung
24
Serie: Wirtschaft digital
Interview mit Andreas Bildstein
26
Profile-Veranstaltung
Zahoransky öffnete Pforten
27
Wirtschaftsrecht für Unternehmer
Arbeitsrecht intensiv 1 im März
28
IHK-Konjunkturumfrage
Mit Rückenwind ins neue Jahr
30
Unternehmenswerkstatt
Azubimarketing und
Arbeitgeberattraktivität
31
Wirtschaftsjunioren
Die Bodenseeregion im Fokus
32
Lehrgänge und Seminare der IHK
INHALT
lokaler Ebene. Dass nach 60 Jahren Wachstum der EU nun im Zuge
des Brexits erstmals ein Mitgliedsland die Union verlässt, stimmt
den überzeugten Europäer nachdenklich. „Wenn 28 Länder meinen,
sie könnten in einer globalisierten Welt nicht mit-, sondern nebenei-
nander antreten, werden sie marginalisiert“, mahnte Bosbach und
erntete dafür Zwischenapplaus. Andere Themen, die ihn umtreiben,
sind die Entsolidarisierung innerhalb der EU, die sich insbesondere
bei der Verteilung von Flüchtlingen offenbart, und die zunehmende
Politik- oder eher Parteienverdrossenheit. „Wieso gibt es eine so
große Diskrepanz zwischen Wählern und Gewählten“, fragt sich der
ehemalige Bundestagsabgeordnete. Er fürchtet, dass Neuwahlen
diesen Trend noch verstärken würden.
Bosbach referierte frei, beeindruckte mit vielen Zahlen sowie Fak-
ten und verstand es immer wieder, mit flapsig-lustigen Anmerkun-
gen für Erheiterung zu sorgen. „Es hat richtig Spaß gemacht, ihnen
zuzuhören“, lobte denn auch IHK-Präsident Conrady seinen Gast,
dem er als Erinnerung ein Puzzle und zwei Bildbände der Region
mitgab. Conrady selbst hatte zuvor in seiner Rede die Gedanken
um das Thema Zeit kreisen lassen. Wie unterschiedlich sie einem
vorkommt – mal fast stehen bleibend, mal rasend schnell – und wie
es tatsächlich scheint, als liefen die Uhren nicht überall gleich. Als
ein Beispiel „drastischer Ungleichheiten“ nannte Conrady die EU,
deren Integrationsprozess an Fahrt verloren hat und sogar droht,
sich zurückzudrehen. Die politischen Uhren generell bezeichnete er
als eher langsam, was sich auch an der ausgebremsten Umsetzung
von Großprojekten zeige, während die Wirtschaft schneller laufe,
wachse und immer mehr Menschen beschäftige. Insbesondere bei
neuen, internetbasierten Geschäftsmodellen und vor allem bei der
Digitalisierung scheine die Zeit dagegen zu rasen. Wir müssten mit
den Spannungen, die sich aus diesen Ungleichheiten ergeben, zu-
rechtkommen und sollten gleichzeitig die Chancen, die die neuen
Technologien bieten, verantwortungsvoll nutzen. „Die Welt offen
halten, Europa zusammenhalten, den Kopf immer oben halten und
den Blick stets nach vorne richten“, lauteten die Wünsche des IHK-
Präsidenten fürs neue Jahr.
kat
Ehrengast Wolfgang Bosbach
(links) verstand es, seine
Zuhörer in Schopfheim kurz-
weilig zu unterhalten. Über un-
terschiedliche Wahrnehmung
von Zeit sprach Gastgeber
Thomas Conrady (rechts).
Bilder: Weniger